Montag, 28. November 2016

Es braucht ein Dorf...

Wieder ist ein Wochenende um. Wieder eines, das wir wie immer komplett selbst gestalten mussten. Keine Möglichkeit, zu den Großeltern zu fahren und sich bekochen zu lassen. Keine Verwandten in der Stadt, wo wir uns zum Kaffeetrinken einladen könnten. Keine Geschwister mit ähnlich alten Kindern, wo man sich austauschen kann. Keine Chance, die Kinder mal einen Tag oder gar das ganze Wochenende zu den Großeltern zu geben. Kein Onkel, der uns mal besucht und mit den Kindern spielt. Niemand, der unter der Woche die Kinder mal von der Kita abholt. Keiner, der mal einen Ausflug mit den Kindern macht, damit wir ein Buch lesen, das Wohnzimmer streichen, die verstreuten Weihnachtsgeschenke sichten oder irgendwas zu zweit erledigen können. Niemand, der uns entlastet. Unsere "Entlastung" ist die Kita, unter der Woche, wenn wir arbeiten. Daneben gibt es nichts und niemanden.

Früher gab es manchmal einen Kindertausch mit befreundeten Familien. Das betraf nur den Großen und war eine willkommene Abwechslung. Leider ist das bis auf wenige Ausnahmen längst vorbei. Auch starteten wir mal eine langwierige Babysittersuche, die zuletzt (vor 1,5 Jahren) deshalb scheiterte, weil die Kinder deutlich äußerten, nicht mehr mitgehen zu wollen (sie sollten alle paar Wochen mit der Babysitterin 2 h rausgehen, damit wir zuhause Ruhe haben). Sie sollen ja auch gern am Wochenende zuhause sein und ich möchte mit ihnen Dinge unternehmen und Zeit verbringen. Mittlerweile ist es auch viel einfacher und schöner geworden, am Wochenende, an Feiertagen oder nachmittags zusammen zu sein. Aber es ist mühsam, keinerlei feste Anlaufstelle zu haben, wo man einfach mal hinfahren und bleiben kann. Niemanden zu haben, der kommt und hilft. Zum Beispiel, wenn ein Elternteil krank ist und der andere sich mit den Kindern hinausquälen muss, weil es zuhause sonst keine Ruhe gibt. Oder wenn man mal kein Mittagessen kochen will. Oder wenn man selbst mal Abstand braucht.

Meine Eltern wohnen 300 km weg und kommen ca. 3 Mal im Jahr für ein paar Tage nach Berlin. Bei den beiden letzten Besuchen war eines bzw. waren beide Kinder krank, d.h. es gab kaum ein zusätzliches freies Zeitfenster für uns. Die Kinder lieben sie zwar, haben aber logischerweise keine so enge Bindung zu ihnen, was sich zum Beispiel in der Weigerung der Kleinen zeigt, mit ihnen aus der Kita wegzugehen, wenn sie sie ein Mal abholen. Die Schwiegereltern leben leider nicht mehr. Das heißt für mich, der Mann kann und wird NIE mit den Kindern zu seinen Eltern fahren. Ich werde also nie mal für ein paar Tage allein zuhause sein. War ich, seit wir die Kinder haben, noch nie und werde es wohl noch sehr lange nicht sein. Der Mann kam auch erst zwei Mal in knapp 6 Jahren in diesen Genuss, da mir die Entfernung zu meinen Eltern zu groß ist, ich keine Gerne-Autofahrerin bin und dort die Platzverhältnisse beengt sind. Da wäre dann das Wochenende noch weniger erholsam als zuhause. Mit den Kindern ganz allein wegzufahren und an einem fremden Ort ohne Unterstützung zu sein, ist mir immer noch zu anstrengend und zu riskant (z.B. bei Krankheit). Dem Mann geht das ähnlich. Das sähe anders aus, wenn wir regelmäßig und einzeln zu Eltern oder Schwiegereltern fahren könnten.

Täglich sehe ich in der Kita Kinder, die sich freuen, wenn sie von ihren Großeltern abgeholt werden. Bei vielen Kindern kenne ich die Großeltern, weil diese regelmäßig kommen. Oft lese ich, wie Eltern ihre Kinder am Freitag zu den Großeltern geben und am Sonntag wieder abholen. Oder die Kinder sogar einen längeren Urlaub bei den Großeltern machen. Ich kriege mit, wie sich Familien bei Verwandten bekochen und verwöhnen lassen und die Kinder mit Neffen und Nichten aufwachsen. Oder die Oma mal kommt und mit dem Enkel spielt. Am Wochenende sehen wir im Park oft Großeltern, auch betagtere, die allein mit ihren Enkeln unterwegs sind. Das ist uns leider alles nicht bzw. äußerst selten vergönnt. Ja, ich weiß, wir haben das selbst gewählt, weil wir beide aus unseren Geburtsstädten weggezogen sind. Schade ist es trotzdem und es rächt sich jetzt. Und wer wusste das schon, als er mit 19 wegging, dass man eine eigene Familie eigentlich kaum ohne Unterstützung wuppen kann? Wir tun das seit fast 6 Jahren und es geht an die Substanz. Egal ob gesund oder krank, kraftlos oder energiegeladen, gut gelaunt oder lustlos - wir müssen uns selbst um die Kinder kümmern, weil wir niemanden haben, der uns dabei unterstützt. Es geht nicht darum, die Kinder abzuschieben, sondern um Verteilung der Last auf mehrere Schultern, wodurch die Belastung von Eltern mit Sicherheit deutlich verringert wird. Das fehlt bei uns völlig und wir merken das deutlich an unserem Energielevel. Natürlich muss man es akzeptieren, man kann es ja nicht ändern, aber nach fast 300 Wochenenden seit der Geburt des Großen, die selbst gestaltet und allein gewuppt werden mussten, nach weit über 2000 Gängen zur und von der Kita ohne einen stellvertretenden Abholer und null familienlosen Nächten für mich zuhause kann man schon mal konstatieren, dass da definitiv Hilfe fehlt. Nicht nur die rein zeitliche und kräftemäßige Unterstützung, sondern auch ein regelmäßiger Austausch im konkreten Alltag.

Viele Familien, die regelmäßig von Verwandten unterstützt werden, geben ehrlich zu, dass ihr Alltag ohne diese Unterstützung nicht zu wuppen wäre, ganz zu schweigen vom Energielevel. Das zeigt doch, dass es fast übermenschlich ist, alles allein zu stemmen. Dabei geht es auch gar nicht nur um das Abholen, Beherbergen oder Bespielen der Kinder, sondern auch darum, am Sonntag mal in ein "fertiges Nest", bestehend aus Essen, Kuchen und nervenstarken Großeltern o.ä. zu Besuch zu kommen, einen gemeinsamen Ausflug zu machen, sich vom Flughafen abholen zu lassen oder vielleicht auch mal einen anderen Blitzableiter für die Kinder als immer nur die Eltern zu haben. Sich einfach mal fallen und umsorgen zu lassen, statt immer selbst zu umsorgen. Klar schafft man das alles auch irgendwie selbst, was bleibt einem auch anderes übrig, aber es kostet sehr viel Kraft.

Immer mal wieder lese ich den Tipp, sich ein funktionierendes soziales Netzwerk aufzubauen, wenn keine Familie in der Nähe wohnt. Das klappt aber nur, wenn es auf Gegenseitigkeit beruht und nicht der Teil, der mehr Entlastung nötig hat, ausgenutzt wird. Ich merke aber auch oft in Gesprächen, dass das Problem gar nicht erkannt wird, wenn man nicht selbst in dieser Situation ist. Manchmal sind es auch unterschiedliche Vorstellungen im Umgang mit den Kindern, die einen Austausch schwierig machen. Das kann natürlich auch bei familiärer Hilfe der Fall sein, meist sogar deutlicher und verletzender, aber vielleicht nimmt man das dann mehr oder weniger für eine kinderfreie Woche in Kauf. Und nicht zuletzt ist so ein Austausch mit befreundeten Eltern auch riskanter und unzuverlässiger, aufgrund von Krankheiten, Terminen und anderen Unwägbarkeiten. Es ist also ein theoretisch guter Ansatz, der sicherlich in einigen Fällen auch funktioniert, aber viele unsichere Komponenten beherbergt (und in unserem Fall bisher nicht bzw. nicht mehr funktioniert). Das ist echt schade, denn so könnte man sich gegenseitig das Leben erleichtern. Leider ist keine unserer befreundeten Familien in einer ähnlich extremen Situation wie wir, d.h. ohne jegliche Unterstützung vor Ort, so dass das Verständnis einfach nicht gegeben ist. Kann man ihnen nicht vorwerfen, ist einfach nur unglücklich und zeigt, dass das soziale Netzwerk nur unter ähnlichen Voraussetzungen funktioniert.

Bin ich krank, muss der Mann Minusstunden machen, um die Kinder abzuholen. Ist er krank, muss ich zusätzlich zu den Nachmittagen auch die Wochenenden allein wuppen, was zwar klappt, aber Kraft kostet. Weil eben niemand da ist, der uns mal unter die Arme greifen könnte. Wir werden im Frühjahr nächsten Jahres eine Situation haben, wo sich dies noch deutlicher als bisher bemerkbar machen wird, und werden sehen, wie sich das organisieren lässt. Da darf dann wirklich nichts passieren...

"Es braucht ein Dorf, um Kinder großzuziehen." (Afrikanisches Sprichwort)
Ohne das Dorf, die Familie, ein soziales oder professionelles Netzwerk, steht man, gelinde gesagt, ziemlich doof da. Und man geht ständig an und über seine Grenzen. Zum Glück werden die Kinder immer älter und das Dorf hoffentlich immer unwichtiger. Das ist leider manchmal unser einziger Strohhalm.

Wie ist das bei euch, habt ihr viel Unterstützung im Alltag oder müsst ihr auch alles allein wuppen? Seid ihr vielleicht extra deshalb wieder zurück in die Nähe eurer Familie gezogen? Oder verzichtet ihr lieber auf die Hilfe der Familie wegen konträrer Auffassungen? Wenn ihr ein gutes soziales Netzwerk habt, wie gestaltet sich dieses? Was macht man bei Ungleichheiten? Erzählt mal ein wenig von eurer Situation.

Bildquelle: Pixabay

Donnerstag, 24. November 2016

Zwischen Achtsamkeit und Fatalismus: schwanger nach Fehlgeburt und Kinderwunschzeit (Blogparade #andersschwanger)

Bevor wir unser erstes Kind, den Großen, bekamen, hatten wir schon eine Fehlgeburt und eine danach folgende jahrelange Kinderwunschzeit hinter uns. Über meine Fehlgeburt, unter der ich unheimlich gelitten habe, habe ich hier sehr emotional geschrieben, über die Kinderwunschzeit noch gar nicht ausführlich. Beide Faktoren und diese schwierige Vorgeschichte haben natürlich die Schwangerschaft mit meinem Großen geprägt. Inwiefern, das möchte Mama on the Rocks in ihrer neuen Blogparade #andersschwanger wissen.

Da meine erste Schwangerschaft in einer Fehlgeburt endete, nachdem ich gerade mal eine Woche davon wusste, und sich danach keine weitere Schwangerschaft einstellen wollte, war das Vertrauen in meinen Körper sehr gestört und die Zuversicht sank mit jedem Monat bzw. Jahr, was erfolglos verging. Außerdem gab es kein schon vorhandenes Kind, was uns abgelenkt hätte, sondern wir waren nur mit dem Schmerz, der Ohnmacht, der Wut und Trauer beschäftigt. Wenn gleich die erste Schwangerschaft mit einem Verlust endet, ist das ein einschneidendes Erlebnis, das ich kaum verarbeiten konnte. Ich kenne also nicht das Gefühl einer völlig unbelasteten, sorgenfreien Schwangerschaft, da besonders meine zweite, aber auch die dritte Schwangerschaft mit der Kleinen von der Angst vor einer erneuten Fehlgeburt oder anderem körperlichen "Versagen" geprägt waren.

Weder für die Fehlgeburt noch für die danach folgende ungewollte Kinderlosigkeit gab es irgendwelche medizinischen Gründe. Klar, mal war ein Wert hier zu niedrig oder ein Wert da zu hoch, aber es gab keinerlei Indikation dafür, dass ich nicht schwanger geblieben bin und danach nicht mehr schwanger wurde. Es war und blieb einfach unbegreiflich und unerklärlich. Als ich dann  endlich nach vielen Jahren und dem Einsatz aller möglichen medizinischen Mittel mit dem Großen schwanger war, konnte ich es einerseits kaum glauben und freute mich unbändig, erstarrte aber gleichzeitig auch und verbot mir selbst, mich zu sehr auf die Schwangerschaft einzulassen. Die ersten Wochen waren geprägt von täglicher, unterdrückter Angst, bei jedem Toilettengang zitterte ich und die Vorsorgetermine fanden für mein Empfinden viel zu selten statt. Als der Tag der Fehlgeburt (SSW 7+5) geschafft war, atmete ich auf. Allerdings hatte ich bis zur 12. Woche jeden Tag Angst vor einem erneuten Verlust und trotzdem musste das normale Leben genauso weitergehen wie bisher. Da ich kaum Übelkeit verspürte, dachte ich auch ab und zu, die Schwangerschaft sei nicht intakt. Das Vertrauen in den eigenen Körper war verständlicherweise völlig verloren gegangen. Es war eine merkwürdige Mischung aus Gefühlen und ich war gleichzeitig besonders achtsam (sicherlich achtsamer als viele andere Schwangere mit einer leichteren Vorgeschichte) und irgendwie schicksalsergeben, wusste ich doch, dass ich kaum Einfluss auf den Verlauf hatte. Als ich einmal leichte Schmierblutungen hatte, war ich so dermaßen gefasst, dass ich mich selbst kaum erkannte. Zum Glück war alles gut.

Nach den ersten 12 Wochen fühlte ich mich sehr viel sicherer, alle Untersuchungen waren super und mir ging es insgesamt gut. Als ich die ersten Babyklamotten kaufte und zuhause auf unserem Küchentisch ausbreitete, musste ich weinen. Das war sozusagen das ultimative "JA" zu dieser langersehnten Schwangerschaft. Ich kaufte mir auch ein Gerät (Angel Sounds Fetal Doppler*), mit dem man den Herzschlag des Babys hören konnte. Das hat mir in den Wochen, bis ich das Baby selbst spürte, sehr geholfen. Denn die Ultraschalltermine kamen mir lächerlich wenig und viel zu selten vor. Als bei der Feindiagnostik alles gesund und in bester Ordnung mit meinem Baby war, fiel mir ein großer Stein vom Herzen. Ansonsten haben wir keine einzige der zusätzlichen fakultativen Untersuchungen machen lassen, obwohl ich aufgrund meines Alters und der Vorgeschichte eine sogenannte Risikoschwangere war. Bis auf den Anflug einer Schwangerschaftsdiabetes gab es auch keinerlei Komplikationen

Ich war weiterhin sehr vorsichtig und hatte große Angst vor Erschütterungen. Die letzte Strecke bis zu unserem Garten ist beispielsweise sehr uneben. Die gesamte Schwangerschaft mit dem Großen hindurch stieg ich an der Hauptstraße aus unserem Auto aus und lief die ca. 10 Minuten zum Garten zu Fuß, bei jedem Besuch, abends genauso. Das machte ich in der Schwangerschaft mit der Kleinen 2 Jahre später dann nicht mehr. Ich setzte mich auf kein Fahrrad, nicht aus Angst vor Unfällen, sondern aus Angst vor Erschütterungen. Dies wiederum behielt ich auch in der Schwangerschaft mit der Kleinen bei. Es mag irrational erscheinen, aber für mich war es das, was ich zu einem glücklichen Verlauf beitragen konnte. Im Winter 2010/11, als ich schon hochschwanger mit dem Großen war, gab es außerdem eine Phase mit sehr viel Schnee und Eis. Mir war bange vor einem Sturz und ich lief extrem vorsichtig. Andererseits igelte ich mich nie zuhause ein und machte bis zur Geburt täglich lange Spaziergänge. Ich war auch weder krankgeschrieben noch im Beschäftigungsverbot, sondern arbeitete ganz normal bis zum Mutterschutz durch. Die gesamte Schwangerschaft mit dem Großen war geprägt von dem merkwürdigen Kontrast zwischen einem äußerlich normal weitergelebten Leben ohne größere Probleme, einer anfangs großen Angst und Unsicherheit, die mit fortschreitender Schwangerschaft immer kleiner wurde, einer ganz bewussten Achtsamkeit meinerseits, d.h. dem Bestreben, alles richtig zu machen und nichts zu riskieren, und gleichzeitig einem gewissen Fatalismus, d.h. dem Bewusstsein, dass es kommen würde, wie es kommen sollte. Ich glaube, diese Gefühls-Kombination kennen viele Frauen, die nach einer Fehlgeburt (endlich) wieder schwanger waren.

Die dritte, schnelle und überraschende Schwangerschaft mit der Kleinen dagegen war von wesentlich mehr körperlichen Beschwerden geprägt, von vielen Sorgen und Problemen rundherum und der Kraft, die uns, vor allem mich, der noch so kleine Große kostete, der auch mit 2 Jahren kaum in unserer Welt und seinem Leben angekommen war. Da war wieder die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt vorhanden, zusammen mit einer Schicksalsergebenheit. Ich war nicht mehr so extrem vorsichtig, das klappte auch gar nicht mit dem 1,5-2jährigen Kind. Stattdessen war ich sehr oft genervt und auch sehr ängstlich, weil ich den schweren Großen immer noch ständig tragen musste, wo ich doch das schwere Tragen (von Bücherkisten) als einen möglichen Auslöser der Fehlgeburt ansah. Nicht nur musste ich ihn oft zur Kita und zurück tragen, weil er partout nicht laufen oder in den Buggy wollte, sondern auch nachts aus seinem Bett herausheben und schaukeln, wenn er wach wurde. Das hat regelmäßig Wut in mir ausgelöst, weil ich Angst um das Baby hatte. Gerettet hat mich in dieser Zeit, dass ich viel zuhause war, da ich nur einen Tag pro Woche arbeitete, und das hat mir gut getan, weil ich mich in dieser Zeit auf das Baby und die Schwangerschaft konzentrieren konnte. Auch in dieser Schwangerschaft habe ich den Angel Sounds Fetal Doppler* noch viel eingesetzt, obwohl ich mich durch die diesmal starke Übelkeit und die früheren Kindsbewegungen etwas sicherer fühlte. Ansonsten machten wir wie in der Schwangerschaft mit dem Großen keinerlei Zusatzuntersuchungen außer der Feindiagnostik, bei der sich mein Mädchen outete. Diese überraschende, völlig unwahrscheinliche dritte Schwangerschaft wurde von ähnlichen Gefühlsschwankungen begleitet und von mir genauso gehütet wie die langersehnte Schwangerschaft mit dem Großen, auch wenn die äußeren Umstände widriger waren.

Fazit:
Eine Schwangerschaft nach einer oder gar mehreren Fehlgeburten, vielleicht noch mit einer anschließenden langen Kinderwunschzeit wie bei uns erlebt man mit Sicherheit anders als eine "normale", nicht vorbelastete Schwangerschaft. Einerseits wird sie wie eine normale Schwangerschaft behandelt und man möchte und muss auch selbst diese Normalität leben, andererseits ist man natürlich schon geprägt von den Vorerfahrungen. Gerade die ersten Wochen einer solchen Schwangerschaft sind ein besonderes schwieriges emotionales Hin und Her. Ich denke schon, dass ich in der Schwangerschaft mit dem Großen insgesamt vorsichtiger war als viele Frauen, die keine solche Vorgeschichte hatten. In der Schwangerschaft mit der Kleinen dagegen machte es mir zu schaffen, dass ich nicht immer vorsichtig und achtsam sein konnte, weil ich mich um mein sehr forderndes Kleinkind kümmern musste. Besonders das ständige Tragen und Herausheben des Großen machten mir des öfteren Angst. Mit der Erinnerung an eine Fehlgeburt im Nacken fühlt sich das eben besonders riskant an.

Ich habe wie Mama on the Rocks auch die Erfahrung gemacht, dass es die wenigsten Menschen interessiert, mit welcher Vorgeschichte man eine Schwangerschaft erlebt und warum man vielleicht besonders vorsichtig ist oder sich die Freude darüber selbst nicht erlaubt. Man soll sich immer völlig normal verhalten, denn schließlich "ist Schwangerschaft ja keine Krankheit". Die Erfahrungen werden kaum thematisiert und so muss man selbst mit den vielen widerstreitenden Gefühlen klarkommen. Selbst im Geburtsvorbereitungskurs werden zwar vorherige Geburten, nicht aber Verluste thematisiert. Bei meiner ersten Hebamme wurde das Thema völlig ignoriert. Mit der zweiten tollen Hebamme konnte ich sowohl die Fehlgeburt als auch die Schreibabyzeit teilweise aufarbeiten und die Ängste wurden ernstgenommen. Das ist so wichtig!

Ich denke, man muss sich bewusst sein, dass man eine solche Schwangerschaft niemals so "naiv" und selig durchlaufen kann wie eine Schwangerschaft ohne vorherige Verluste. Deshalb genießt man sie vielleicht auch weniger als eine unbelastete Schwangerschaft, sondern ist einfach froh, wenn alles gut verläuft. Das persönliche Umfeld sollte das berücksichtigen und Verständnis zeigen. Vielleicht können die Beiträge der Blogparade #andersschwanger etwas dazu beitragen.

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Donnerstag, 17. November 2016

"Entspannt durch die Trotzphase": Interview mit den Autorinnen des Wunschkind-Blogs über ihr erstes Buch

Im vorigen Beitrag zu meinem zweiten Bloggeburtstag hatte ich euch ein tolles Interview versprochen, worauf ich mich sehr gefreut habe. Hier ist es! Sicherlich kennt ihr den Blog "Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn" der beiden Autorinnen Snowqueen und Danielle. Sie helfen seit fast 4 Jahren unzähligen Eltern mit ihren bindungsorientierten, pädagogisch untermauerten und alltagspraktischen Texten und haben nun ihr erstes Buch herausgebracht, das sich mit einer für Eltern und Kinder gleichermaßen schwierigen Phase der Kindesentwicklung befasst: der Autonomiephase. Ihr Buch "Der entspannte Weg durch Trotzphasen"* ist schon jetzt ein Amazon-Bestseller in der Kategorie Familie & Erziehungshandbücher geworden und wird in der Elternbloggerwelt hoch gelobt. Viele Rezensionen sind schon veröffentlicht worden (sind am Ende verlinkt) und so habe ich mich entschlossen, stattdessen ein Interview mit den von mir sehr geschätzten Autorinnen, deren Blog mir über die Jahre viele Augen geöffnet hat und mich in meinem Weg bestärkt, zu führen. Falls ihr das Buch schon gelesen habt, erfahrt ihr mit Sicherheit noch einiges Neues über die beiden. Und falls noch nicht gelesen, wird hoffentlich euer Interesse dafür geweckt. Denn es ist der meiner Meinung nach beste Ratgeber zur Autonomiephase und alle Eltern, Großeltern, Erzieher, Lehrer etc. sollten dieses Buch gelesen haben!

Hier kommt das Interview:

Herzlichen Glückwunsch zu eurem ersten, lang erwarteten Buch „Der entspannte Weg durch Trotzphasen“*! Danke, dass ihr euch Zeit genommen habt, meine Fragen zu beantworten.

Ihr seid die Autorinnen des großen und beliebten Blogs „Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“. Wie kam es dazu, dass ihr ein Buch geschrieben habt?

Danielle: In den letzten Jahren fragten uns immer öfter Leser|innen, ob wir nicht auch mal ein Buch schreiben können. Wir überlegten eine Weile hin und her, welches Thema dafür geeignet sei, weil wir nicht einfach nur die Blogtexte aneinanderreihen wollten. Uns fiel auf, dass wir kein bedürfnis- und beziehungsorientiertes Buch speziell über die sogenannte Trotzphase kannten und entschieden, dass wir das schreiben wollten. Wir überlegten, zu welchem Verlag ein solches Buch am besten passen würde und waren uns recht schnell einig, dass es bei BELTZ am besten aufgehoben wäre. Glücklicherweise sah der Verlag das auch so und ließ sich auf das Abenteuer "Blog-Buch" ein.

Wie habt ihr euch das Schreiben des Buches aufgeteilt? Und wann schreibt jede von euch ihre Texte? Trefft ihr euch regelmäßig zum brainstormen für den Blog oder habt ihr beide feste „Arbeitsgebiete“?

Danielle: Wir stellen immer wieder fest, dass wir uns in allen Belangen nahezu perfekt ergänzen. Ich (Danielle) bin die Frau für alles Strukturelle, Snowqueen diejenige, die es schafft, aus einem groben Konstrukt ins Detail zu gehen und diese miteinander zu verknüpfen. Beim Buch war es dann so, dass ich erst einmal alle Blogtexte zusammengesucht habe, die wir gern zum Thema im Buch haben wollten, diese in die perfekte Reihenfolge brachte, kürzte und auch schon teilweise miteinander durch Übergänge verband. Im Verlauf dessen stellten wir dann fest, dass wir einiges nochmal stark überarbeiten wollten. Im Blog z. B. haben wir einen Artikel über die Wut der Eltern, aber der bezieht sich vor allem auf das Babyalter. Also erweiterte Snowqueen dann diesen Text für das Buch.

Snowqueen ist noch in Elternzeit schreibt morgens 4-5 Stunden in ihrem Stammcafé, wenn die Kinder in der Kita und in der Schule sind. Ich wiederum habe einen Tag in der Woche frei und nutzte diesen für das Buch. Trotzdem wir gar nicht so weit voneinander entfernt wohnen, sehen wir uns sehr selten. Wir tauschen uns jedoch nahezu täglich rege über WhatsApp aus. Für den Blog haben wir eigentlich keine festen Themengebiete. Klar, jede von uns hat thematische Vorlieben, aber da wir auch nach keinem Redaktionsplan arbeiten, schreibt jede von uns einfach für sich an dem Thema, das sie gerade als interessant empfindet. 

Seid ihr selbst in der Autonomiephase eurer Kinder an eure Grenzen gekommen? Habt ihr den Umgang damit bei eurem jüngeren Kind als einfacher empfunden, aufgrund eurer Erfahrungen, oder war es wieder eine neue Herausforderung?

Danielle: Meine Tochter hat die Autonomiephase weitestgehend ausgelassen. Ich habe mich von Anfang an bemüht, ihr die größtmögliche Entscheidungsfreiheit zu lassen und wann immer es möglich war, "Ja!" zu sagen. Sie ist aber auch von Natur aus sehr, sehr vernünftig und kompromissbereit, so dass kaum Konfliktpotential da war (was jedoch kein dauerhafter Zustand geblieben ist ;-). Mein Sohn hingegen ist ein regelrechtes Temperamentsbündel - da wäre ich ganz sicher an meine Grenzen gekommen. Glücklicherweise hatte ich mich durch den Blog so intensiv mit dem Thema beschäftigt, dass ich die Wutanfälle sehr gut aushalten und begleiten konnte.

Snowqueen: Ich hatte bei meinen großen Töchtern gerade Dr. Karp gelesen (Das glücklichste Kleinkind der Welt*) und war daher für das Einsetzen der Autonomiephase bestens gewappnet. Ich habe alle ihre Wutanfälle gespiegelt und damit ging das echt glimpflich an uns vorbei. Also es gab definitiv eine Autonomiephase bei ihnen, anders als bei Danielles Tochter, aber ich konnte damit gut umgehen. Bei meinem Sohn, der jetzt genau in diesem Alter ist, weiß ich nun noch einiges mehr über die Vorgänge im Gehirn und mich stresst an seinen wenigen Wutanfällen wirklich überhaupt nichts mehr. Ich begleite ihn dabei und werde selber nicht mehr wütend. Dadurch ist seine Autonomiephase bisher (sie geht ja noch eine Weile) sogar noch entspannter als die meiner Töchter damals. 

Ihr steht im Blog und im Buch für einen bindungsorientierten, empathischen, reflektierten Weg mit viel pädagogischem Hintergrund, aber ohne erhobenen Zeigefinger, und bekommt viel positives Feedback dafür. Manche LeserInnen fühlen sich aber auch unter Druck gesetzt, weil ihr veraltete Verhaltens- und Erziehungsmuster aufzeigt und ihnen dadurch bewusst wird, wieviel sie „falsch“ im Umgang mit ihren Kindern machen. Wie geht ihr damit um?

Danielle: Es ist uns sehr wichtig, immer wieder deutlich zu machen, dass es DEN EINEN perfekten Weg bei der Erziehung nicht gibt. Dazu sind Kinder, Eltern und deren eigene Erziehung viel zu unterschiedlich. Letztendlich können wir nur davon erzählen, was wir machen und aus welchen Erwägungen wir diesen Weg gewählt haben. Was dabei leicht übersehen wird: Wir präsentieren meist nur das Ergebnis unserer Überlegungen und zeigen, was bei uns am besten funktioniert hat - doch auf dem Weg dahin hatten wir auch mit Rückschlägen und Niederlagen zu kämpfen. Diese in allen Einzelheiten zu schildern, würde zum einen inhaltlich den Rahmen sprengen (wir neigen ja ohnehin schon zu einer gewissen Ausführlichkeit), zum anderen ist für die Leser ja nicht so sehr interessant, was bei uns nicht funktioniert hat. Wir haben aber im Laufe der Zeit gemerkt, dass das teilweise den Eindruck erweckt, dass wir stets alles im Griff hätten und niemals Probleme im Umgang mit unseren Kindern, so dass manch einer sich schlecht fühlt, weil ihm das ganz anders geht. Daher erzählen wir nun auch von Situationen, in denen wir das Gefühl hatten, zu versagen. Das hilft zwar bei der Problemlösung erstmal nicht wirklich weiter, zeigt aber hoffentlich, dass wir letztendlich alle nur tagtäglich versuchen, unser Bestes zu geben und dass das einfach nicht immer gelingt.

In eurem Buch erklärt ihr die physiologischen Grundlagen der Autonomiephase, übersetzt das Verhalten von Kleinkindern und zeigt Strategien für einen konstruktiven Umgang mit diesen heftigen Gefühlen auf. Was ist eure wichtigste Botschaft an Eltern, die gerade täglich unzählige Konflikte mit ihrem Kleinkind auszufechten haben?

Danielle: Nehmt es nicht persönlich, wenn Eure Kinder wüten, sie brauchen euch gerade jetzt dringend! Die Trotzphase ist aus mehreren Gründen anstrengend. Zum einen werden wir schnell selbst wütend, weil wir die Situation nicht im Griff haben, uns unfähig fühlen oder uns die Gefühle unserer Kinder überfordern. Zum anderen haben wir große Angst, dass diese Phase nie vorbei geht, wenn wir nicht richtig handeln. Wenn man aber weiß, dass das Kind noch gar nicht in der Lage ist, seine Wut zu steuern oder gar zu kontrollieren und dringend auf unsere Fremdregulation angewiesen ist, dann verschwinden unsere Ängste ganz schnell. So, wie wir nichts falsch machen, wenn wir unser schreiendes Baby immer wieder hoch nehmen und trösten, so machen wir auch nichts falsch, wenn wir verlässlich ein wütendes Kind ruhig begleiten - ohne es für sein Verhalten zu verurteilen oder auszuschimpfen.

Ein sehr wichtiges und erhellendes Kapitel eures Buches heißt „Die Wut der Eltern“. Ihr sagt, dass viele Konflikte deshalb entstehen, weil Eltern „trotzig“ sind. Fühlen sich viele Eltern während der Autonomiephase ihrer Kinder so überfordert, weil sie selbst nicht angemessen durch ihre eigene begleitet worden sind? Was steckt hinter der Wut der Eltern?

Danielle: Tatsächlich ist es so, dass die meisten von uns damit aufgewachsen sind, dass Wut ein unerwünschtes Gefühl ist. Von kleinauf wurden wir angehalten, negative Gefühle wegzuschieben und nicht zu zeigen. Hinzu kommt, dass möglicherweise unser Selbstwertgefühl in der Kindheit immer wieder verletzt wurde, das meiste davon haben wir schon aktiv verdrängt und vergessen. Im Aggressionsgedächtnis bleiben diese Erfahrungen jedoch lebenslang unverarbeitet gespeichert. In Konflikten mit unseren Kindern brechen diese alten Emotionen wieder hervor, wir fühlen uns wütend und hilflos. Es ist ganz wichtig, sich dieses Mechanismusses bewusst zu werden - und vor allem klar zu machen: Das Verhalten meines Kindes ist nicht der Grund für meine Wut, sondern nur der Auslöser - es ist nicht verantwortlich für meine Wut und sollte sie daher auch nicht abbekommen.

Meint ihr tatsächlich, dass Eltern es relativ „entspannt“ durch die Autonomiephase schaffen können? Was sind  - kurz gefasst – die wichtigsten und hilfreichsten Tipps dafür, die ihr im Buch ausführlicher vorstellt?

Danielle: Ja, das denken wir tatsächlich. Uns stresst vor allem der Gedanke, dass wir versagen könnten und aus dem Kind ein Tyrann wird. Daher sind wir unsicher, ob wir das Verhalten "durchgehen" lassen sollen oder ob wir uns dem Kind einfach liebevoll zuwenden sollten. Wenn wir wissen, dass das Kind einfach noch gar nicht anders kann, als wütend zu toben, dann fällt es uns viel leichter, mit den Wutausbrüchen umzugehen.
Die wichtigsten Tipps in Kürze: Beschäftige Dich damit, was Dein Kind schon kann - und vor allem: was nicht. Versuche, Deine eigene Kindheit zu verarbeiten. Erkenne die Kooperationsbereitschaft Deines Kindes und würdige sie so oft wie möglich. Gestehe Deinem Kind ein hohes Maß an Selbstbestimmung zu. Frage Dich bei einem "Darf ich... ?" Deines Kindes immer wieder: "Warum eigentlich nicht?". Tröste Dein Kind möglichst immer.

So verschieden wie Kindercharaktere sind, so unterschiedlich verläuft auch die Autonomiephase, selbst bei Geschwistern. Das war bei meinen beiden Kindern sehr deutlich zu sehen. Auch hat mich die Wut und emotionale Überforderung meines Sohnes viel mehr mitgenommen, als es jetzt bei meiner Tochter der Fall ist, die nun auch schon fast am Ende ihrer Autonomiephase steht. Woran liegt das?

Danielle: Das zweite Kind profitiert von einem entscheidenden Vorteil: Die Eltern wissen, dass Phasen vorbei gehen. Erstlingseltern halten ihr schreiendes Kind im Arm und sind dabei oft vollkommen hilflos und verzweifelt. Ist die Phase vorbei, dann blicken sie zurück und stellen meist zweierlei fest: Es geht tatsächlich vorbei und es war gar nicht so schlimm. Mit der Autonomiephase verhält es sich meist genauso. Dieses Wissen hilft beim nächsten Kind ungemein. Zusammen mit der Erkenntnis, dass man gute Mittel und Wege gefunden hat, die bei der Bewältigung helfen, sorgt das dafür, dass man deutlich entspannter ist. Und es ist tatsächlich so: sind die Eltern entspannt, ist meist auch das Kind entspannt.

Habt ihr schon ein weiteres Buch geplant oder besinnt ihr euch erstmal wieder mehr auf euren Blog?

Snowqueen: Ja, ein zweites Buch ist tatsächlich schon geplant und in Arbeit. Im Moment können und dürfen wir allerdings noch nichts Näheres darüber sagen, aber es wird wieder sehr interessant.

Und zum Schluss: Anfangs wart ihr als Autorinnen recht unnahbar und seid im Laufe der Zeit immer persönlicher geworden. Zumindest ist das mein Eindruck. Beschreibt euch mal gegenseitig kurz und prägnant in euren Grundcharakteristika, als Individuen, als Mütter und als Autorinnen.

Danielle: Wir stellen wirklich immer wieder fest, dass wir uns perfekt ergänzen. Alles, wofür ich einen Faible habe, ist für Snowqueen ein Graus: Faktenrecherche, Technik, Buchhaltung. Sie ist überaus liebenswert mit leicht chaotischen Tendenzen und hat das einzigartige Talent, Dinge so in Worte zu fassen, dass einen beim Lesen bunte Wellen verschiedenster Emotionen überrollen. Beim Korrekturlesen fließen bei mir regelmäßig Tränen, weil mich die Texte wirklich bewegen. Snowqueen ist außerdem außerordentlich einfühlsam, direkt und ehrlich.

Snowqueen: Ich bekomme immer Panikanfälle, wenn Danielle in den Urlaub fährt, weil ich mich dann 'um den Blog' kümmern muss - etwas, was sie tagtäglich nebenbei aus dem Ärmel schüttelt. Ich würde an dieser Aufgabe verzweifeln. Sie hat im Gegensatz zu mir echt immer alles im Griff und den Überblick. Manchmal simse ich ihr panisch, weil mir gerade wieder eine Deadline oder ein Termin eingefallen ist und NATÜRLICH hat Danielle daran gedacht und sich um alles gekümmert. Wenn ich Studien für einen Artikel suche und nicht finde, simse ich ihr und nach zehn Minuten hat sie mir geschickt, was ich brauche. Ich bin das Chaos und sie ist die Struktur. Ich bin die Emotionen, sie ist die Fakten. Deshalb schreibt sie einfach die besseren Artikel, wenn es darum geht, bloße Mythen aufzudecken und gegen harte Fakten aufzuwägen. Wenn Danielle irgendetwas in ihren Artikeln empfiehlt (Sonnencreme u.a.), dann bin ich die Erste, die dieser Empfehlung folgt und das kauft. Weil ich weiß, wie gut sie das recherchiert und abgewägt hat. Sie ist übrigens sehr zurückhaltend, weswegen sie noch nie auf einem Bloggertreffen oder einem Kongress war. Dabei könnte sie so tolle Vorträge halten!

Bildrechte: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten

Ich danke euch von ganzem Herzen für das Interview, wünsche eurem Buch viele aufmerksame Leserinnen und Leser, die mit euren Tipps neue Wege im Umgang mit ihren Kindern beschreiten, und hoffe, dass ihr uns noch lange als Blog- und Buchautorinnen erhalten bleibt. Danke!


Ich finde die beiden Wunschkind-Autorinnen unglaublich sympathisch und ihre Blogbeiträge immer sehr bereichernd, augenöffnend und hilfreich. Mit ihrem neuen Buch übertreffen sie sich selbst: sehr persönlich und ohne erhobenen Zeigefinger schildern sie nicht nur die theoretischen Grundlagen der Konflikte in der Autonomiephase, sondern beschreiben auch unzählige praktische Beispiele, geben konkrete Tipps und Hilfestellungen und sogar teilweise Einblick in ihr Familienleben. Wer sich für diese Phase in der Kindesentwicklung interessiert oder selbst gerade mit seinem Kind mittendrin steckt, kommt nicht an diesem Buch vorbei. Ich bedauere zutiefst, dass es dieses Buch noch nicht gab, als wir mit unserem Großen seine sehr schwierige und für beide Seiten anstrengende Autonomiephase durchlebten. Es hätte mir sehr geholfen! Es hilft mir aber auch aus der Rückschau, vieles zu verstehen, vor allem meine eigene Wut. Das Kapitel über die Wut der Eltern gehört für mich zu den spannendsten und nachdenklich machenden Stellen des Buches und die Reflexion über dieses Thema wird sicherlich einige Veränderungen in den Lesern bewirken. Ich hoffe, dass dieses Buch vielen ratlosen, überforderten, verzweifelten Eltern hilft, ihre Kinder empathisch, liebe- und verständnisvoll durch die Autonomiephase zu begleiten. Danke, Snowqueen und Danielle für das Buch, euren Blog, euer Herzblut und Engagement!

Die Eckdaten des Buches:
Danielle Graf, Katja Seide: Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn: Der entspannte Weg durch Trotzphasen*, Beltz Verlag, Sept. 2016, 288 S., ISBN 978-3407864222, € 14,95

Danke an den Beltz Verlag bzw. die Autorinnen für das Rezensionsexemplar.


Bisherige Rezensionen auf Elternblogs:
ÖkoHippieRabenmütter: Wie ich mal Gehirn studierte. Oder: Das Wunschkind-Buch
Zwergenzimmerchen: Der entspannte Weg durch Trotzphasen
GluckeundSo: "Der entspannte Weg durch Trotzphasen" - Rezension
Aufbruch zum Umdenken: Meine persönliche Rezension zum Buch - DGWAZTMIDW - der entspannte Weg durch Trotzphasen
Corinnas kleine Welt: Wie ein guter Freund
Mutter & Söhnchen: Wie ich durch ein Buch meine Kinder besser verstehen lernte
Bin ich ein Eichhörnchen?: Wunschkind


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Montag, 14. November 2016

Zweiter Blog-Geburtstag mit zwei Verlosungen


Wow, heute feiere ich schon meinen 2. Bloggeburtstag! Unfassbar! Vor zwei Jahren stellte ich meinen Blog online und veröffentlichte meinen ersten Text "Ich sollte nicht ins Kino gehen". Ich weiß gar nicht mehr genau, wie ich mich damals entschloss, den Blog ins Leben zu rufen. Ich las schon länger andere Blogs und hatte selbst viele Probleme und Sorgen, die ich gern irgendwo loswerden wollte, um Feedback zu bekommen und mich auszutauschen. So startete ich also am 14. November 2014 meinen Blog. Mittlerweile blogge ich nicht mehr so häufig wie am Anfang, aber immer noch meist spätabends und dann oft sehr ausführlich, und nehme auch ab und zu an Blogaktionen wie dem Wochenende in Bildern (#wib), den Freitagslieblingen oder den #12von12 teil. Ich lege immer noch sehr gern meine Gedanken und Gefühle als Mama auf meinem Blog nieder, auch wenn es vielleicht etwas weniger zu erzählen gibt, je älter die Kinder werden und je erfahrener und "abgeklärter" ich als Mutter bin. Damals waren meine Kinder immerhin erst 3 3/4 und 1 1/2 Jahre alt. In diesen zwei Jahren bis jetzt hat sich sehr viel verändert. Wunderbar finde ich weiterhin den Austausch mit euch LeserInnen und anderen BloggerInnen. Ich freue mich über jeden Kommentar, jede Mail und jedes Like auf Facebook bzw. Herzchen auf Twitter.

Ich fühle mich (meist) sehr wohl in meiner virtuellen Elternblase und bin auch glücklich mit meinem kleinen, privaten Blog, dem dadurch viel Unschönes wie z.B. Trollkommentare weitestgehend erspart bleibt. Ich weiß, dass bei mir fast nur Menschen lesen, die sich tatsächlich in einem meiner Herzensthemen wiederfinden, seien es die Schwierigkeiten mit der Mutterschaft allgemein, die Hochsensibilität oder das Thema "Autonome Kinder". Ich habe mittlerweile schon richtig viele Rezensionen über Bücher zum Thema "Hochsensible Kinder" verfasst und werde dies auch weiterhin tun. In diesem Jahr habe ich außerdem mit Reisekooperationen begonnen, was mir unheimlich viel Spaß macht, da ich ja eine Reisetante bin. Ich hoffe, dies noch weiter ausbauen zu können. Ein Thema des nächsten Blogjahres wird sicherlich die Einschulung meines Großen 2017 sein. Außerdem habe ich immer noch nicht ausführlich über unsere Kinderwunschjahre geschrieben.

Ich danke euch für zwei wunderbare, bereichernde, spannende Blogjahre, die mir viel gegeben haben. Ich danke euch, dass ihr hier mitlest und euch für unser Leben interessiert. Ich danke euch für eure Kommentare, Mails und den Austausch, auf welchem Medium auch immer. Danke auch an alle, die über meine Amazon Affiliate Links bestellen. Ich freue mich sehr darüber!

So, und wir starten sensationell ins 3. Blogjahr mit einem Interview mit den Autorinnen eines meiner Lieblingsblogs Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn, die mir einige Fragen zu ihrem neuen Buch "Der entspannte Weg durch Trotzphasen"* beantworten werden. Ihr dürft gespannt sein!

Verlosung

Als kleines Dankeschön für eure Lesertreue möchte ich zwei Dinge an euch verlosen, die in den letzten Monaten auf meinem Blog eine Rolle spielten:


1. Das Sachbuch "Komm raus, ich seh dich!: Von Glück, Selbstwirksamkeit und Wachsen hochsensibler und hochbegabter Kinder"*, das ich hier rezensiert habe. Danke an den Festland Verlag!

2. Das Kinderspiel "Piratissimo"* für Kinder ab 5 Jahre, das ich in diesem Beitrag vorgestellt habe. Es macht uns immer noch riesigen Spaß und ist wirklich ein tolles Spiel. Danke an Pegasus Spiele für die Bereitstellung des Gewinns!

Beide Gewinne sind natürlich neu und unbenutzt. Um in den Lostopf zu hüpfen, hinterlasst mir bitte hier einen Kommentar, warum ihr meinen Blog lest und welche der beiden Dinge ihr gern gewinnen möchtet. Zusätzlich würde ich mich freuen, wenn ihr mir auf Facebook folgt. Ist aber keine Bedingung. Bitte gebt euren Namen an!

Die Verlosung läuft bis zum 20. November 2016, 23.59 Uhr. Unter allen bis dahin eingehenden Kommentaren werden die beiden GewinnerInnen ausgelost und hier per Kommentar sowie auf Facebook bzw. Twitter bekanntgegeben. (Ich sehe keine Mailadressen, kann euch also nicht per Mail benachrichtigen.) Beide Gewinne werden direkt von mir versendet, d.h. eure Adresse landet nur bei mir. Die Verlosung steht in keinem Zusammenhang mit Facebook. Versand nur innerhalb Deutschlands. Mindestalter 18 Jahre. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Keine Barauszahlung. Viel Glück!

Bildquelle: 1. Pixabay, 2. Frühlingskindermama
* Affiliate Links (gleicher Preis für euch, kleine Provision für mich) 

21.11.2016:
Ich habe ausgelost, die Gewinner sind Nadine für das Spiel und Leila S. für das Buch. Herzlichen Glückwunsch und danke an alle für's Mitmachen und Kommentieren!  

Sonntag, 13. November 2016

Unser Wochenende in Bildern 12./ 13. November 2016

Nach dem letzten Urlaubs-Wochenende in Bildern vor 4 Wochen kommt diesmal ein fast normales #wib, nur fast, weil der Mann krank war und überwiegend gelegen hat und ich deshalb mit den Kindern allein war. Am vergangenen Wochenende waren die Kinder krank gewesen und das war besonders ärgerlich, weil die Großeltern zu Besuch waren und die Kinder bespaßen sollten. An diesem Wochenende war es eiskalt, aber sonnig, und es tat gut, seit langem wiedermal richtig blauen Himmel zu sehen.


Am Samstag hatte ich morgens einen Friseurtermin. Da der Mann sich nicht um die Kinder kümmern konnte, ließ ich den Großen zuhause und nahm die Kleine mit. Das klappte ganz gut, allerdings dauert es bei mir auch nicht lange;-)


Danach gingen wir noch kurz einkaufen und zuhause wurde dann gespielt, gemalt, ellenlange Wunschzettel für den Weihnachtsmann geschrieben und Mittagessen gekocht.


Nach der Mittagspause wollten die Kinder unbedingt S-Bahn fahren, was wir meist machen, wenn ich allein mit ihnen bin, weil ich in der Stadt nicht Auto fahre, und ich schlug einen Ausflug zur Rodelbahn am Potsdamer Platz vor.


Wir stiegen am Brandenburger Tor aus und bestaunten die Menschenmassen und die tolle Beleuchtung in der Dämmerung. Eine Demonstration war auch gerade im Gange und ich kämpfte mich mit den Kindern auf die andere Seite.



Dort spazierten wir am Tiergarten und Holocaust-Mahnmal entlang, bewunderten den riesengroßen Mond und die Lichter überall.


Am Potsdamer Platz gibt es schon jetzt einen kleinen Weihnachtsmarkt, die Winterwelt. Wir schauten bei der Rodelbahn zu, fuhren Kettenkarussell und verspeisten ein paar süße Leckereien.



Dann ging es wieder nach Hause und zum Aufwärmen in die Badewanne. Der Große kämmte der Kleinen die Haare und sie ließ das klaglos über sich ergehen.


Die Kinder schliefen etwas später als sonst, aber insgesamt ist der Tag allein mit ihnen wunderbar harmonisch und ruhig verlaufen. Das war früher, als sie kleiner waren, ganz anders.

Am Sonntag sollte vormittags ein Freund vom Großen zu Besuch kommen. Da seine kleine Schwester auch immer mit bei uns spielen will, entschied der Papa der beiden spontan, ebenfalls bei uns zu bleiben. So waren wir also 2 Erwachsene und 4 Kinder. Unser Papa lag immer noch flach. Es war turbulent, aber nicht wild und nach der obligatorischen Beschnupperphase spielten alle mehr oder weniger miteinander.


Am Nachmittag jagte ich die Kinder auf ihren Fahrgeräten in die eiskalte Luft hinaus. Lange hielten wir es aber trotz Bewegung nicht draußen aus.


Im Park sahen wir überraschend wiedermal einen Reiher, den ich lange nicht dort gesehen hatte.


Danach ging es in unser allernächstes Cafè für eine heiße Schokolade und einen Tee, erstmals zur Sonntags-Märchenstunde. Es kam "Susi & Strolch" auf einer kleinen Leinwand.


Da die Kinder zuhause kein Fernsehen schauen, ist so ein großes Bild erstmal ungewohnt. Wir blieben auch nur ca. 35 Minuten und gingen dann wieder nach Hause. Die Kinder protestierten zum Glück nicht weiter. Ich war erstaunt, dass tatsächlich einige Eltern das als komplettes Nachmittagsprogramm für sich und ihre Kinder eingeplant hatten, während sie im Cafè klönten.


Insgesamt war es ein echt schönes Wochenende, das ich größtenteils allein mit den Kindern verbrachte. Dass dies jetzt überhaupt so problemlos möglich ist, ohne halbe Nervenzusammenbrüche zu haben und ohne den Montag und damit die Kita-Betreuung inständig herbeizusehnen, finde ich grandios und sehr erleichternd. Man merkt, dass sie älter werden. Es wird immer einfacher. Schön!

Mehr Wochenenden in Bildern gibt es wie immer bei Geborgen Wachsen.

Donnerstag, 10. November 2016

5 Dinge, die ich als Mutter gut mache (Blogparade #5Dinge)

Auf dem Blog Von Herzen und Bunt läuft aktuell eine Blogparade mit dem Titel "5 Dinge, die ich als Mutter gut mache", die hervorgegangen ist aus einer anderen Parade mit dem Titel "Was wir als Eltern gerne besser machen würden", an der ich mit diesem Beitrag teilgenommen habe. Darin soll es explizit darum gehen, sich als Eltern nicht immer nur kritisch und defizitär zu betrachten, sondern sich Dinge bewusst zu machen, die gut laufen und auf die man stolz sein kann. Obwohl ich eigentlich in der äußeren Welt eher beobachte, dass die wenigsten Eltern sich kritisch betrachten, sondern viele sehr davon überzeugt sind, alles richtig zu machen, oft bedauerlicherweise ohne sich zu hinterfragen und zu reflektieren, gibt es aber natürlich auch Eltern-Charaktere, die sich selbst in ihrem Verhalten den Kindern gegenüber sehr stark beobachten, bei "Versagen" leiden, viel Austausch benötigen und, wenn notwendig, Kurskorrekturen an ihrem Verhalten vornehmen. Diese Eltern tendieren vielleicht tatsächlich dazu, die vielen Dinge, die gut laufen, nicht wahrzunehmen. Deshalb finde ich die Blogparade sehr gut und wichtig und beteilige mich gern.


1. Alles, was ich tue und wie ich mich meinen Kindern gegenüber verhalte, steht unter der großen Überschrift: Behandle Deine Kinder so, wie Du selbst gern als Kind behandelt worden wärst. Dass ich das nicht immer schaffe, auch in alte ungeliebte Muster zurückfalle und mich oft über mich ärgere, steht außer Frage. Aber spätestens im Nachhinein, ganz oft auch schon direkt in einer Situation und immer häufiger vorher, kommt die Überlegung: Wie würdest du dich als Kind jetzt fühlen? Und das bestimmt mein Handeln bzw. ich bemühe mich, dass es mein Handeln bestimmt. Denn ich bin zwar als Kind nicht schlecht im objektiven Sinne behandelt worden, aber habe mich weder verstanden noch ernstgenommen gefühlt. Das möchte ich nicht für meine Kinder.

2. Ich belese und informiere mich und tausche mich aus. Nichts könnte mir ferner sein als ein Elterndasein ohne Information, Reflektion und Austausch. Wie kann ich meinen Weg als Mutter finden außer durch das Abgrenzen von bzw. das Annähern an die Wege anderer Eltern und gleichzeitig das Beobachten meiner Kinder? Nie, niemals habe ich das Gefühl, mein Bauchgefühl gibt mir jetzt diese oder jene Richtung vor und diese ist dann festgeschrieben und absolut unanfechtbar richtig für mich und meine Kinder. Ich habe feste Überzeugungen, ja, aber diese wachsen zusammen mit der theoretischen Beschäftigung mit dem Thema "Kindererziehung" und dem praktischen alltäglichen Zusammensein und Beobachten meiner Kinder. Diese Überzeugungen sahen übrigens, wie hier beschrieben, als Kinderlose ganz anders aus als jetzt.

3. Ich tröste. Ich tröste bei Seelenschmerz, ich tröste bei Unzufriedenheit, ich tröste bei realem oder fiktivem körperlichen Leid, ich tröste bei Eifersucht, ich tröste bei Vermissungsschmerz, ich tröste bei Enttäuschungen und bei Angst. Die Momente, wo ich das wegen eigener körperlicher oder seelischer Erschöpfung nicht schaffte, stehen mir bis heute eindringlich und beschämend vor Augen (vor allem beim Großen). Ich möchte sie immer auffangen, auch wenn sie dann ihren Schmerz teilweise noch stärker spüren. Dass sie bei mir manchmal heftiger weinen oder schlechtere Laune haben als bei anderen Menschen, die ihre Emotionen nivellieren und Ersatzbefriedigungen anbieten, mag auf den ersten Blick paradox erscheinen und hat mich anfangs oft zweifeln lassen. Aber ich bin überzeugt davon, dass es der richtige Weg ist, einem Kind den Umgang mit seinen Gefühlen und Bewältigungsstrategien zu zeigen. Auch dies steht wieder vor dem Hintergrund von Nr. 1. Denn ich selbst bin weder in meinen Emotionen aufgefangen worden noch habe ich damit umzugehen gelernt.

4. Ich nehme die Verantwortung für meine Kinder an. Das klingt so sachlich und selbstverständlich, ich weiß. Ist es aber nicht. Wer hier schon länger liest, weiß, wie schwer ich mich damit getan habe, in die Mutterrolle hineinzufinden und das zu akzeptieren, was damit einhergeht und was ich völlig unterschätzte: die Fremdbestimmung, der unbeeinflussbare Wechsel zwischen Unter- und Überforderung, der Schlafmangel, das komplette Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse, die Freiheitsberaubung, die zeitweise Auslöschung des eigenen Ichs. Ich habe unter all dem höllisch gelitten, sehr sehr lange, das Muttersein hat mich nicht so erfüllt, wie ich erwartet hatte, und trotzdem habe ich meine Kinder niemals im Stich gelassen, bin nie einfach weggegangen, wie ich oft das Bedürfnis gehabt hätte, habe lange Zeit nie auf einem Energiesparlevel mit ihnen Zeit verbracht, bis ich lernte bzw. sie das auch möglich machten, dass ich nicht alle Ansprüche erfüllen muss, habe mit der Kleinen im Familienbett geschlafen, bis heute, obwohl das für mich als hochsensible Mutter nicht optimal ist, habe fast 3 1/2 Jahre abendliche Einschlafbegleitung bei der Kleinen gemacht, um den Preis meiner Freiheit, und habe in den letzten Jahren in den allermeisten Dingen die Interessen meiner Kinder über meine eigenen gestellt (die vielleicht größte Ausnahme ist die Fremdbetreuung meiner Kinder). Ich war nicht immer glücklich damit, aber ich habe die Situation angenommen und auch aus Überzeugung durchgehalten. Darauf bin ich sehr stolz, denn ich glaube, dass bei mir in diesen wirklich kraftraubenden Jahren die reale Gefahr bestanden hat, psychisch krank zu werden oder der Verantwortung nicht mehr gewachsen zu sein.

5. Ich bleibe ein Mensch mit eigenen Interessen und Bedürfnissen. Das widerspricht sich vielleicht auf den ersten Blick mit dem vorigen Punkt, denn wo bin ich unter all der Fremdbestimmung und dem Zurückstellen der eigenen Bedürfnisse geblieben? Ich bin noch da und erobere sie mir Stück für Stück zurück. Ich möchte in Zukunft wieder mehr für mich machen, in Museen und Konzerte gehen, verreisen, mich bilden und meine Interessen wieder mehr aufleben lassen. Und ich finde es sehr wichtig, meinen Kindern zu zeigen, dass ich nicht nur ihre Mama bin, sondern auch ein Mensch mit einer Vorgeschichte und einem eigenen Leben. Nach den vielen Jahren, in denen sie mich quasi als Teil von sich empfanden, ist es nicht nur für mich, sondern auch für meine Kinder wichtig, sich wieder mehr abzugrenzen. Sie sollen sehen, dass man für sich sorgen muss, um fröhlich und zufrieden zu sein. Sie sollen sehen, dass man nicht in einem status quo verharren, sondern sich weiter entwickeln kann. Sie sollen sehen, dass man Dinge in schwierigen äußeren Umständen auch umsetzen kann, ohne dass jemand darunter leidet. Sie sollen einfach eine Mama sehen, die durch Wahrnehmung ihrer eigenen Nicht-Mama-Bedürfnisse auch eine erfülltere und zufriedenere Mama wird. Das ist mir sehr wichtig und dieser Weg beginnt gerade erst, je mehr das jetzt möglich wird. Wir werden zusammen daran wachsen.

Danke, Jil, von Von Herzen und Bunt, für die schöne Blogparade! Macht ihr auch mit? Was macht ihr als Eltern besonders gut, vielleicht auch aus der Rückschau für diejenigen mit älteren Kindern? Meint ihr, dass sich viele Eltern eher kritisch oder eher wohlwollend einschätzen? Zu welcher Fraktion gehört ihr selbst?

Freitag, 4. November 2016

Von der "Villa Schaukelpferd" zu "Pusteblumen für Mama": Interview mit Christine zu ihrem Blog-Neustart

Gerade ist einer der ersten Blogs, die ich gelesen habe und der zu meinen absoluten Lieblingsblogs gehörte, geschlossen worden: die "Villa Schaukelpferd". In der "Villa Schaukelpferd" wurden quasi selbsttherapeutisch viele Tabuthemen wie postpartale Depressionen, Regretting Motherhood bzw. überhaupt Unzufriedenheit mit der Mutterrolle angesprochen. Viele LeserInnen, die ähnlich empfinden, fühlten sich durch diese Beiträge verstanden und getröstet, die "Villa Schaukelpferd" hatte einen festen Kreis von StammleserInnen. Nun hat die Bloginhaberin Christine einen neuen Blog für hochsensible Mütter ins Leben gerufen, der "Pusteblumen für Mama" heißt. Ich habe Christine dazu einige Fragen gestellt und freue mich, dass sie so ausführlich geantwortet hat.



Christine, Du hast gerade Deinen beliebten Blog „Villa Schaukelpferd“ geschlossen und einen neuen Blog begonnen, der „Pusteblumen für Mama“ heißt. Was hat Dich dazu bewogen?

Ich glaube es war Anfang dieses Jahres, ein Zeitraum, der ja sowieso prädestiniert für Veränderungen aller Art ist. Ich merkte, dass die Villa Schaukelpferd ein Ort für alle möglichen Themen geworden war, in jedem „Zimmer“ gab es etwas anderes zu entdecken. Wie ein Jahrmarkt voll von unterschiedlichen Marktbuden. Am Anfang dachte ich, das wäre gerade gut, um eine Vielzahl an Lesern anzusprechen. Mit der Zeit merkte ich aber, dass „Masse statt Klasse“ nicht funktionierte und auch ich selbst immer unzufriedener mit der Vielzahl an Themen wurde. Zusätzlich stolperte ich noch über einen spannenden Blogartikel, in dem betont wurde, wie wichtig es ist, sich auch und gerade im Internetblog zu spezialisieren. „Sagen Sie mir in einem Satz, was Ihren Blog ausmacht!“ war sinngemäß die Aussage, die mich endgültig zum Umdenken brachte, denn ich konnte die Frage eben nicht in einem Satz beantworten. Also wagte ich den radikalen Schritt.

Fiel Dir der Abschied von der „Villa Schaukelpferd“ schwer? Immerhin hast Du dort sehr viele tabuisierte emotionale Themen, wie postpartale Depressionen, Regretting Motherhood u.ä. angesprochen und Deine eigenen Erfahrungen geschildert. Hast Du Angst, dass Du StammleserInnen verlierst?

Naja ich muss gestehen, ich hatte wirklich viel Zeit, mich innerlich wie äußerlich von meinem alten Blog zu verabschieden. Von der ersten Idee bis zur Veröffentlichung des neuen Blogs dauerte es nämlich über acht Monate. Was aber hauptsächlich an privaten und beruflichen Angelegenheiten lag, die mich im realen Leben auf Trab hielten. Und da ich ja Bloggen „nur“ als Hobby betreibe, musste der neue Blog eben hinten anstehen. Als es dann aber auf die Zielgerade zuging und „Pusteblumen für Mama“ endlich online war, wurde mir auf einmal bewusst, dass ich mir zum Abschied meinen alten Blog noch nicht einmal ein letztes Mal angesehen hatte. In dem Moment wusste ich endgültig, dass mir der Abschied wirklich nicht schwer gefallen war.

Der Schwerpunkt hat sich jetzt eindeutig verschoben, vom allgemeinen Baby-, Kleinkind- und Mutterblog, auf dem jeder Alltagsschritt bequatscht wird hin zum reinen Mama-Blog für hochsensible Mütter. Dennoch sind es ja gerade die Tabuthemen, die jetzt im Vordergrund stehen. Wer an meiner Villa Schaukelpferd Beiträge zu Regretting Motherhood oder postpartalen Depressionen schätzte, der wird sie auf „Pusteblumen für Mama“ in erster Reihe finden. Dass ich jetzt Leser verlieren werde, davon gehe ich aus. Aber das ist ja nur normal, wenn man sein Profil schärft und sich spezialisiert. Und nur so kann sich (m)eine Zielgruppe wohlfühlen, wenn sie konkret angesprochen wird.

Wen genau möchtest Du mit dem neuen Blog „Pusteblumen für Mama“ ansprechen? Meinst Du, es gibt eine Zielgruppe dafür? Unterscheidet sich diese von der Zielgruppe der „Villa Schaukelpferd“?

Pusteblumen für Mama ist ein Blog für hochsensible Mütter, die auch noch eine freiheitsliebende Frau in sich spüren, welche an manchen Tagen mit ihrer Mutterrolle hadert. Vielleicht litt sie unter einer postnatalen Depression, so wie ich nach der Geburt meines ersten Sohnes, vielleicht bereut sie sogar ihre Mutterrolle, wie ich es lange Zeit auch tat. In jedem Fall benötigt meine Leserin viel Zeit neben dem Mamasein für sich zum Akkus-Aufladen, weil sie weiß, dass sie sonst im Zusammensein mit ihren Kindern sehr unentspannt und gestresst ist.

Ich will nicht sagen, dass die Villa Schaukelpferd diesen Schwerpunkt nicht auch schon hatte. Damals war er jedoch nicht bewusst gesetzt und neue Blogleser konnten nicht auf den ersten Blick erkennen, woran sie auf meinem Mama-Blog sind. Ich glaube, dass ich damals schon die „richtigen“ Leser erreichen konnte, war mehr ein glücklicher Zufall. Immerhin habe ich mich nebenbei auch noch mit Bastelkram, Krimipartys oder medizinischen Belangen beschäftigt. Das wird es auf dem neuen Blog nicht mehr geben; davon sollen bitte schön Andere schreiben ;-)

Hast Du im alten Blog Fehler gemacht, die Du im neuen Blog bewusst nicht wiederholen willst?

Sagen wir es so: Ich habe viel ausprobiert, einiges verworfen und wieder ein bisschen verfeinert. Die Villa Schaukelpferd war tatsächlich ein ständig wechselndes Probierfeld. Aber nur so lernt man. Manches muss eben erst in die Praxis umgesetzt werden, um später zu erkennen, dass es so nicht funktioniert. Von dem her hoffe ich, dass ich jetzt nicht alles von Grund auf vermassle *lach*.

Mit dem neuen Blog hast Du die Aktion #meinepusteblume gestartet. Was genau hat es damit auf sich?

Oh ja, genau, die Pusteblumenwiese! Ein eigener Menüpunkt auf meinem Blog, unter dem ich all die kleinen Augenblicke im Alltag sammle, die mir als Mama Kraft geben, weil sie nur „mein“ Moment sind. Meine Pusteblume eben. Ein Blick in den Wolkenhimmel, die Tasse Kaffee am Sonntagmorgen, wenn die Kinder wider Erwartens noch schlafen,… All diese Momente möchte ich mit meinen Leserinnen auf Twitter unter dem Hashtag #meinepusteblume sammeln, damit wir unseren Blick auch für die kleinen kraftspendenden Minuten in unserem sonst so kinderreichen Leben schärfen. Mitmachen ist also ausdrücklich erwünscht; auch ich freue mich über neuen Input!

Übrigens beschreibt diese Aktion auch sehr gut den Titel meines Blogs. Ich suchte etwas Zartes, Sensibles als Blognamen und irgendwann kam mir plötzlich „Pusteblumen für Mama“ durch den Kopf. Wie eine leichte Pusteblume, die einer Mutter ihre schweren Gedanken davonträgt, sobald diese ihren Wunsch formuliert hat und ihn mithilfe der Schirmchen davonpustet.

Du bietest jetzt auch einen Newsletter an. Was erwartet die LeserInnen, die ihn abonnieren?

Ja, der Newsletter ist in der Tat neu und ein zusätzliches, sehr persönliches „Gimmick“ für meine Leserinnen. Wer mutmaßt, der Newsletter würde eine reine Erinnerung oder Zusammenfassung für aktuelle Blogbeiträge sein, der irrt. Newsletterabonnentinnen erhalten zum Einen sofortigen Zugriff zu meinem Ratgeber „10 Tipps, wie du als hochsensible Mutter deinen Alltag entstresst“, ansonsten erwartet sie exquisite Lesetipps (z.B. aus dem Bereich Hochsensibilität, Regretting Motherhood oder postpartale Depressionen“, sei es von „fachmännischer Seite“ oder aus einem anderen Blog) und alles, was die (von Hochsensiblen eh schon strapazierten) Sinne im wertvollen Maße anspricht. Hochsensible Mütter sollen sich viel mit schönen Dingen verwöhnen, die ihrer Seele gut tun und genau da setzt mein Newsletter an.

Wie hast Du selbst Dich als Mama verändert, was hat Dir geholfen, schwierige Phasen zu überstehen und wie geht es Dir jetzt?

Oh Gott, ich hab hier schon so viel geschrieben, dass ich dachte „Langsam reicht’s aber mit deinen ausführlichen Antworten, Christine!“ und jetzt kommt so eine Frage, bei der ich stundenlang erzählen könnte *lach*. Okay, ich versuche mal die Kurzversion.

Als ich meinen ersten Sohn gebar, wurde ich von der einen auf die andere Sekunde mit der negativsten Seite, die man als Mutter nur fühlen kann, konfrontiert: Ich konnte mein Baby nicht lieben, verlor mich monatelang in Depressionen. Geholfen haben mir letztendlich viele Faktoren: Zum Einen waren da mein Mann und meine Mutter, die mich unterstützten und Rückhalt gaben, wo sie nur konnten. Dann hatte ich eine liebevolle Therapeutin, die mich einige Zeit begleitete. Etwa zu der Zeit erfuhr ich auch von meiner Hochsensibilität. Die Erkenntnis, dass ich viel ungefilterter auf Sinneseindrücke (ja, eben auch von meinen Kindern!) reagierte, half mir vor allem dabei, mich so zu akzeptieren, wie ich bin. Daraus entstand mit der Zeit echte Selbstliebe, die mir am Ende den entscheidenden Schritt zur Heilung brachte.

Heute bin ich frei von Depressionen und auch meinen ältesten Sohn liebe ich genauso wie seinen Bruder. Trotzdem bin ich immer noch eine hochsensible Frau, die viel Zeit für sich benötigt und oft mit der Konsequenz namens Mutterrolle hadert. Ich will nicht mehr sagen, dass ich meine Rolle als Mutter bereue, auch nicht, dass ich mich beim nächsten Mal gegen Kinder entscheiden würde, aber dennoch bedaure ich die Umstände, unter denen wir (deutschen) Mütter Frausein, Kinder, Familie und Job unter einen Hut kriegen müssen. Das System ist eindeutig noch verbesserungswürdig, vor allem für uns Hochsensitive!

Ich wünsche Dir alles Liebe für Deinen neuen Blog und weiterhin viele treue, offene und emotionale LeserInnen! Vielen Dank!

Lieben Dank für deine Wünsche, das Gleiche wünsche ich dir ebenfalls für deinen Blog!


Und jetzt schaut mal auf Pusteblumen für Mama vorbei. Danke, Christine, dass Du mir Rede und Antwort gestanden hast. Auf viele weitere, bereichernde Blogjahre! Ich werde Dir als Leserin erhalten bleiben und hoffe, Du gewinnst viele neue dazu.

Bildrechte: Christine von "Pusteblumen für Mama"