Freitag, 5. Dezember 2014

Blogparade - Braucht jede Familie einen Babysitter?

Andrea vom Blog Runzelfuesschen hat anlässlich ihres ersten Konzertbesuchs nach der Geburt ihrer Tochter zur Blogparade zum Thema "Babysitter" aufgerufen. Dazu kann ich jede Menge skurrile Geschichten beitragen und habe mich deshalb entschlossen, zum ersten Mal bei einer Blogparade mitzumachen. Wir haben eine wahre Babysitter-Odyssee hinter uns und konnten es manchmal gar nicht glauben, mit welchen Menschen, Situationen oder Aussagen wir konfrontiert wurden.

Ein halbes Jahr vor dem Geburtstermin unserer Kleinen begannen wir mit der Suche nach einem geeigneten Babysitter, der uns ein wenig mit unserem anstrengenden Großen entlastet, da wir leider keinerlei Familie in unserer Stadt haben. Dabei dachten wir nicht an das schwierige Thema des Zu-Bett-Bringens, sondern an 2-3 Stunden am Wochenende oder nachmittags nach der Kita. Unser Großer war zu diesem Zeitpunkt etwas über 1,5 Jahre alt, ging 6 Stunden täglich in die Kita, ließ sich aber noch nicht von Fremden ins Bett bringen, geschweige denn trösten, wenn er abends/nachts aufgewacht wäre. Es ging uns also nicht um das abendliche Ausgehen (dazu waren wir viel zu müde), sondern um ein paar Stunden Ruhe am Wochenende oder Nachmittags. Für mich wäre es auch willkommen gewesen, eine Entlastung wegen der Schwangerschaft zu haben, die zwar nicht problematisch verlief, aber doch viel anstrengender als die erste Schwangerschaft war.

Gesagt, getan. Wir fragten erstmal im Freundes-, Bekannten- und Kitaelternkreis herum, aber die meisten hatten wegen des jungen Alters der Kinder auch noch keinen Babysitter oder nur Familienmitglieder. Auch bei Aushängen in unserer Umgebung war nicht der/die Richtige dabei. Deshalb startete ich die Suche bei Kinderfee und Betreut.de. Kinderfee war zu diesem Zeitpunkt (Oktober 2012) noch recht jung und die Webseite hatte mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Trotzdem fand ich das Konzept, Babysitter anhand von Profilen auszusuchen, online zu buchen und zu bezahlen sowie eine steuerlich absetzbare Rechnung zu bekommen, sehr ansprechend und bequem.

Wir suchten uns also online die erste Babysitterin aus und bestellten sie zu einer Probe(halbe)stunde. Die Dame arbeitete zu der Zeit notgedrungen abends in einer Bar und hatte schon oft als Babysitterin, Au Pair u.ä. gearbeitet. Sie war sehr nett und die Chemie zwischen unserem Großen und ihr stimmte sofort, was ungewöhnlich war. Der Große klammerte damals noch sehr und hatte extreme Trennungsangst. Sie wirkte erfahren und engagiert und wir waren ganz euphorisch, gleich beim ersten Casting die passende Person gefunden zu haben. Wir engagierten sie kurzerhand und buchten sie wieder. Beim nächsten Termin sagte sie kurzfristig wegen Krankheit ab. Beim übernächsten Termin kam sie ohne Abmeldung einfach gar nicht. Danach versuchten wir sie noch mehrfach über Handy und über Kinderfee zu kontaktieren, aber erfolglos. Wir schalteten Kinderfee ein, doch sie erreichten auch nichts. Nach etlichen Wochen meldete sie sich zähneknirschend und sagte, sie hätte einen familiären Problemfall gehabt und wäre verreist gewesen. Ob wir sie denn noch als Babysitterin wollten? Naja, Probleme kann jeder mal haben, und wir wollten sie gern. Sie schrieb uns Nachrichten, was für eine tolle Familie wir wären, wie gut der Große und sie miteinander klargekommen seien und wie gern sie für uns babysitten möchte. Ein Termin wurde vereinbart. Sie kam nicht. Ohne Absage. Danach eine schwammige Aussage, dass sie eventuell ab Januar einen Vollzeitjob hätte und nicht mehr babysitten könne. Irgendwann meldete sie sich gar nicht mehr. Ihr Profil bei Kinderfee war weiterhin vorhanden. Wir waren traurig.

Die zweite über Kinderfee gebuchte Babysitterin erschien uns ungeeignet und wir sagten ab. Dann kontaktierte ich zwei Damen, die sich auf Aushängen als Babysitter mit freien Kapazitäten angeboten hatten. Die erste Dame verschob ihre Probestunde kurzfristig auf einen anderen Termin und erschien dann zum zweiten Termin gar nicht. Hinterher bekamen wir eine Nachricht, dass sie keine Kapazitäten mehr hätte. Die zweite Dame war eine Kleinkunstdarstellerin aus unserem Kiez, die Puppentheater für Kinder anbot. Ideale Voraussetzungen also. Sie war auch sehr nett und erfahren, obwohl ihre Erziehungsvorstellungen (sie war kinderlos) nicht so ganz unseren Idealen und der Realität entsprachen. Auch wenn der Große und sie keinen Draht entwickelten, wollten wir es dennoch mit ihr versuchen. Nach einer längeren Pause bestellten wir sie noch einmal. Bei diesem Termin stellte sie fest, dass man sich "mit dem Großen ja die ganze Zeit beschäftigen muss". Tja, er ist leider kein Kind, das allein spielt, während ein Erwachsener auf dem Sofa Zeitung liest. "Oje, und das müssen Sie jeden Tag machen?" Äh, ja, müssen wir. Nach diesem Termin bekamen wir eine nette Mail von ihr, dass sich ihre Lebensplanung geändert hätte und sie sich neuen beruflichen Herausforderungen zuwenden wolle. (Sie ist bis heute als freiberufliche Puppenspielerin tätig). Obwohl das also eindeutig gelogen war, war sie wenigstens verlässlich und anständig.

Danach casteten wir ebenfalls über einen Aushang eine Studentin, die wir sehr angenehm fanden und die auch einen guten Draht zum Großen hatte. Wir waren die erste Familie, die sich bei ihr meldete und sie versprach uns hoch und heilig, anderen Familien abzusagen, wenn es ihre Kapazitäten übersteigen würde. Wie gesagt, wir wollten zu dem Zeitpunkt jemanden für 1-2mal pro Woche, je 2-3 Stunden haben. Also durchaus machbar. Die Studentin meldete sich ein paar Tage später und sagte, die Nachfrage hätte sie vollkommen überrannt und sie müsste leider allen Familien inklusive uns absagen, da sie sich doch lieber verstärkt ihrem Studium widmen wolle. Wir dachten jedesmal, warum machen diese Leute erst Aushänge, wenn sie doch nicht die Lust, Zeit, Nerven oder Kapazitäten haben, wenn es ernst wird. Es kam uns immer so ein bisschen vor wie: "Ach, ich schreibe mal eine Bewerbung, wenn eine Zusage kommt, kann ich ja immer noch absagen." Sehr enttäuschend.

Dann folgten zwei Castings, die wieder über Kinderfee gebucht waren. Ein junger Mann, der aber nicht geeignet war, und eine junge Frau mit viel Erfahrung und angenehmem Wesen. Sie buchten wir noch zweimal und zeigten ihr sogar unseren Park, den Kinderbauernhof und die ganze Umgebung. Bei 4. Termin kam sie nicht nicht mehr und sagte dann grundsätzlich aus undefinierbaren Gründen ab. Mittlerweile waren wir extrem enttäuscht, entnervt und ratlos. Viele gecastete Babysitter waren auch oft so inkompetent, hilflos, unsicher, lebensunpraktisch, überhaupt nicht kinderkompatibel. Es konnte doch nicht so schwer sein, einen Babysitter zu finden!

Es folgten drei weitere, über Kinderfee gebuchte Castings, die aber nur ungeeignete Leute zu uns brachten, und unzählige Buchungsanfragen über Kinderfee und Betreut.de, die schon vor der Probestunde von Seiten der potentiellen Babysitter abgesagt wurden. Mittlerweile war der Geburtstermin der Kleinen schon sehr nahe und ich hatte keine Nerven mehr, ständig fremde Leute auszufragen, ihnen immer das Gleiche von uns und dem Großen zu erzählen und falsche Erwartungen über leicht zu verdienendes Geld zu enttäuschen. Wir gaben die Suche auf und wuppten die letzten Wochen bis zur Geburt weiterhin allein bzw. mit sporadischer Hilfe einer befreundeten Familie, zu der unser Großer seit seinem 2. Geburtstag mittlerweile auch ohne uns ging. Den Besuchsaustausch mit seinem gleichaltrigen Freund hatte ich parallel zur Babysittersuche bewusst aufgebaut; er trug Früchte. So waren wir wenigstens ab und zu mal für zwei Stündchen entlastet. Natürlich hatten wir im Gegenzug seinen Freund auch oft bei uns.

Ich schaute mir zwar weiterhin sporadisch Aushänge an und fragte im Bekanntenkreis, aber irgendwie hatte uns diese ganze Odyssee sehr ernüchtert. Nach der Geburt der Kleinen waren wir beide zuhause und das Thema war nicht mehr akut. Erst als die Kleine mit einem Jahr in die Kita kam und das Arbeitsleben wieder anklopfte, kam der Wunsch nach einer stundenweisen Entlastung wieder hervor. Während ihrer Kita-Eingewöhnung hatte sich die Kleine nicht an ihre Bezugserzieherin, sondern an eine Praktikantin und eine Erzieherhelferin (in Ausbildung) gehängt und eine ziemlich innige Beziehung zu diesen beiden Damen aufgebaut. Sie erleichterten der Kleinen die Eingewöhnung sehr. Eine der beiden bot kurz vor Ende ihres Praktikums an, dass sie gern für uns babysitten würde. Die andere fragte ich selbst. Beide hatten wir für eine Probestunde zuhause und beide hatten auf Anhieb ein vertrautes Verhältnis zu den Kindern. Es ist von unschlagbarem Vorteil, wenn die Babysitter die Kinder, die Charaktere, die Gewohnheiten und auch die Eltern schon kennen. Die ganze zermürbende Vorstellungsrunde fällt weg. Man tauscht sich über Anekdoten aus der Kita aus und erzählt ein wenig von Erwartungen und Vorstellungen. Man wird sich über den Preis einig und verabredet sich neu.

Eine der beiden haben wir nun seit einem Vierteljahr regelmäßig am Samstag vormittag hier. Sie ist noch jung, hat aber selbst eine 2,5-jährige Tochter und kennt also sämtliche Aspekte des Kleinkindalters. Sie geht mit den Kindern in den Park, auf den Spielplatz oder in den Kinderbauernhof, damit wir zuhause etwas in Ruhe machen können. Das klappt gut. Lustig ist allerdings, dass sie den Großen in der Kita als pflegeleicht und die Kleine als etwas schwieriger (sie hat viel geweint in der Eingewöhnung) empfunden hat. Nun lernt sie es genau anders herum kennen. Der Große zeigt sich also bei ihr so, wie er ist. Ich denke, das ist ein gutes Zeichen, ein Vertrauensbeweis. Die andere Erzieherhelferin war bisher erst zweimal bei uns, aber das Verhältnis ist auch unproblematisch und herzlich. Niemals wäre die Kleine mit ihren jetzt 1,5 Jahren mit einer völlig fremden Person mitgegangen. Auch sie leidet unter extremem Trennungsschmerz. Dass sie die beiden nicht nur kennt, sondern es auch ihre Trösterinnen während der Eingewöhnung waren, macht es für uns sehr einfach.

Im Moment haben wir also eine gewisse Stabilität. Natürlich sind zwei Stunden am Samstag vormittag (meist im Zwei-Wochen-Rhythmus) ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber besser als nichts. Und es ist beruhigend, überhaupt jemanden in der Hinterhand zu haben, wenn die Familie weit weg ist. Eines hab ich durch die Kinder mit Sicherheit gelernt: mir Hilfe zu holen, wenn es zuviel wird, und zwar bevor es zu spät ist. Dass es allerdings (siehe unsere Babysitter-Odyssee) so schwer sein würde, bezahlte Hilfe zu finden, hätte ich nicht erwartet. Die Idee von Andrea mit dem Eltern-Netz finde ich sehr gut. So etwas habe ich mir auch immer gewünscht. Mittlerweile ist es bei uns so, dass viele unserer befreundeten Familien nun auch zwei Kinder haben, wo es nicht mehr ganz so einfach ist, sich abends mal auszuklinken und woanders einzuspringen. Und gerade das  Einschlafen ist, finde ich, ein so sensibles Thema für Kinder, dass ich persönlich eine Abendbetreuung erst viel später probieren würde. Die Kleine ist zum Beispiel noch so klein, dass selbst der Papa sie meist nicht beruhigen kann, wenn sie abends mal aufwacht. Und eine Mama, die sagt, da muss sie halt durch, bin ich nicht. Ich habe aber aus Erschöpfung auch wenig Sehnsucht danach, abends wegzugehen. Wertvoller ist für mich eine kinderfreie Zeit am Wochenende. Deshalb ist unsere momentane Lösung sehr gut. Alles Weitere kommt mit der Zeit.

Nachtrag:
Das war nur eine kurze Zeit der Entlastung: Mitte Januar 2015 brach uns die eine Babysitterin weg. Sie war enttäuscht, dass der Große so schwierig war und nicht das machte, was sie sagte. Die andere Babysitterin hatten wir noch hin und wieder, allerdings verreiste sie oft am Wochenende. Im Frühjahr 2015 endete auch dies, nachdem der Große deutlich signalisiert hatte, dass er nicht mehr mit ihr mit rausgehen würde. Dann war es endgültig vorbei. Seitdem hatten wir keinen Babysitter mehr.

4 Kommentare:

  1. Liebe Frühlingskindermama,

    das ist aber echt Wahnsinn, was ihr da an Castingerfahrung hinter euch habt. Unglaublich.
    Ich verstehe nicht, wieso soviele Babysitter erst suchen und dann absagen (oder nicht mal das).

    Daran, dass alles mit zwei Kindern auch noch mal anders wird habe ich gar nicht gedacht. Aber klar, da greift meine "Idee" dann auch nicht mehr.

    Ich freue mich, dass ihr eine tolle Lösung für euch alle gefunden habt. Vor allem, dass die Kinder von Menschen betreut werden, die sie schon aus der Kita kennen - das schafft bestimmt eine andere Art der Bindung.

    Liebe Grüße,

    Andrea

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  2. Hallo Frühlingsmama,

    das ist ja Wahnsinn, was man bei der Babysittersuche so alles erleben kann. Aber letztendlich habt Ihr ja noch eine gute Lösung gefunden.

    Hoffe, mir steht nicht auch eine solche Odyssee bevor. Habe mich nämlich dazu entschlossen, im nächsten Jahr über Betreut.de einen Babysitter für meine einjährige Tochter zu suchen. Ich wünsche mir aber tatsächlich eine abendliche Betreuung. So ca. alle 2 Wochen würden schon reichen,damit ich auch mal mit meinem Mann etwas unternehmen kann sowie nach Bedarf nachmittags, wenn zum Beispiel Arzttermine, anstehen oder ich mal zum Sport möchte etc. Da mein Mann ein Restaurant betreibt, bin ich abends (und größtenteils auch tagsüber) auf mich allein gestellt. Bislang haben ab und zu meine Eltern ausgeholfen, da sie aber nicht "um die Ecke wohnen", ist eine verlässliche Dauerlösung so nicht möglich....

    Hast du einen Tipp für mich, worauf man besonders bei der Suche achten sollte oder gibt es Alarmzeichen, die auf eine schlechte Wahl hinweisen?

    LG
    Teilzeitmutter

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    1. Hallo Teilzeitmutter,

      danke für Deinen netten Kommentar. Ich würde grundsätzlich erst mal positiv rangehen. Bei uns war es schon wirklich eine unglückliche Verkettung von Umständen. Man kann auch Glück haben und der/die Richtige ist schnell gefunden. Ich würde vor allem auf mein Bauchgefühl hören und auf die Interaktion mit dem Kind schauen. Zum Beispiel habe ich immer darauf geachtet, ob der Kandidat nicht nur mit uns spricht, sondern auch mal Kontakt zum Kind aufnimmt und versucht, auf das Kind zuzugehen. Man kann auch kurz mal zu dritt mit dem Kind was spielen. Dann merkt man ja auch, wie das Kind reagiert. Ich habe auch viel über das Kind erzählt, damit der Kandidat ein Gefühl dafür kriegt, wie es "tickt". Ist bei uns auch nötig, weil unser Großer ja ein etwas spezieller Fall ist.

      Ansonsten genügend Vorlaufzeit einplanen und nicht erwarten, dass eine Trennung beim 2. Termin schon klappt. Erfahrungsgemäß klappt es besser draußen als in der Wohnung. Selbst jetzt noch mit unserer "etablierten" Babysitterin gehen wir immer mit runter, setzen die Kleine in den Kinderwagen und verabschieden uns von den Kindern vor der Haustür. So haben sie nicht so extrem das Gefühl, sie müssen aus der Wohnung und damit von uns weg.

      Ansonsten deutlich sagen, was Dir wichtig ist, und vielleicht auch fragen, wie der Kandidat in bestimmten Situationen (Schreierei, Wutanfall etc.) reagieren würde. Da zeigt sich dann, wieviel Erfahrung jemand hat.

      Ich wünsche euch viel Glück!

      Lieben Gruß
      Frühlingskindermama

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  3. Danke für Deine Tipps, Frühlingskindermama!

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