Samstag, 26. August 2017

"Ich hab sie aber nicht vermisst!"

Ich tausche mich sehr gern über Situationen im Zusammenleben mit meinen Kindern aus, bei denen ich entweder nicht wusste, wie ich reagieren sollte, oder eindeutig falsch reagiert habe oder spontan irgendwie agierte und hinterher ins Grübeln kam, ob das denn nun so angemessen war. Durch den Austausch und die Gedanken, die andere äußern, werde ich mir oft selbst klarer und kann bestenfalls beim nächsten Mal zufriedenstellender reagieren. Heute ergab sich nun eine Situation, zu der ich mal ein wenig Gedankenaustausch brauche.

Der Große kam heute von 6 Tagen Urlaub bei den Großeltern wieder zurück bzw. wir übernahmen ihn auf halber Strecke. Wir hatten eine wunderbar ruhige Woche zu dritt und er verbrachte schöne Tage mit voller Aufmerksamkeit bei Oma und Opa. Die Kleine vermisste ihn von Zeit zu Zeit, er selbst hatte wohl kaum Heimweh. Bei der Übergabe und dann auch zuhause gab es natürlich schon wieder die ersten Geschwisterscharmützel. Er ärgerte sich über irgendwas und grummelte auf seinem Bett. Ich setzte mich dazu und redete ein wenig mit ihm. Die Kleine war auch im Zimmer und versuchte sich anzunähern. Er wollte aber nichts mit ihr zu tun haben.
 
Ich fand es herzzerreißend, wie sie sich um ihn bemühte, und sagte irgendwann zu ihm: "Sie hat dich so sehr vermisst!" Darauf meinte er: "Aber ich hab sie nicht vermisst!" Hätte sie nicht direkt daneben gesessen, hätte ich vermutlich gar nicht weiter reagiert, sondern das einfach zur Kenntnis genommen. Denn wenn seine Empfindung so ist, dann ist das so und es hilft nichts, ihm dies irgendwie auszureden. So aber fühlte ich mich bemüßigt, zu reagieren, um ihre Traurigkeit abzumildern und Partei zu ergreifen. Ich sagte also etwas Kurzes, aber Wertendes, und ärgerte mich im gleichen Moment über mich selbst. Gleichzeitig tat mir die Kleine leid, denn sie hatte sich wirklich total auf ihn gefreut und schaute mich nun mit traurigen Augen an. Sie hatte es einfach nicht verdient, so etwas hören zu müssen, selbst wenn es der Wahrheit entsprach.

Die Situation war relativ schnell wieder vorbei, aber ich grübelte noch länger darüber nach. Was wäre eine angemessene Reaktion gewesen, die die Empfindungen beider Kinder berücksichtigt? Weder möchte ich dem Großen seine Empfindungen absprechen noch zulassen, dass die Kleine durch solche Aussagen verletzt wird. Ich finde das richtig schwierig, denn mit einer wie auch immer gearteten Reaktion schlägt man sich automatisch auf die eine oder andere Seite. So unharmonisch wie die Beziehung der beiden zueinander ist (wie hier beschrieben), birgt das sehr viel Brisanz in sich.

Dazu kommt, dass ich ihn verstehen kann, wenn er sagt, er hätte die Kleine nicht vermisst. Ich bin auch ein Mensch, der eher selten Menschen vermisst, sondern mehr Umgebungen, Landschaften, Komfort, bestimmte Speisen usw. Das ist schon so, solange ich zurückdenken kann. Trotzdem war ich früher ein Heimweh-Kind. Das ist der Große eigentlich nicht, wenn er verreist, obwohl er im Alltag nicht gern die Wohnung und uns verlässt. Eine interessante Kombination. Würde er mich fragen, ob ich ihn vermisst habe, müsste ich auch mit "nein" antworten. Ich freue mich, wenn er woanders eine schöne Zeit verlebt. Er ist ja sonst immer da, so dass es auch mal schön ist, wenn er nicht da ist. Denn auch die liebsten Menschen brauchen ab und zu eine Pause voneinander. Der Abstand tat uns, glaube ich, allen gut.

Dass er die Kleine nicht vermisst hat, ist also sein durchaus legitimes Empfinden, was ich sogar nachfühlen kann. Ich möchte und darf das eigentlich nicht bewerten, denn sonst zweifelt er entweder irgendwann an seinen Gefühlen oder traut sich nichts mehr zu sagen. Andererseits ist da ein anderer Mensch, die Kleine, die wegen solch einer Aussage verletzt ist, da sie ganz anders empfindet und sich unheimlich auf das Wiedersehen gefreut hat. Sollte ich da eingreifen, um ihre Gefühle zu schützen? Sollte ich stumm bleiben, um seine Empfindungen nicht zu werten? Ich finde es sehr schwierig, da im Bruchteil einer Sekunde zu entscheiden, was eine angemessene Reaktion wäre. Ich habe mich in dem Moment auf die Seite der verletzten Gefühle, die Seite der Kleinen geschlagen, hatte damit aber hinterher Bauchschmerzen, weil ich es selbst unglaublich hasse, wenn Gefühle, in dem Fall das Nicht-Vermissen, negiert oder tabuisiert werden. Sie gehen davon ja nicht weg. Ich selbst habe sehr darunter gelitten, in meiner Kindheit und Jugend. Ich möchte das eigentlich in meiner Familie nicht. Andererseits möchte ich aber auch nicht sanktionieren, dass jeder alles sagen kann, was er denkt, auf Kosten der Gefühle anderer Familienmitglieder.

Ihr seht meinen Zwiespalt und nun, wo ich das niedergeschrieben habe, ist er noch eklatanter geworden, denn die Situation ist prototypisch für so viele andere Momente im Familienleben, mit Geschwistern bzw. mehreren Kindern. Sicherlich kann man hinterher im Gespräch einen Weg finden, Kindern eine bestimmte Sichtweise zu vermitteln. Das ändert aber nichts daran, dass man immer wieder spontan reagieren muss. Und wenn verschiedene Werte gleich viel wiegen, ist es schier unmöglich, sich "richtig" zu entscheiden. Denn es gibt dann kein "richtig" und "falsch". Mir sind Harmonie und Rücksichtnahme sehr wichtig. Dazu gehört, sich zu bemühen, nicht die Gefühle anderer zu verletzen. Mir ist aber auch das Wahrnehmen und Aussprechen der eigenen Gefühle sehr wichtig. Das geht manchmal nur auf Kosten anderer. Heute wusste ich nicht, wie ich das lösen sollte, bzw. war ich mit meiner Reaktion hinterher nicht im Reinen.

So, und jetzt bitte ich um eure Gedanken und Ansichten. Vielleicht nochmal kurz zur Erinnerung: der Große ist jetzt 6 1/2 und die Kleine 4 1/4. Wie würdet ihr so eine Situation lösen? Was ist euch wichtig? Was würdet ihr mir raten, für's nächste Mal?

Dienstag, 22. August 2017

Unser Sommerurlaub 2017

Nun hat uns der Alltag wieder und ich möchte unseren diesjährigen Sommerurlaub an der Ostsee unbedingt noch Revue passieren lassen. Ich denke insgesamt positiv an ihn zurück, auch wenn er leider nicht den gewünschten durchschlagenden Erholungseffekt brachte. Es war ein schöner, wenn auch nicht ganz unanstrengender Urlaub. Ich habe mich einerseits sehr wohlgefühlt und die Abwechslung und Auszeit genossen, konnte aber andererseits diesmal wahnsinnig schlecht abschalten, da das Gedankenkarussell, besonders in Hinblick auf die baldige Einschulung des Großen, ununterbrochen lief. Aber endlich hatten wir mal Glück mit dem Wetter an der Ostsee!


Wir waren diesmal tatsächlich mehrfach in der Ostsee baden und verbrachten viele warme Stunden am Strand, was in den letzten Jahren nicht möglich war. Lest mal meine Berichte aus den Jahren 2016 und 2015 dazu nach. Auch im Jahr 2014, als wir zum ersten Mal in der gleichen Ferienwohnung wie diesmal waren, zeigte sich das Wetter sehr wechselhaft. Diesmal fühlte es sich endlich mal nach einem richtigen Sommerurlaub an! Das war echt toll und trug sehr viel zur positiven Urlaubsgrundstimmung bei. Dass die Kinder nun das Meer kennen und mögen, anstatt ängstlich und skeptisch zu sein wie lange Zeit, freut mich immer besonders. Denn das Meer, egal wo, trägt eine große Faszination in sich und zieht fast jeden Menschen in seinen Bann. Es beruhigt und erdet. Je älter ich werde, umso mehr brauche ich es, mehrmals im Jahr ans Meer zu fahren. Als ich am letzten Abend mit dem Großen einen Abschiedsspaziergang am Strand unternahm und ganz traurig wegen unserer Abreise war, meinte mein Sohn: "Mama, dann darfst Du entweder nicht mehr hierher kommen oder musst ganz hier bleiben!"  Da hat er irgendwie Recht.


Wir kannten unseren Urlaubsort, wir kannten unsere Ferienwohnung, wir wussten, dass die Kleine gerade in einer ziemlich anstrengenden Phase ist und die Geschwister sich aktuell wiedermal gegenseitig aufputschen. Es gab also keine unangenehmen Überraschungen, in jeglicher Hinsicht. Unsere Ferienwohnung bietet den Vorteil, dass sie einen eigenen großen Garten hat, ohne Nutzung durch andere Gäste. Das heißt, wir sind dort wirklich für uns und haben unsere Ruhe. Das ist aber gleichzeitig ein Nachteil, weil die Kinder keine Freunde kennenlernen und ihnen das tatsächlich diesmal fehlte, wie beide einhellig kundtaten. Ich weiß noch nicht, wie wir das in den nächsten Jahren lösen: Ruhe für die Eltern oder Sozialleben für die Kinder? Letzteres kann für uns Eltern entlastend, aber auch zusätzlich anstrengend sein, wie wir letztes Jahr in einer anderen Ferienwohnung feststellten. Ich bin da noch unentschieden...


Gleich am ersten Tag kam uns der beste Freund des Großen mit seiner Familie besuchen, die in der Nähe urlaubten. Das war total schön, wir spielten im Garten und am Strand und alle hatten viel Spaß. Dann folgten 2 Tage allein mit den Kindern, weil ich den Mann zum Erholen nach Hause geschickt hatte. Das war vorher so vereinbart, damit er allein etwas Kraft tanken kann. Es ging auch ganz gut, weil das Wetter passend war. Ohne Auto wären die 2 Tage sonst etwas zäh geworden. Als er wieder da war, verbrachten wir weiterhin viel Zeit am Strand, machten kleine Ausflüge, allerdings nichts Anstrengendes, und hatten einen wunderbaren Tag auf der Hansesail 2017 in Warnemünde.


Wie vorher abgesprochen, teilten wir uns auch ab und zu auf, um den Kindern Exklusivzeiten zu geben. Ich machte zum Beispiel mit dem Großen eine Vormittags-Wanderung an der Steilküste entlang und mit der Kleinen eine große Fahrradtour über Salzwiesen und an der Molli-Bahn entlang. Der Mann fuhr mit ihr zum Reiterhof und spielte mit dem Großen ausgiebig Wikinger-Schach*. Für mich gab es 2 kleinere Allein-Zeiten, wenig, aber besser als nichts, und 2 wundervolle abendliche Strandspaziergänge. Ich hätte definitiv noch länger bleiben können, nicht zuletzt dank des tollen Wetters, auch wenn es eben durchaus anstrengend war. Rund um die Uhr mit meinen Kindern bzw. anderen Menschen zusammen zu sein, wird mir immer schwerfallen und mich extrem fordern. Die Geräusche der Kinder, das ständige Streiten und Weinen strengen mich an, und die Kleine halbwegs empathisch in ihrer schrecklich schwierigen Phase zu begleiten, verlangt Äußerstes von mir ab.


Dazu kamen sehr deutlich die ständigen Gedanken und Überlegungen, die baldige Einschulung des Großen betreffend. Was alles noch besorgt, organisiert und erledigt werden muss, wie das wohl alles wird und wie wir alle die Umstellung verkraften werden. Es war für mich diesmal sehr schwer, abzuschalten, weil diese riesengroße Veränderung vor uns liegt, die ich bekanntlich sehr skeptisch betrachte. Ich kann derzeit nachts oft nicht einschlafen, weil ich so vieles im Kopf herumwälze, und dieses Problem machte natürlich auch vor dem Urlaub nicht Halt. So ein Zwischenzustand ist echt blöd, nicht Fisch noch Fleisch, und vor allem hinderlich beim Abschalten.

Das unangenehmste Mitbringsel aus dem Urlaub sind fiese Rückenschmerzen, die wieder zurückgekehrt sind, obwohl sie nach meiner Mutter-Kind-Kur fast verschwunden waren. Sie hängen einerseits mit dem gehäuften Tragen der 18 kg schweren Kleinen zusammen, andererseits aber wohl auch mit meiner immanenten Anspannung. Ich hoffe, dass sie bald wieder verschwinden!

Nach unserer Rückkehr bemerkte ich einen deutlichen Unterschied zu der Zeit nach meiner Mutter-Kind-Kur an der Ostsee, als ich nämlich einen richtigen Großstadtkoller und große Probleme hatte, mich wieder ans Stadtleben zu gewöhnen. Das war diesmal nicht der Fall, was mir zeigt, dass ich nicht im gleichen Maße wie bei der Kur abgeschaltet habe. Logisch, die Situation war ja auch eine ganz andere. Man kann sich halt nicht zwingen, abzuschalten, und bei Menschen wie mir ist das ja sowieso grundsätzlich schwierig.


Insgesamt war es aber durchaus ein schöner Urlaub mit richtigem Sommerfeeling, der noch länger hätte sein können. Mit noch etwas mehr Alleinsein, etwas weniger Geschwisterstreit, einer Waschmaschine und ein paar losen Freunden für die Kinder wäre es fast perfekt gewesen. Eigentlich wollte ich gegen Ende des Urlaubs noch ein-zwei Tage allein in einem Hotel verbringen, um aufzutanken. Da bei der Kleinen aber keinerlei Besserung ihres unausgeglichenen Zustandes zu bemerken war, beschloss ich, mit ihr zusammen noch anderthalb Tage ranzuhängen, um ihr Exklusivzeit und ein kleines Abenteuer zu geben. Auch wenn dieser Plan nicht den durchschlagenden Erfolg hatte wie erhofft, berichte ich darüber nochmal separat. Das war er, unser Ostsee-Sommerurlaub 2017. Und da ich weder gar nicht mehr hinfahren noch ganz hinziehen kann, um meinen Großen nochmal zu zitieren, werde ich einfach die goldene Mitte wählen und - öfter ans Meer fahren. Ob allein oder mit den Kindern, es wird immer stärker zum Sehnsuchtsort für mich.


* Affiliate Link

Samstag, 19. August 2017

Ein tolles Geschenk zur Einschulung: Das Grundschullexikon vom Duden Verlag (Rezension)

Braucht ihr noch ein tolles Einschulungs-Geschenk, das Freude an Wissen vermittelt und kindgerecht aufbereitet ist? Dann schaut euch unbedingt mal Das Grundschullexikon* vom Duden Verlag an,das ich euch heute vorstellen möchte.


Es ist ein dickes, umfangreiches Kinder-Lexikon und beinhaltet 650 bebilderte Artikel von A-Z. Schon der erste Blick hinein macht Appetit auf mehr, darauf, Wissen aufzusaugen und die Welt zu entdecken. Das Lexikon ist übersichtlich gestaltet und aufgebaut und die Bilder sind kindgerecht ausgewählt. Es ist ein ideales erstes Nachschlagewerk für Grundschulkinder.


Neben den Texten zu den einzelnen Begriffen gibt es Themenseiten, wie z. B. über Berufe, Ernährung, Geld, Musik, Schule usw., die ich selbst auch sehr interessant finde. Dabei wird näher auf einen Begriff eingegangen und den Kindern werden interessante Zusatzinformationen vermittelt.


Wusstet ihr, dass man in Australien das prall gefüllte Hinterteil der Honigameise aussaugen kann, wenn man Lust auf Süßes hat? Dieses Detail findet man auf der Themenseite Ernährung und ich freue mich schon auf das Gesicht meines Sohnes, wenn ich ihm diese Information vorlese.


Viele Tierbilder, Illustrationen zu historischen Themen und Landkarten machen dieses tolle, anschauliche und kindgerechte Lexikon aus. Die Erklärungen finde ich altersangemessen (Altersempfehlung: 6 - 10 Jahre) und gut verständlich (siehe hier zum Thema Wasser).


Jeder Artikel enthält außerdem Verweise zu anderen Begriffen, die auch im Lexikon enthalten sind. Und am Ende gibt es natürlich ein Register, was sogar zusätzliche Begriffe und den jeweiligen Artikel, wo man nachschlagen kann, nennt.


Ich finde es sehr wichtig, dass Kinder lernen, dass Wissen nicht nur im Internet zu finden ist, sondern seit langer Zeit immer zuerst aus Büchern kam. Ein Lexikon lädt zum Schmökern und Weiterblättern ein, zum Entdecken und Festlesen. Ich selbst habe als Kind immer gern durch Lexika gestöbert, obwohl es bei weitem nicht so tolle Exemplare gab wie dieses Grundschullexikon*. Hier wird Wissen so lebendig und abwechslungsreich vermittelt, dass es Kinder und Eltern einfach fesseln wird.


Auf Sonderseiten bietet es sogar wichtiges Schulwissen aus den klassischen Grundschulfächern. So können sich Kinder z.B. im Rahmen der Themenseite Sachunterricht über Verkehrsregeln und die Verkehrssicherheit allgemein informieren, und auf der Seite zum Fach Mathematik erhalten sie eine Übersicht über wichtige mathematische und geometrische Grundbegriffe.


Eine besonders tolle Ergänzung des Grundschullexikons* ist das beigesteckte Mitmach-Lexikon, das zum Selbstgestalten einlädt. Hier können Kinder ihr Wissen überprüfen und selbst aktiv werden, z.B. Laubblätter einkleben, Himmelsbeobachtungen eintragen, Bilder ausmalen und Rätsel lösen.


Ich bin sehr gespannt, was mein Sohn zum Grundschullexikon* sagen wird, denn er wird es zu seiner Einschulung bekommen. Ich bin mir sicher, dass er oft darin blättern und selbst lesen wird, sobald er dies kann. Es ist ein tolles Geschenk für jedes Einschulungskind und ich möchte es euch uneingeschränkt empfehlen. Auch ihr Eltern werdet noch viel daraus lernen!

Die Eckdaten:
Das Grundschullexikon: Entdecken - Verstehen - Mitmachen. Mit Mitmach-Lexikon für neugierige Forscher*, Duden Verlag, Juni 2017, 320 Seiten,  ISBN 978-3411734337, € 25,-


* Affiliate Link

Das Rezensionsexemplar wurde mir vom Verlag zur Verfügung gestellt.

Sonntag, 13. August 2017

Unser Wochenende in Bildern 12./ 13. August 2017 aus dem Sommerurlaub (mit Hansesail)

Wir sind gerade in unserem Sommerurlaub an der Ostsee und haben schon einige schöne Tage hinter uns. Hier kommt unser Wochenende in Bildern:

Samstag

Es regnet und der Himmel ist grau. Wir hadern aber nicht damit, da wir wirklich schon tolle Bade- und Strandtage hinter uns haben, ganz im Gegensatz zu den vergangenen Jahren. Der Mann fährt mit den Kindern gleich nach dem Frühstück in einen Indoor-Spielplatz in der Nähe, damit sie sich austoben können. Ich habe herrliche Ruhe in der Ferienwohnung. Nach Aufräumen und Durchwischen kann ich ein Buch, an dem ich schon lange lese, beenden und ein neues beginnen. Außerdem in Ruhe mittagessen und einfach mal wieder etwas zu mir kommen, was nach einer Woche Kinderbespaßung (davon 2 Tage allein, da der Mann zur Erholung nach Hause geschickt wurde) auch nötig ist. Ich genieße den Ausblick aus unserer Ferienwohnung trotz grauen Himmels:


Der Mann schickt Fotos aus dem glücklicherweise noch leeren Indoor-Spielplatz. Die Kinder toben sich aus und sind happy. Es gibt sogar Wassertreter in der Halle. Sie essen dort noch Mittag und schlafen auf der Rückfahrt nach Hause im Auto ein.


Am Nachmittag fahren wir nach Kühlungsborn. Dort war ich zuletzt als Kind und habe keinerlei Erinnerungen an den Ort. Wir gehen auf die Seebrücke und die Kinder schauen den Anglern zu.




Dann wird auf dem Bungee Trampolin gehüpft und auf dem schönen Spielplatz an der Promenade getobt. Wir Eltern gönnen uns ein Fischbrötchen. Als der Nieselregen stärker wird, fahren wir nach Hause. Obwohl ich die klassischen Seebäder meist nicht so sehr mag, fand ich Kühlungsborn sehr angenehm und abwechslungsreich.


Sonntag

Der Tag startet mit einem Sonne-Wolken-Mix. Wir fahren wie geplant gleich nach dem Frühstück zur Hansesail 2017 nach Warnemünde. Es ist schon morgens recht voll, aber die Stimmung ist super. Wir spazieren die Promenade entlang, steigen auf den alten Leuchtturm, um die Kulisse mit den vielen Segelschiffen auf dem Meer von oben zu bestaunen, wandern die Mole nach vorn zum Leuchtturm und zurück zum Alten Strom...





... und gehen dann zur Anlegestelle der Kreuzfahrtschiffe, wo wir mit dem Riesenrad fahren und große Segelschiffe bestaunen.




Es ist ein einmaliges Erlebnis bei absolutem Traumwetter, sehr beeindruckend und mitreißend. Warnemünde ist zwar noch viel voller als ohnehin schon, aber da wir in einem kleinen ruhigen Urlaubsort wohnen, können wir das mal ganz gut verkraften.

Als wir alle platt sind, geht es mit der Autofähre hinüber nach Hohe Düne und von dort aus zur Ruhestätte der Eltern meines Mannes in einem Ruheforst. Ein Mal im Jahr, wenn wir an der Ostsee Urlaub machen, kommen wir dorthin und erzählen den Kindern dann immer ein paar Geschichten von ihren Großeltern.



Der Ruheforst ist nach dem Trubel in Warnemünde ein wohltuender, beruhigender Ort und die Kinder erkunden den Wald. Von Jahr zu Jahr nehmen sie das alles auch bewusster wahr und stellen auch Fragen. Wir können diesmal dort richtig herunterfahren.


Danach geht es wieder zurück in unseren Urlaubsort und wir freuen uns auf noch ein paar schöne, sonnige Tage an der Ostsee.

Mehr Wochenenden in Bildern (#wib) findet ihr wie immer bei Geborgen Wachsen. Und mein voriges Wochenende in Bildern aus dem Juli ist hier.

Sonntag, 6. August 2017

"Mama, wo warst du denn da auf dem Foto?"

Meine lieben Kinder,

ich möchte dringend etwas prophylaktisch klarstellen, falls ihr mich später mal fragt, ob ich denn gar nichts mit euch unternommen habe, weil ich nur auf wenigen Fotos mit euch zu sehen bin. Vielleicht denkt ihr ja, ich saß immer zuhause oder beim Friseur oder war shoppen oder so, wenn ihr eure tollen Ausflüge mit dem Papa gemacht habt. Auch wenn uns Freunde besuchten, hab ich mich immer vom Acker gemacht, den Fotos nach zu urteilen. Und in den Urlaub schickte ich euch natürlich allein mit dem Papa, damit ich mal meine Ruhe habe. Sieht man doch auf den Fotos, ist doch immer nur der Papa dabei. Und ihr natürlich.

Bei euren Geburtstagen war ich auch selten zugegen, genauso wie bei anderen Festen oder besonderen Anlässen. Selbst an meinem eigenen Geburtstag habe ich anscheinend lieber das Weite gesucht und ihr habt schön mit dem Papa und den Großeltern gefeiert. Es gibt kein Foto von mir. Den Kinderwagen geschoben habe ich nur wenige Male, das Tragetuch kam vielleicht drei Mal zum Einsatz und gekuschelt haben wir auch selten, den Fotos nach zu urteilen. Lediglich im Planschbecken war ich immer dabei, weil das dem Papa zu kalt war. Ansonsten machte ich mich in eurer Kindheit extrem rar, den Fotos nach zu urteilen.

Bildquelle: Pixabay

Fotos konservieren Erinnerungen und wecken Erinnerungen später wieder. Sie halten Augenblicke fest und lassen gemeinsame Erlebnisse aufleben. Sie sind Stützen des Gedächtnisses und zeigen den nachfolgenden Generationen das Leben der Altvorderen. Ich liebe es, Fotos anzuschauen und mein Leben quasi nochmal zu erleben. Mir kommen dabei nicht nur die Erlebnisse ins Gedächtnis zurück, sondern auch meine Gedanken und Gefühle und sogar Düfte, Geschmäcker und Stimmungen. Auch erinnere ich mich an die Personen, die auf den Fotos sind, und mir fallen weitere Episoden, Eigenarten und Gemeinsamkeiten ein. Oft habe ich mich als Kind gefragt, warum mein Vater so selten auf unseren Fotos zu sehen ist. Tja: er hat fotografiert!

In den meisten Familien gibt es einen Elternteil, der gern und viel fotografiert, sei es aus einer Fotoleidenschaft heraus oder für die Erinnerung. Und einen anderen, der demzufolge meist auf den Fotos zu sehen ist, dem das aber gar nichts bedeutet. In meiner Herkunftsfamilie war mein Vater der fotografierende Teil, in meiner eigenen Familie bin ich das. Nun bin ich genauso wenig auf Fotos zu sehen wie er früher. Und meine Kinder werden sich vielleicht später auch fragen, ob ich denn überhaupt dabei gewesen bin, bei all unseren tollen Unternehmungen, Urlauben und Anlässen. Schließlich sehen sie nicht, wie ich mit ihnen am Strand buddele, im Wald Verstecken spiele, Fahrrad fahre, am Geburtstag Kerzen auspuste, sie im Arm halte und mit ihnen lache. Es gibt Fotos von mir, ja, aber es sind im Verhältnis zu der Zeit, die ich mit den Kindern verbringe, sehr wenige.

Dereinst, wenn sie diese Fotos betrachten, werden sie meine Stimme nicht hören, meinen Geruch nicht riechen, sich nicht erinnern, ob ich zum Anlass eines bestimmten Fotos fröhlich, traurig oder wütend war, sie werden nicht wissen, ob ich dabei war oder gerade allein meiner Wege zog. Sie werden sich selbst kaum zusammen mit ihrer Mama auf Fotos sehen, mit dem Menschen, der viele viele Kindheitsstunden mit ihnen verbracht hat. Sie werden sich weniger an gemeinsame Erlebnisse mit mir erinnern, sondern immer eher an den Papa, der mit ihnen auf unseren Fotos zu sehen ist. Und ja, das macht mich traurig.

Ich könnte darum bitten, mehr fotografiert zu werden. Das habe ich getan, es hat grundsätzlich nichts geändert. Denn wem die eigenen Erinnerungen nicht wichtig sind, der wird auch nicht für die Erinnerungen anderer Menschen sorgen. Selfies und Selbstauslöser-Fotos schaffen auch nicht wirklich Abhilfe, schließlich sind es bewusste Fotos, keine Momentaufnahmen. Meine Hoffnung liegt in den Kindern: vor allem die Kleine fotografiert sehr gern und wird deshalb wohl recht bald eine eigene Kinderkamera bekommen. Und spätestens wenn das erste Handy vorhanden ist, wird sich zeigen, welches Kind am Sammeln von Erinnerungen interessiert ist.

Unsere Erinnerungen sind in unserem Kopf? Ehrlich gesagt habe ich aus meinen ersten Lebensjahren so gut wie gar keine Erinnerungen und hätte ohne Fotos keinerlei Vorstellung, wie das gewesen ist. Danach kommt eine Zeit, an die viele Erinnerungen vorhanden sind, weil alles sehr intensiv erlebt wurde. Spätestens ab den 30ern aber ist der Kopf so voll und immer neue Dinge müssen verarbeitet und gespeichert werden, dass das Gehirn einfach überlastet ist und kaum noch neue Details aufnehmen kann. Dafür braucht man dann Hilfsmittel, wie z.B. Fotos. Selbst ich, die ich eigentlich seit jeher ein gutes Gedächtnis habe, kann die Flut von Informationen und Ereignissen einfach nicht mehr bewältigen. Hätte ich nicht Unmengen an Fotos (und den Blog), hätte ich viele Situationen mit den Kindern längst wieder vergessen, obwohl sie nicht lange zurückliegen.

Also, meine lieben Kinder, lasst mich euch sagen: ich war dabei, ich war mit euch zusammen, ich habe viel Zeit mit euch verbracht und viele schöne (und auch weniger schöne) Dinge mit euch erlebt. Lasst euch von den Fotos nicht täuschen, auf denen ihr mich nicht seht. Ich stand direkt vor euch und habe euch angelacht. Oder euch unbemerkt fotografiert. Ich konserviere eure Kindheit für euch und werde dies auch weiter tun. Sie wirkt wie eine Kindheit fast ohne Mama, aber das war nicht der Fall! Ich war da, bei euch! Vergesst mich bitte nicht!