Mittwoch, 29. März 2017

Zur Mutter-Kind-Kur mit dem Großen: Zwischenstand nach einer Woche

Heute sind wir genau eine Woche auf unserer Mutter-Kind-Kur und, so wie ich heute eine kleine Zwischenvisite hatte, möchte ich auch einen kleinen Zwischenbericht schreiben. Die ersten Tage waren wir mit der Umstellung und dem Einleben beschäftigt, lernten die Umgebung kennen und mussten schauen, wie der Hase läuft. Ich hatte ärztliche und psychologische Termine, der Große schnupperte in seiner Kinderbetreuung und dann startete das Kursprogramm. Wir hatten wunderschönes Wetter und verbrachten viel Zeit draußen am Strand und im Wald. Die ersten Tage hat der Große alles wunderbar mitgemacht, war sehr kooperativ und wirkte auch zufrieden. Die letzten beiden Tage hatte er einen Durchhänger, der sich deutlich bemerkbar macht.

Mir gefällt es sehr gut, ich bin positiv überrascht und fühle mich grundsätzlich wohl. Meine Kurse/ Anwendungen sind angenehm, zusätzliche Termine habe ich abgelehnt, weil ich lieber mehr Zeit für mich haben möchte. Den langsamen Start in der Kinderbetreuung empfand ich als sehr positiv und ich hatte die Hoffnung, dass der Große sie problemlos akzeptiert, was am Anfang auch der Fall war. Leider fällt es ihm mit jedem Tag schwerer, mich loszulassen und seine Betreuung dort zu akzeptieren. Das ist aber unabdingbar dafür, dass ich meine Termine wahrnehmen kann und mich erhole. Immerhin ist es insgesamt eine kürzere Betreuung als zuhause, an vielen Tagen nur halbtags und wenn der Mann und die Kleine zu Besuch kommen, können wir ihn natürlich auch ganz herausnehmen. Aber man darf eben nicht vergessen, dass es eine komplett neue Situation für die Kinder ist, fremde Erzieher, fremde Kinder, fremde Räumlichkeiten, und sie sich auch erstmal an den anderen Rhythmus gewöhnen müssen. Fast alle Kinder tun sich mit der Betreuung dort schwer. Durch das enge Zusammensein mit der Mama sind sie halt auch viel stärker als vielleicht zuhause auf sie fixiert und empfinden eine Trennung umso schmerzhafter. Dazu kommt Heimweh und Vermissen, ungewohntes Essen und möglicherweise auch ein verändertes Verhalten der Bezugsperson.

Mir fällt es hier deutlich schwerer als zuhause, ihn abzugeben, wenn er traurig und widerwillig ist. Er hat sich noch nie leicht mit Betreuung getan und das ist in 5 Jahren Kita auch nicht wesentlich leichter geworden. Auch zuhause ist er jeden Morgen traurig, hat Probleme mit dem Situationswechsel und würde, wenn man ihm die Wahl ließe, sich immer für's Zuhause-Bleiben entscheiden. Die Wahl haben wir natürlich nicht. Hier gäbe es zwar die Option, ihn gar nicht betreuen zu lassen, was bedeuten würde, dass ich meine Termine nicht wahrnehmen könnte und auch keinerlei Zeit für mich hätte. Das kann nicht Sinn und Zweck der Kur sein. Allerdings finde ich es wirklich deutlich belastender, ihn hier wegen meiner Massagen, Wassergymnastik oder einem Selbstfürsorge-Kurs abzugeben als wegen der Arbeit. Das schlechte Gewissen lässt grüßen. Sobald Mama etwas für sich tut, meldet es sich und dann kann ich die Zeit eben auch nicht genießen. Klar kommt eine erholte Mama auch dem Kind zugute, aber Erholung tritt nur ein, wenn der Kopf sich ausschaltet und man nicht den ganzen Tag grübelt und traurig ist. Ein schwieriges Dilemma. Ich hatte gehofft, dass das einfacher wird.


Was mich betrifft, so merke ich, dass ich zwar im Großen und Ganzen gelassener, geduldiger und ausgeglichener bin, allerdings in Gesprächen oder Gesprächskreisen sehr viele Emotionen hochkommen und schon Stichworte wie Selbstfürsorge genügen, um mir das Wasser in die Augen zu treiben. Es sind sehr viele unbearbeitete, unterdrückte Themen da, die nur angetippt werden, und ich hoffe, dass es demnächst noch ein wenig in die Tiefe geht. Denn was mir immer stärker bewusst wird, ist, dass ich etwas in meinem Leben ändern müsste, aber das gar nicht möglich ist, ohne entweder jemanden anderen oder mich selbst zu schädigen. Und dass viele Dinge im Rahmen der Möglichkeiten schon optimiert sind, der Rest jedoch einfach nicht änderbar ist. Im Prinzip habe ich alles, was ich hier erfahre, schon hunderte Male durchdacht und gedanklich gewälzt.

Weiterhin merke ich immer deutlicher, dass ich einfach nur allein sein und meine Ruhe haben will. Weder möchte ich am Tisch mit anderen Leuten zusammen essen und das gleiche Theater haben wie zuhause noch möchte ich die Intensität und Exklusivität im Zusammensein mit dem Großen dadurch aufweichen, indem ich mit anderen Mamas und deren Kindern Ausflüge etc. mache. Wir sind eine nette Gruppe und einige haben sich gleich von Anfang an zusammen getan, aber ich will das nicht, mir ist das schon zuhause zuviel und ich genieße es gerade hier so, dass ich Ruhe allein oder zu zweit habe. Das war ja auch eines meiner wichtigsten Ziele für die Kur, nicht nur für mich, sondern auch für den Großen, der oft ebenfalls unter dem häuslichen Trubel, den Geschwisterkonflikten und fehlenden Rückzugsmöglichkeiten leidet. Es scheint aber so, als würde er doch auch mittlerweile andere Kinder vermissen. Nun waren blöderweise seine beiden Freunde seit 3 Tagen in Quarantäne und das merkt man ihm an. Wäre das nicht passiert, würde er vielleicht heute nicht so traurig und ablehnend sein, wie er ist. Dadurch, dass ich die Einsamkeit suche, hat er eben auch nicht so die Chance, andere Freunde zu finden. Deshalb war ich heute Abend bewusst mit ihm im Tobe- und Spielraum (was ich nicht mag) und er hat es sichtlich genossen, mit ein paar anderen Kindern zu spielen. Danach ging es ihm besser, was mir wiederum auch sehr gut tat.

Insgesamt kommen wir gut miteinander klar, bis auf immer wiederkehrende Dinge, die auch zuhause ein Problem sind (Anziehen...). Er hat viel weniger Frust auszuhalten als zuhause, der durch die Schwester und auch den Papa entsteht, wie er mehrfach sagte. Die Kämpfe und Scharmützel fallen vollständig weg und das tut ihm gut und mir genauso. Die ständigen Ausraster oder Boykotte wie in letzter Zeit zuhause fehlen weitestgehend. Daran sieht man, wie ihn die häusliche Situation doch unter Stress setzt bzw. diesen noch verstärkt. Ich finde es schön, ihn so ruhig zu erleben und weiß, dass er noch viel mehr solcher Zeiten zuhause brauchen würde.

Für mich kann ich auch sagen, dass ich den physischen Abstand zu meiner Kleinen sehr genieße. Sie ist ja ein sehr körperbetontes Kind und ich habe sie seit fast 4 Jahren täglich (und nachts) an mir "kleben". Außerdem darf viele Dinge immer noch nur ich machen und ich empfinde das manchmal als sehr einschränkend. Im Moment fühle ich mich deshalb so ein klitzekleines Bisschen wie der Mensch, der ich vor meinen Kindern war, auch wenn der Große bei mir ist, und das ist definitiv ein angenehmes Gefühl. Leider werde ich das zurück im Alltag wohl nicht bewahren können.

Nun bin ich erstmal auf den Besuch des Restes der Familie am Wochenende gespannt und welche Dynamik dadurch entsteht. Für uns liegen noch zwei weitere Wochen Kur vor uns und ich freue mich darauf. Und hoffe inständig, dass der Große wieder etwas bereitwilliger in die Betreuung geht. Denn damit steht und fällt alles.

Sonntag, 26. März 2017

Unser Wochenende in Bildern 25./ 26. März 2017 auf der Mutter-Kind-Kur

Mein Wochenende in Bildern kommt von der Insel Usedom, wo der Große und ich uns derzeit auf Mutter-Kind-Kur befinden. An den Wochenenden gibt es keinerlei Termine und wir können die Zeit gemeinsam nutzen und gestalten. Wir genießen die Exklusivzeit, das Meer, die Sonne, den Wind, ausgedehnte Buchenwälder und viel frische Luft.

Samstag:

Das Wetter war nach einem strahlend sonnigen Freitag morgens wieder bedeckt und frisch. Nach dem Frühstück war der Therapieplan für die kommende Woche im Briefkasten, den ich zurück im Zimmer erstmal studierte (und "Überflüssiges" strich).


Gegen 10 Uhr starteten wir beide zu einer See-Umrundung, auf der wir viele nette Entdeckungen machten. Es war menschenleer überall, soviel Ruhe und Natur gibt es zuhause natürlich nicht direkt vor der Haustür.


Nach etwas Meckerei am Anfang lief der Große dann doch problemlos mit und beschwerte sich nicht mal über den frischen Wind.


Die Schafe auf der Weide hatten schon einige Lämmer bekommen und ich entdeckte einige potentielle Ferienhäuser für den übernächsten Ostsee-Urlaub.


Wir kauften noch ein paar Sachen ein und waren rechtzeitig zum Mittagsessen zurück. Nach der Mittagspause fuhren wir mit der Usedomer Bäderbahn zu Karl's Erdbeerhof in den Nachbarort und verbrachten zwei Stunden dort. Es ist immer wieder schön, besonders in der Nebensaison und bei schönem Wetter, denn die Sonne kam heraus.


Die Kartoffelsackrutsche überlasse ich sonst dem Papa, aber der war nicht da und so musste ich bestimmt 6 Mal zusammen mit dem Großen rutschen. Puh! Den nächsten Nervenkitzel gab es beim Balancieren über's Wasser. Alles gut gegangen.


Zurück mit der Bahn, Abendbrot und dann die Nacht der Zeitumstellung mit einem am nächsten Morgen zeitlich limitierten Frühstück:-)

Sonntag:

Nach dem Frühstück telefonierten wir erstmal mit der Kleinen und dem Papa. Zum Glück verkraftete sie das gut und war schon aufgeregt, denn die Großeltern sollten heute zu Besuch kommen. Danach packten wir unsere Buddelsachen und machten uns auf den Weg zum Strand.


Dort war es herrlich windstill und sonnig, wir buddelten, sammelten Muscheln und schickten Videobotschaften an die Freunde des Großen.


Besonders toll ist es immer, wenn Pferde auf dem Strand vorbeitraben.


Nach dem Mittagessen und der Mittagspause wollte ich eine Wanderung zur dritthöchsten Erhebung Usedoms machen, wusste aber nicht, ob der Große das schafft. Ein wunderschöner Weg mit traumhaften Ausblicken entlang der Steilküste führte uns hinauf.


Eine tolle ursprüngliche Natur!

 
Da eine hinabführende Treppe von der Sturmflut im Januar zerstört war, mussten wir weiter gehen als geplant. Endlich ging es wieder hinunter. Den Rückweg legten wir am Strand zurück, natürlich nochmal mit einer kleinen Buddelpause.


Es war mittlerweile richtig warm geworden. Dann bewunderten wir noch zwei "Angler".


Und auf dem letzten Wegstück durch den Wald sprangen zwei Rehe direkt vor uns über den Weg. Einfach toll, soviel Natur vor der Nase! Wir waren insgesamt 3 Stunden über Stock und Stein und Sand unterwegs und das wäre mit der Kleinen niemals möglich gewesen. So einen langen Strandspaziergang muss ich zuletzt vor der Geburt der Kinder gemacht haben.


Es war ein wunderschönes Wochenende, wir sind erholt, durchlüftet und haben viel erlebt. Es tut so gut, mal aus allem Alltagskram raus zu sein und Zeit nur für den Großen zu haben. Ich freue mich auf die weitere Zeit!

Mehr Wochenenden in Bildern (#wib) gibt es bei Geborgen Wachsen.

Dienstag, 21. März 2017

Zur Mutter-Kind-Kur mit dem Großen: Die Planung

Im letzten Beitrag habe ich über die Vorgeschichte der Mutter-Kind-Kur, die ich mit dem Großen allein bald antreten werde, erzählt. Nun möchte ich ein wenig unsere Planungen beschreiben, denn ich wäre nicht ich, wenn ich einfach abfahren und mir keinerlei Gedanken über uns Wegfahrende und die Zuhause-Bleibenden machen würde. Planungen geben mir Sicherheit und Struktur und sind sehr wichtig für uns, weil wir keinerlei Notfall-Auffangnetz haben. Außerdem wollte ich weder der Kleinen noch mir zumuten, volle 3 Wochen ohne einander zu verbringen. Ich glaube, das schafft sie noch nicht. Dazu kommt, dass der Mann nicht die Kleine täglich in die Kita bringen und abholen kann, ohne immense Minusstunden zu sammeln, die dann wieder auf meine Kosten abgetragen werden müssen. Deshalb habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, wie die lange Zeit strukturiert, organisatorisch geschafft und abwechslungsreich gestaltet werden kann.

Die Zuhause-Bleibenden

Am ersten Wochenende ohne uns werden meine Eltern sonntags zu Besuch kommen und ausnahmsweise auch bei uns wohnen, was sie sonst nicht tun, weil wir einfach nicht genügend Platz haben. So kann sich die Kleine gut an sie gewöhnen, hat ein bisschen Abwechslung und der Mann wiederum Entlastung. Am Sonntag sollen sie möglichst auch etwas mit ihr allein unternehmen, so dass sich der Mann etwas ausruhen kann. An den nächsten 2 oder 3 Tagen werden sie die Kleine aus der Kita abholen und nachmittags betreuen, bis der Papa von der Arbeit kommt. Da müssen sie mit ihr auch zu ihrem Kindertanzkurs gehen, der dienstags stattfindet. Ich hoffe sehr, dass das funktioniert, denn sie hat die beiden Male, in denen die Großeltern sie bisher (allein, ohne den Großen) abholten, ganz schlimm geweint und wollte nicht mitgehen. Hoffentlich werden sie auch mal was einkaufen, kochen und ein bisschen saubermachen. Auch nach ihrer Abreise werden sie sich die ganze Zeit der Kur über bereit halten, falls es einen Notfall geben sollte. Das müssen sie auch, denn jemand anderen gibt es dafür nicht. Ich habe unseren Kurtermin extra in eine Zeit gelegt, in der sie keine Termine, Urlaube o.ä. geplant hatten, damit sie zum Einspringen zur Verfügung stehen.

Theoretisch würde auch noch eine Kita-Übernachtung für die Kleine an diesem ersten Wochenende stattfinden, aber da weiß sie bis jetzt noch nicht, ob sie teilnehmen möchte.

Am zweiten Wochenende kommen uns der Mann und die Kleine besuchen. Sie haben eine schöne Ferienwohnung ganz in der Nähe der Kurklinik gebucht und bleiben 4 Tage, in denen wir die Insel Usedom, die wir alle noch nicht kennen, entdecken wollen. Da der Große und ich ohne Auto vor Ort sein werden, ist das eine schöne Gelegenheit, dann mal etwas weitere Strecken zu fahren. Es wird sich herausstellen, ob es eine gute Idee war, wenn die Kleine mich wiedersieht und dann erneut von mir getrennt wird. Sicherlich wird das nicht einfach sein. Aber die Alternative, sie 3 Wochen gar nicht zu sehen, würde ich nicht schaffen und für sie wäre das auch nicht gut. Sie hängt sehr an mir und wird mich arg vermissen. Also gibt es ein Wiedersehen genau in der Mitte der Kur, ein paar gemeinsame Urlaubstage und eine erneute Trennung. Der Mann hat sich die gesamte Woche Urlaub genommen, kann also nach der Rückkehr der beiden nach Berlin noch 2 Tage entspannen, wenn die Kleine wieder in die Kita geht, und sie so auch besser auffangen, sollte sie arg leiden.

Bildquelle: Pixabay

Das dritte Wochenende wird er allein mit ihr sein, da können sie sich dann hoffentlich schon im Garten aufhalten, alles österlich dekorieren und die letzten Tage Exklusivzeit genießen. Am darauffolgenden Mittwoch kommen wir wieder. Am Donnerstag habe ich Urlaub genommen, der Große soll aber wieder in die Kita gehen, allerdings nur diesen einen Tag, denn danach ist schon das Osterwochenende. Und das werden wir dann auch brauchen, um uns alle wieder aneinander zu gewöhnen;-)

An zwei einzelnen Tagen wird die Kleine von einer befreundeten Mama aus der Kita mitgenommen und der Papa holt sie später dort ab. Wenn alles wie geplant klappt, hat der Mann lediglich 4 Tage in diesen 3 Wochen, an denen er durch das Bringen und Abholen der Kleinen Minusstunden machen muss. Alle anderen Tagen werden durch freie Tage, Urlaub oder andere Abholer abgedeckt. Das finde ich sehr beruhigend. Nun kann natürlich noch das eine oder andere dazwischen kommen, damit muss man rechnen. Aber ich finde die Planung erstmal relativ wasserdicht und vor allem abwechslungsreich, so dass sich die 3 Wochen, bis wir wiederkommen, hoffentlich nicht zäh wie Kaugummi ziehen werden. Sie haben den Vorteil, in ihrer gewohnten Umgebung zu sein, allerdings muss neben Arbeit und Betreuung der Kleinen der gesamte Haushalt allein vom Mann am Laufen gehalten werden. Da habe ich es einfacher, muss ich mich doch auf der Kur um nichts außer der Wäsche kümmern. Andererseits muss man zugute halten, dass bei nur 2 Personen ja deutlich weniger Dreck, Wäsche und Einkauf anfällt als zu viert.

Der Große und ich

Wir beide werden mit der Bahn nach Usedom fahren und demzufolge nicht mehr als zwei Koffer mitnehmen können. Natürlich müssen da genügend Beschäftigungsmöglichkeiten für den Großen dabei sein. Größeres Spielzeug können wir uns vor Ort ausleihen, einen Ball und Buddelzeug werde ich vielleicht kaufen. Eventuell können wir uns auch Fahrräder ausleihen, mal sehen. Im Ort gibt es mehrere Spielplätze, der Strand ist 5 Minuten entfernt und Karl's Erdbeerhof existiert seit einem Jahr im Nachbarort.

Wir werden sicherlich ein paar Tage brauchen, um alles zu erkunden und uns einzuleben. Der Große muss allerdings von Anfang an in die Kinderbetreuung gehen, denn eine Eingewöhnung ist in Kurkliniken nicht vorgesehen. Ich kann nur hoffen, dass das problemlos funktioniert. Ich selbst möchte neben den obligatorischen Anwendungen und Terminen vor allem viel Zeit allein verbringen, lesen, spazieren und einfach die Seele baumeln lassen. Ich möchte versuchen, den ständigen Druck des Funktionieren-Müssens mal etwas abzuschütteln. Gleichzeitig freue ich mich auf die Zeit mit meinem Großen, die wir intensiv und ungestört zusammen verbringen können. Ich möchte mit ihm auch ein paar Ausflüge machen, aber vor allem die nähere Umgebung gemeinsam erkunden. Da ich kein Auto vor Ort haben werde, sind wir auf die UBB (Usedomer Bäderbahn) und den Nahverkehr angewiesen.

Ich möchte explizit auch mal raus aus dem Familienhamsterrad. 6 lange Jahre war und bin ich nun für erst ein Kind, dann zwei Kinder dagewesen und werde dies natürlich auch weiterhin sein. Aber eine kleine Pause, eine kleine Veränderung tut jedem mal gut. Meine Kinder mögen gern Exklusivzeiten mit einem Elternteil und ich selbst mag es gern, mich auf ein Kind zu konzentrieren. Es ist für mich sehr anstrengend, mich ständig zerteilen zu müssen, Bedürfnisse abzuwägen und Konflikte zu schlichten. Von all dem gibt es erstmal eine Pause. Ich freue mich auch darauf, nach 4 Jahren mal wieder allein schlafen zu können, denn obwohl ich das starke Bedürfnis der Kleinen nach körperlicher Nähe auch des Nachts erfülle und seit ihrer Geburt mit ihr zusammen schlafe, bin ich doch von Natur aus eher eine Individualistin und würde lieber gern allein schlafen. Ich brauche das wiedermal. Der Große schläft eigentlich problemlos allein und obwohl wir wenig Platz haben werden, so bin ich doch dadurch mehr für mich als zuhause. Und wenn der Große (hoffentlich!) zuverlässig in die Kinderbetreuung geht, werde ich (hoffentlich!) auch tagsüber etwas Zeit für mich haben, um aus der Anspannung der letzten 6 Jahre mal grundlegend herunterzufahren.

Die Kleine wird mich vermissen und ich sie auch. Das tut sicherlich weh, gehört aber dazu, wenn einer verreist. Ich war in den letzten 6 Jahren nie allein weg, sie war nie lange ohne mich und es wird definitiv eine ungewohnte Situation für alle. Aber wir werden daraus lernen und neue Wege finden, und jedes Elternteil wird mit "seinem" Kind stärker zusammenwachsen. Ich bin gespannt! Morgen geht es los.

Je nach WLAN-Qualität werde ich auch zwischendurch von mir hören lassen, und danach gibt es natürlich einen ausführlichen Bericht. Bis bald, ihr Lieben!

Samstag, 18. März 2017

Der erste Kinobesuch des Großen

Heute habe ich es gewagt und war zum ersten Mal mit dem Großen im Kino. Bis vor kurzem hielt ich das noch für zu früh und sah nicht, dass er diese Erfahrung problemlos verkraften würde. Vor ziemlich genau einem Jahr, er war gerade 5 geworden, sollte er mit seiner Kita ins Kino gehen und ich entschied nach vielen Überlegungen und Austausch, ihn davon auszunehmen. Das Für und Wider habe ich hier beschrieben. Das war damals auf jeden Fall die richtige Entscheidung und ich bin immer noch froh, sie getroffen zu haben.

Nun ist er ein Jahr älter und reifer geworden, kann unbekannte Situationen besser verarbeiten und wir waren in diesem Winter ein paarmal im Planetarium, wo es 45-minütige Kindervorstellungen gibt, die mit einem Kinobesuch vergleichbar sind. Das hat er gut mitgemacht. Zuhause schauen wir übrigens immer noch kein TV. Ich hatte schon im Hinterkopf, mich nun mit ihm mal ins Kino zu wagen, wollte aber einen absolut harmlosen Film schauen und freute mich deshalb sehr, als ich zwei Freikarten für "Die Häschenschule" gewann. Diesen Film hielt ich für total gut geeignet für seinen ersten Kinobesuch und der Trailer gefiel ihm. Ich suchte ein kleines Programmkino aus, denn keinesfalls wollte ich ihm einen großen Kinosaal in einem Multiplexkino zumuten, wo ich es selbst immer als viel zu laut und überfordernd empfinde.


Heute Nachmittag war es nun soweit. Wir beide fuhren mit dem Bus zu dem kleinen Kino, suchten uns Plätze in der vorletzten Reihe und am Rand, damit wir schnell raus konnten, falls es nötig sein sollte. Ich sagte ihm, dass er mir sofort Bescheid geben sollte, wenn für ihn irgendetwas komisch oder unangenehm wäre, und wir dann sofort rausgehen könnten. Zum Glück war die Leinwand klein, wir saßen weit hinten und der Sound war angenehm normal, nicht so ohrenbetäubend wie in großen Kinos. Als es losging, war ich sofort sicher, dass alles gutgehen würde. Er hatte keine Scheu vor der Dunkelheit und saß auch nicht stocksteif und mit weit aufgerissenen Augen da, wie sonst manchmal, wenn ihn etwas überfordert. Ich hatte das richtige Kino, den richtigen Film und die richtigen Plätze für den ersten Kinobesuch des Großen ausgesucht.


Der Film "Die Häschenschule" war wirklich süß und lustig, in der zweiten Hälfte lachten viele Kinder, darunter auch mein Großer, herzhaft, und er fieberte richtig mit. Ich fand ihn auch gar nicht zu kindlich für ihn. Die Bilder waren angenehm, der Schnitt nicht zu schnell und die Szenen nicht wild. Perfekt für ihn. Er hielt auch die 75 Minuten gut durch, fragte nicht einmal, wann der Film zuende sei und wirkte hinterher überhaupt nicht verwirrt oder irgendwie mitgenommen. Das war so schön für mich zu sehen. Er sagte, dass es ihm gefallen hätte und erzählte zuhause von den Abenteuern des Stadthasen Max. Als ich ihn fragte, ob er sich denn Kino so vorgestellt hatte, sagte er nur "größer". Darauf erwiderte ich, dass ich extra ein kleines Kino für sein erstes Mal ausgesucht hatte und es weitaus größere Kinos gibt. Er wirkte absolut ausgeglichen und zufrieden, was nicht oft der Fall ist, wenn er etwas zum ersten Mal macht. Bei neuen Erfahrungen braucht er wie ich meist 2-3 Anläufe bzw. Wiederholungen, bis er sich daran gewöhnt hat. Umso schöner, dass er dieses Erlebnis problemlos verdaute.

Für ihn war es genau richtig, bis jetzt mit einem Kinobesuch zu warten. Er ist nun 6 Jahre alt und reif genug für solche Erfahrungen, wenn man sie gut vorbereitet und sie in einem für ihn passenden Rahmen ablaufen. Sicherlich wäre das in einem großen Multiplexkino oder ohne vertraute Bezugsperson anders verlaufen. So aber war ich dabei, konnte seine Reaktionen beobachten und sofort reagieren, falls nötig. Ich war ziemlich schockiert, dass richtig kleine Kinder, vielleicht 2,5 Jahre alt, ebenfalls mit im Saal saßen, vermute aber, dass diese Kinder dann auch zuhause viel fernsehen und an diese Bilderflut "gewöhnt" sind. Ich habe auch von einem Kindergeburtstag von 3-Jährigen gehört, der in einem Kino stattfand. Das finde ich viel zu früh.

Zuletzt blieb noch sein Verhalten zuhause abzuwarten, denn wenn er überreizt ist, dann dreht er oft zuhause völlig durch, weint oder meckert viel und ist durch den Wind. All das war nicht der Fall, er verhielt sich völlig normal, lachte viel und war ganz ausgeglichen. Definitiv die beste Bestätigung für einen gelungenen Nachmittag. Ich bin sehr froh darüber, so lange gewartet zu haben, egal, was andere Leute sagen oder anders machen. Warum soll ich mein Kind mit etwas konfrontieren, was ich noch nicht als geeignet empfinde, nur weil andere Kinder das in einem jüngeren Alter schon mitmachen? Jedes Kind ist anders und ich habe die Verantwortung, dieses Kind so zu begleiten, dass es eben nicht überfordert wird, sondern entsprechend seiner Voraussetzungen möglichst optimal aufwachsen kann. Denn ich muss ja auch die Konsequenzen tragen, wenn ein Experiment scheitert, z.B. Alpträume, Ängste, Verweigerung aushalten und heilen.

Ich bin total im Reinen mit dieser ganzen Kino-Geschichte, sowohl was das lange Abwarten und die letztjährige Entscheidung gegen den Kinobesuch mit der Kita, als auch was das heutige Ausprobieren angeht. Und wenn er die Geschichte des Films noch einmal hören will, werde ich ihm das zugehörige Buch "Die Häschenschule"* kaufen. Es ist ja ein Klassiker und passt perfekt zur bevorstehenden Einschulung des Großen. Ich würde aber auch weiterhin kleine Kinos, harmlose Filme und Plätze weit hinten wählen, damit sein erstes Kinoerlebnis von weiteren positiven gefolgt wird. Abgesehen von dem gelungenen ersten Kinobesuch war es wieder eine schöne Exklusivzeit mit meinem Großen, von der es bald auf unserer Mutter-Kind-Kur viel mehr geben wird, und ein weiterer Test für den Mann und die Kleine, die dann viel Zeit zusammen verbringen werden.

Wann wart ihr das erste Mal mit euren Kindern im Kino? Sind eure Kinder unproblematisch, was solche Erfahrungen angeht, oder ähnlich sensibel wie mein Großer?

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Fotos: Frühlingskindermama

Dienstag, 14. März 2017

Zur Mutter-Kind-Kur mit dem Großen: Die Vorgeschichte

In einer Woche werde ich mit dem Großen zur Mutter-Kind-Kur fahren. Ja, nur mit dem Großen. Und ja, zur Mutter-Kind-Kur, was für mich lange Zeit niemals infrage gekommen wäre. In all den vergangenen Jahren war ich gegenüber Mutter-Kind-Kuren sehr skeptisch eingestellt. Ich hatte einfach zu viele negative, abschreckende Berichte gelesen und gehört, zu viele Mütter erlebt, die nach einer solchen Kur fix und fertig waren und sich erst einmal von Grund auf erholen mussten. Das hätte mir nach jahrelanger Erschöpfung endgültig den Todesstoß gegeben.

Besonders diejenigen, die mit (mehreren) kleinen Kindern gefahren waren, berichteten immer, dass der Druck und Stress eigentlich höher gewesen seien als zuhause. Oft taten sich die Kleinkinder mit der Fremdbetreuung auf der Kur schwer (es gibt in den meisten Fällen keine Eingewöhnung), meist wurden sie bzw. die ganze Familie krank, es gab keine Entlastung am Wochenende wie zuhause, sondern man war wirklich allein verantwortlich und die Kinder hatten mit Heimweh zu kämpfen. Nicht zu vernachlässigen ist auch eine zu hohe Erwartungshaltung von Müttern. Man erhofft sich nach vielen Jahren des Funktionierens massive Verbesserungen des physischen und psychischen Allgemeinzustandes. Natürlich kann aber eine 3-wöchige Kur nicht den gesamten Alltagsrhythmus zuhause verändern und ein paar Massagen und Vorträge können keine grundsätzliche Entspanntheit bewirken. Auch ist es sicherlich nicht so, dass die Freizeitstunden, sofern man sich den Wochenplan nicht zu voll knallt, die Alleinverantwortung und Mehrbelastung aufwiegen, vor allem mit mehreren Kindern. Wenn man Glück hat, hält sich das die Waage. Die beengte Wohnsituation, die Inflexibilität beim Essen, die fremde Umgebung kommen als Druckfaktoren dazu, neben Heimweh/ Vermissen, Einsamkeit, fehlender Mobilität, falls kein Auto vor Ort ist, und vielleicht auch Kinder, die sich mit der Umstellung schwer tun.

Eine Mutter-Kind-Kur, vor allem mit meinen beiden Kindern, die bekanntlich nicht die friedlichsten und harmonischsten Geschwister sind, war ein No-Go für mich. Danach wäre ich mit Sicherheit völlig erschöpft gewesen. Die vielen Negativ-Berichte bestätigten meine ablehnende Haltung. Irgendwann Mitte des letzten Jahres, als meine Rückenschmerzen trotz langanhaltender Physiotherapien einfach nicht besser, sondern fast noch schlimmer wurden, als ich dazu merkte, dass ich im Alltag eigentlich kaum Zeit für regelmäßige Physiotherapie hatte und diese Termine mich noch zusätzlich belasteten und stressten, dachte ich zum ersten Mal ernsthaft über eine Kur nach, wusste aber von Anfang an, dass ich davon nicht primär eine Verbesserung meiner Beschwerden erwarten, sondern sie lediglich als Auszeit vom Alltag ansehen würde.

Bildquelle: Pixabay

Ich liebäugelte damals schon mit dem Gedanken, mit dem Großen allein zu fahren, was aber noch utopisch war, da die Kleine jegliches Insbettbringen durch den Papa ablehnte. Im September sprach ich das Thema schüchtern bei meiner Frauenärztin an und sie unterstützte mich sofort. Sie begleitet mich seit der Schwangerschaft mit der Kleinen und kennt unsere schwierige Geschichte mit dem Großen, unsere Situation und meine Verfassung etwas. Sie sagte zu, den Antrag zu befürworten.

Um das Antragsformular zu bekommen, musste ich bei meiner Krankenkasse anrufen und meine Situation ausführlich schildern. Nein, das Formular gibt es nicht online, anscheinend will man von zu einfacher Antragstellung abschrecken. Ich war darauf nicht vorbereitet und hatte das Gefühl, ich wirkte nicht sehr überzeugend. Ich zweifelte ja selbst noch an dem Kur-Gedanken! Aber ich bekam das Formular zugeschickt, füllte es aus und schickte es zu meiner Frauenärztin. Ich sagte mir, ich könne immer noch entscheiden, ob ich es endgültig einreichen würde. Eigentlich wäre eine Kur allein am nötigsten gewesen, aber dass ich das dem Mann nicht zumuten konnte und mir selbst nicht erlauben würde, war klar. Mit beiden Kindern wollte ich aber auf keinen Fall fahren. Und so wälzte ich die Möglichkeiten hin und her.

Warum nur mit dem Großen?

In der Zeit, in der ich mich mit dem Gedanken grundsätzlich beschäftigte, wurde die Idee, mit dem Großen allein zu fahren, immer größer. Ich hatte auch im Antrag angegeben, dass wir einen sehr schwierigen Start (und damit meine ich die ersten 4 Jahre) miteinander hatten und ich durch so eine gemeinsame Erfahrung gern noch mehr mit ihm zusammenwachsen würde. Auch war die Gelegenheit im Jahr vor seiner Einschulung günstig. So einfach könnte ich ihn später als Schulkind nie wieder loseisen. Ein weiteres Argument war, dass ich mir bei ihm zwar nicht sicher war, aber sehr stark hoffte, dass er mit seinen nun 6 Jahren die eingewöhnungslose Fremdbetreuung akzeptieren würde. Zwar hat er immer wieder Trennungsängste, aber ist auch verständig genug, um eine zeitweise Trennung einzusehen, damit ich mich erholen kann. Die Kleine ist zwar mutiger, immerhin ist es ihr zu verdanken, dass beide Kinder nach Weihnachten erstmals allein in der Kinderbetreuung unseres Stamm-Ferienparks blieben. Aber sie ist auch unberechenbarer und sehr von der Chemie zu einer Erzieherin abhängig und würde allein mit mir wahrscheinlich noch mehr an mir hängen als ohnehin schon. Eine unproblematische Fremdbetreuung des Kindes ist für mich persönlich eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erholsame Kur und wäre mit ihr nicht garantiert gewesen. Beim 6 Jahre alten Großen kann ich mir natürlich auch nicht sicher sein, ob es klappt, aber ich hoffe stark auf seine Einsicht und Bereitschaft und spreche viel mit ihm darüber.

Dass ich nach seinerzeit 3 1/2, mittlerweile fast 4 Jahren, in denen ich eindeutig die wichtigste Bindungsperson für meine Kleine war, mal etwas Abstand von ihr haben wollte und brauchte, spielte auch mit hinein. Niemals hätte ich sie aber zu einer Zeit allein gelassen, in der sie noch sehr stark auf mich angewiesen war. Das größte Problem war weiterhin das Schlafengehen, was nur mit mir möglich war. Im Herbst 2016 machte sie dann endlich große Fortschritte und schaffte es, sich trotz meiner Anwesenheit freiwillig vom Papa ins Bett bringen zu lassen. Damit fiel ein großer Unsicherheitsfaktor meines Planes weg. Zwar will sie derzeit wieder NUR von mir ins Bett gebracht werden, aber ich weiß, sie wird das schaffen, denn die ursprüngliche Hürde ist überwunden. Als dies absehbar war, wurde ich immer sicherer, dass ich mit dem Großen allein fahren könnte.

Trotzdem hatte ich sehr viele Bedenken und ein schlechtes Gewissen, die Kleine zuhause zu lassen, verständlicherweise. Immerhin war sie noch nie mehr als 15 Stunden von mir getrennt, hängt stark an mir und auch ich würde ihre Frohnatur, ihr liebevolles, patentes, quirliges Wesen sehr vermissen. Dafür hätte der Große endlich mal eine längere ungestörte Exklusivzeit mit mir. Ihr wisst, wie gut meinen Kindern Exklusivzeiten tun (siehe auch dieser Bericht). Eine Kollegin und die liebe Sandy vom Blog Ein Haufen Liebe, die ebenfalls mit ihrem gleichaltrigen Großen auf Mutter-Kind-Kur fahren würde (mittlerweile schon zurück) und ihre Kleine zuhause ließ, halfen mir mit Ratschlägen und beruhigten mich. Es war in jedem Fall kein einfacher Entscheidungsprozess.


Nach unserem Herbsturlaub war das von meiner Frauenärztin ausgefüllte Formular im Briefkasten und ich schickte es gleich weiter an die Krankenkasse. Nur den Großen als Begleitkind einzutragen fühlte sich wirklich sehr komisch an. Ehrlich gesagt, rechnete ich nicht mit einer Bewilligung, denn es gibt sicherlich viele Frauen, die in einer noch viel anstrengenderen Situation sind als ich und stärkere physische oder psychische Probleme haben. Aber bei einer Mutter-Kind-Kur handelt es sich ja auch um eine Präventionsmaßnahme, die vor einem endgültigen Zusammenbruch bewahren und neue Energie für den Alltag geben soll. Genau das brauche ich.

Als kaum anderthalb Wochen später (Anfang November) die Bewilligung kam, konnte ich es trotzdem kaum glauben. Die Gefühle waren gemischt. Die von der Krankenkasse festgelegte Kurklinik und den Ort kannte ich nicht. Als ich aber nachschaute und sah, dass wir nach Usedom fahren würden, freute ich mich total, denn dorthin wollte ich schon immer mal und irgendwie hatte es noch nie (bis auf einen ganz kurzen Besuch) geklappt. Von der Kurklinik wurde ein Termin im Dezember vorgeschlagen. Dieser passte aber aus diversen Gründen überhaupt nicht und ich fragte deshalb einen Termin im März/ April an. Und nun ist es bald soweit. Wir sind sehr gespannt, ohne aber mit zu vielen Erwartungen heranzugehen (eine schwierige Balance), und ich werde selbstverständlich berichten.

Im nächsten Teil lest ihr etwas über unsere Planungen, sowohl was den Aufenthalt vom Großen und mir auf Usedom angeht als auch für die Organisation zuhause.

Wart ihr schon einmal zur Mutter-Kind-Kur, evtl. sogar auch nur mit einem Kind? Was könnt ihr berichten? Oder seid ihr skeptisch, vielleicht aus den gleichen Gründen wie ich bisher?

Samstag, 11. März 2017

Der 6. Geburtstag des Großen

6 Jahre !! Das Kind, das vor 6 Jahren mit seiner Geburt unser Leben auf den Kopf stellte, ist am 6. März 6 Jahre alt geworden! Das ist toll, das ist phantastisch, das ist unglaublich. Ich freue mich immer noch über jeden Geburtstag meiner Kinder, über jedes Älterwerden, und bin überhaupt nicht wehmütig. Nein, schnell vergangen sind die 6 Jahre nicht und in den ersten Jahren habe ich manchmal nicht daran geglaubt, dass wir dieses Alter, ohne durchgedreht zu sein, erreichen würden. Aber nun ist es soweit und ich finde es grandios! Auch die Kinder sprachen immer wieder darüber, es war süß, wie die Kleine fast noch mehr als der Große auf diesen Tag hinfieberte.

Der 6. März war in diesem Jahr ein Montag. Es war relativ unklar, wie der Tag verlaufen würde, da beide Eltern in der Woche davor krank waren. Der Mann gesundete wieder und ging am Geburtstag wieder arbeiten. Ich selbst war noch krankgeschrieben und hätte sowieso meinen freien Montag gehabt. Wir standen ein bisschen früher auf als sonst, damit wir genug Zeit hatten. Morgens wurden natürlich erstmal die Geschenke begutachtet und ausgepackt, allerdings nicht bevor die Kleine nicht angezogen war. Das ist ihr selbst sehr wichtig und ich bin da eigentlich genauso, schaffe es aber mit den Kindern nicht mehr, mich an Geburtstagen morgens fertigzumachen. In Rekordzeit rissen die Kinder die Geschenke auf; der Große wollte eigentlich langsamer machen, aber die Kleine schleppte eins nach dem anderen an. Weiter unten liste ich auf, was genau er geschenkt bekam. Er wirkte rundum zufrieden; wichtig war ihm, dass etwas von Lego dabei ist, hatte er doch Angst, nichts davon zu bekommen, da er zuletzt kaum noch mit seinem Lego spielte. Er baut es halt immer rasend schnell zusammen und dann steht es unbenutzt und unbespielt herum. Ein teures Hobby...


Nach der Geschenkeschlacht und dem Frühstück brachte der Mann die Kinder in die Kita, fuhr zur Arbeit und ich kurierte mein Kranksein weiter aus. Eigentlich wollte ich den Großen einzeln als Mittagskind und die Kleine später abholen. Da ich den Weg zur Kita aber aufgrund meiner Schlappheit nicht 4-mal gehen wollte, entschied ich, beide Kinder zusammen nach dem Mittagessen abzuholen. Der Große war in der Kita gefeiert worden und beide freuten sich, Mittagskinder zu sein, was sehr selten vorkommt.

Um 13 Uhr waren wir zurück zuhause und sie fingen an, mit den Geschenken zu spielen. Der Große startete mit seinem Lego-Geschenk* und die Kleine wollte mit mir spielen, was etwas doof war, weil ich mich eigentlich mit dem Geburtstagskind beschäftigen wollte. Dann riefen noch die Großeltern an und um 15:30 Uhr machten wir uns fertig, weil wir mit dem Papa Eisessen fahren wollten.


Wir schlemmten uns durch die Karte, wie gewohnt zügig, da die Kinder einfach kein Sitzfleisch haben und keine Genießer sind. Später trafen wir uns wieder zuhause, weil ich noch etwas erledigen musste, und fuhren ein paar Runden mit dem neuen Fahrrad des Großen, das er sofort wieder hervorragend beherrschte.
 

Abends waren wir ganz schön geschafft, der Große klagte über Kopfschmerzen, ich war noch krank und alle ziemlich platt. Dabei war es eigentlich ein ruhiger Tag gewesen. Am nächsten Kita-Tag durfte sich der Große 3 Kinder aussuchen, mit denen er zusammen Kuchen gebacken hat, wie es in der großen Gruppe üblich ist. Eine schöne Tradition, wie ich finde.

Geschenke

Geschenkideen sammeln wir meist im Laufe des Jahres und entscheiden dann, was er zu Weihnachten und was er zum Geburtstag bekommen soll. Nötig war auf jeden Fall ein neues Fahrrad. Sein 16-Zoll-Fahrrad, das er zum 4. Geburtstag bekam, war schon länger zu klein geworden. Schon im Dezember waren wir bei einem großen Fahrradhändler, um Fahrräder probezufahren. Wir schwankten zwischen einem 18-Zoll und einem 20-Zoll-Fahrrad, beim Händler wurde allerdings deutlich, dass es ein 20-Zoll-Rad sein muss. Wir fanden ein Modell, was er sofort sicher fuhr, und kauften dieses später gebraucht in einem sehr guten Zustand. Dies wurde das Hauptgeschenk der Großeltern, die aus der Ferne gratulierten.

Von uns bekam er die große Kalenderuhr*, ein Lego Ninjago-Set*, das Spiel "Die Logik-Piraten"*, einen Technik Experimentierkasten* und das Buch "Eliot und Isabella und die Jagd nach dem Funkelstein"*. Daneben stand sein neuer, erster Schulranzen auf dem Geschenketisch, ein Ergobag Kobärnikus*, über den ich separat berichten werde.


Kindergeburtstag

Am heutigen Samstag, dem 11. März, hatten wir 4 Kinder zur Geburtstagsfeier eingeladen. Wir hatten erstmals in Erwägung gezogen, woanders zu feiern, entschieden uns aber dann doch für zuhause. Da noch Dekosachen vom letzten Jahr vorhanden waren, als ich vorsorglich für 2 Mottos einkaufte (Piraten und Ritter), weil sich der Große lange nicht entscheiden konnte, griffen wir auf die übriggebliebenen Rittersachen zurück und überzeugten den Großen, etwas abgewandelt, einen Drachengeburtstag zu feiern.


Einen großen Kuchen wie in den letzten Jahren traute ich mir zu diesem Motto aber nicht zu. Deshalb probierte ich diese kleinen Drachen-Kastenkuchen (Bastelvorlage von DM) aus und das reichte völlig aus.


Zusätzlich zu unserem schon vorhandenen Dekokram* besorgte ich noch Drachenmasken* zum Ausmalen, Drachengleiter zum Zusammenbauen*, Drachen-Tattoos* und eine Drachenfigur sowie Kleinigkeiten für die Mitgebsel-Tüten.

Eingeladen waren 4 Jungen, die jeder für sich eher ruhige Zeitgenossen sind. Aber man weiß, wie sehr sich Kinder in Gesellschaft gegenseitig aufputschen, und so war der Lärmpegel während des Kindergeburtstages auch sehr hoch. Alle verstanden sich aber sehr gut und hatten sofort einen Draht zueinander. Das war schön zu sehen. Aus Erfahrung heraus hatten wir uns vorgenommen, keine Wettbewerbsspiele zu machen, da die Frustrationstoleranz des Großen dafür noch nicht ausreicht und die Stimmung kippen würde. Deshalb spielten wir nach dem Geschenkeauspacken und dem Kuchenessen nur Topfschlagen, bauten die Drachengleiter zusammen und malten die Drachenmasken aus.


Das machte allen Spaß und sorgte für gute gemeinschaftliche Stimmung. Daneben spielten die Kinder natürlich auch frei und machten allerlei Lärm und Radau. Aber es wurde viel gelacht und die Stimmung war locker. Als alle abgeholt waren, merkten wir Eltern doch die Erschöpfung. Das ist normal. Die Kinder wirkten ausgeglichen und nicht sonderlich überdreht, was ein gutes Zeichen ist.

Alles in allem war es eine wirklich nette Feier. Mehr Kinder würde ich allerdings in unsere Wohnung nicht einladen, dazu reicht der Platz einfach nicht aus. Sollte der Große jemals mehr Gäste einfordern, müssen wir den Geburtstag auslagern. Aber das können wir uns in einem Jahr dann überlegen...

Hier findet ihr die Links zu den letzten beiden Geburtstagen des Großen:

Der 5. Geburtstag des Großen

Der 4. Geburtstag des Großen

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Donnerstag, 9. März 2017

"Jetzt mal ehrlich, Mama!" - Interview bei Familie Motte

Heute ist ein Interview mit mir auf dem Blog Familie Motte erschienen, in dem ich viele tolle Fragen zur Mutterschaft, zu meinen Kindern und vielem mehr beantworte. Ich freue mich sehr, dass ich bei der "Jetzt mal ehrlich, Mama!"-Reihe mitmachen durfte und empfehle euch, gleich mal zu Familie Motte rüberzuhüpfen.

Hier gibt es das Interview mit mir:

Jetzt mal ehrlich Mama…heute zu Gast: Katrin vom Blog „Frühlingskindermama“


Viel Spaß beim Lesen!

Mittwoch, 8. März 2017

Ein Buch für besondere Kinder: "Enno Anders" (Rezension)

Heute erscheint ein neues Buch, bei dem ich mir aufgrund des Titels und Klappentextes nicht ganz sicher war, ob es ein Buch für/ über hochsensible Kinder ist und in meinen Rezensionsschwerpunkt passt. Der Werbeflyer des Urachhaus-Verlags sagt aber eindeutig, dass es "ein wichtiges Buch zum aktuellen Thema Hochsensitive Kinder" ist, und ich freue mich, es euch vorstellen zu können. Meine bisherigen Rezensionen von Büchern über und für hochsensible Kinder findet ihr hier.

Es handelt sich um das Buch "Enno Anders. Löwenzahn im Asphalt"* von Astrid Frank. Die Autorin hat 2 Söhne und schreibt schon seit vielen Jahren Geschichten für Kinder und Jugendliche. Das Buch wird ab 9 Jahren empfohlen, besteht aus 12 Kapiteln und enthält einige farbig sparsame Illustrationen. Der Protagonist Enno heißt nicht nur Anders, er fühlt sich auch "anders": anders als seine Familie, anders als seine Schulkameraden, anders als die meisten Menschen. Während einer Klassenarbeit hört er zum Beispiel das Knacken der Heizung, das Schniefen der Mitschüler und denkt an Ameisenvölker und kann sich deshalb nicht ausreichend konzentrieren. Daraufhin wird er nicht rechtzeitig mit seinem Aufsatz fertig und fängt sich einen Brief der Lehrerin ein. Immerhin geht es um die Empfehlung für's Gymnasium!

Für seine Mutter ist Ennos Verträumtheit, Vergesslichkeit, Ungeschicktheit und Überforderung mit einfachsten Dingen nur schwer zu ertragen. Dass er um eine tote Maus trauert, seine Klamotten zu kratzig findet und die Scheinheiligkeit der Tante durchschaut, findet sie merkwürdig und unnormal. Und dass er nur einen einzigen Freund hat, den komischen, eigenbrötlerischen Olsen, bei dem eine Hochbegabung festgestellt wurde, versteht sie ganz und gar nicht. Der Vater dagegen versteht und verteidigt Enno oft gegen den Druck der Mutter und der Lehrerin.

Enno schreibt phantasievolle Geschichten und träumt sich in andere Welten, wo Wesen wie er selbst und sein verstorbener Opa, von dem er sich immer verstanden fühlte, existieren. Er überlegt, dass er sich unter den ihn umgebenden Menschen ähnlich unnormal wie eine schnell kriechende Schnecke unter normalerweise langsamen Schnecken fühlt: "Eine Schnecke, die 100 Meter in 20 Sekunden läuft, würde bestimmt von ihrer Schneckenlehrerin einen Brief mit nach Hause nehmen müssen, in dem stünde, dass die Schneckenmutter sich baldmöglichst mit der Schneckenschule in Verbindung setzen solle, weil das einfach nicht geht, dass eine Schnecke 100 Meter in 20 Sekunden läuft. Das ist ja vollkommen unnormal!" (S. 47) Er will eine Geschichte bei einem Schreibwettbewerb einreichen, glaubt aber nicht an sich und seine Mutter redet ihm das aus. Stattdessen schleift sie ihn zu einem Psychologen, wo Enno diversen Tests unterzogen wird. Der Einzige, der ihn bei seinem Vorhaben unterstützt, ist sein Freund Olsen.

Wie die Geschichte mit dem Schreibwettbewerb ausgeht, das lest ihr lieber selbst im Buch nach. Was der Psychologe herausfindet, könnt ihr euch denken: Enno ist eine Orchidee, ein hochsensibles Kind. Während die meisten Menschen so wie der Löwenzahn sind und auch mit nicht optimal passenden Bedingungen klarkommen, weil sie sich anpassen können, brauchen Orchideen ein optimales Umfeld, um gut zu funktionieren. Ist das nicht gegeben, gehen sie ein bzw. unter, können sich schlecht konzentrieren und Druck und Belastungen schwer aushalten. Für Enno und vor allem für seine Mutter ist diese Erkenntnis befreiend und erleichternd. Die Mutter wird danach zur Löwenmama und regelt die Sache mit der Lehrerin fulminant. Nun könnte man kritisch anmerken: schade, dass die Mutter die Aussage eines Psychologen braucht, um ihren Sohn so anzunehmen, wie er ist. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass es sehr heilsam sein kann, endlich einen Namen für etwas Unerklärliches zu haben, und dass man dann besser mit den Eigenheiten umgehen kann. Gerade, wenn man selbst kein hochsensibler Mensch ist wie Ennos Mutter, bedeutet diese Veranlagung doch wirklich eine große Herausforderung für die Eltern eines solchen Kindes.

"Enno Anders"* ist eine wunderbare Ergänzung der bisher spärlichen Bücher, die speziell für hochsensible Kinder und deren Eltern verfasst wurden. Es liest sich gut und man kann sich bestens in den Protagonisten Enno hineinversetzen. Auch die Konflikte zwischen Unverständnis und Unterstützung für ihren Sohn, die die Eltern austragen, lassen sich wunderbar nachvollziehen und kennt jeder, der ein hochsensibles Kind hat. Ein wenig missverständlich fand ich, dass im Untertitel des Buches von "Löwenzahn" die Rede ist. Denn das ist ja genau das Gegenteil eines hochsensiblen Kindes. Es wird aber ganz am Schluss aufgeklärt.

Ich empfehle euch als Eltern eines hochsensiblen Kindes oder euren hochsensiblen Schulkindern das Buch sehr gern zur Lektüre. Auch Lehrer und Erzieher sollten sich dringend mit diesem Thema befassen. Und ich freue mich schon, wenn mein Sohn alt genug ist und den Enno*, die Betty*, den Philipp* und den Henry* kennenlernen kann. Leseempfehlung!

Die Eckdaten:
Astrid Frank: "Enno Anders. Löwenzahn im Asphalt"*, Urachhaus Verlag, März 2017, 160 Seiten, ISBN 978-3825151225, € 14,90

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Samstag, 4. März 2017

Ein glückliches kurzzeitiges Einzelkind

Hach, war die Kleine heute fröhlich und glücklich! Wir waren am Nachmittag allein mit ihr, weil der Große auf einem Kindergeburtstag verweilte. Wir fuhren in unseren Garten, werkelten, spielten, picknickten und genossen den ersten milden Frühlingstag in diesem Jahr. Dann spazierten wir noch auf die Felder hinter unserem Garten, spielten Fangen, trampelten auf Maulwurfshügeln herum und fuhren später zu einer Pferdekoppel, weil die Kleine sich das immer so sehr wünscht. Ist der Große dabei, gestaltet sich das meist schwierig, weil es für ihn "langweilig" ist. Zuhause angekommen, fuhr der Mann los, um den Großen vom Kindergeburtstag abzuholen und die Kleine wollte noch nicht hochgehen. Also fuhr sie noch ein wenig Laufrad um den Block und ich lief nebenher. Den ganzen Nachmittag über lachte sie total viel, schäkerte, es gab kein Geschrei und Gezeter, sie war super gut drauf und selig. Das war echt schön zu sehen und so entspannend für uns.


Wir stellen immer wieder fest, dass unsere Kinder aufblühen, wenn sie mit uns allein sind. Beim Großen war und ist das ganz deutlich zu bemerken, wobei er am liebsten mit nur einem Elternteil allein ist, der sich voll auf ihn konzentrieren kann. Er mag am liebsten die 1-zu-1-Situation. Bei der Kleinen ist mir das bisher noch nicht so extrem aufgefallen, aber heute sah man, wie glücklich sie dank unserer ungeteilten Aufmerksamkeit und Zuwendung war. Die vielen kleinen Scharmützel und Streitereien, die ihr Bruder und sie den ganzen Tag über ausfechten, die vielen Kämpfe um unsere Aufmerksamkeit, um Entscheidungen, die zu ihren Gunsten ausfallen sollen, um's Gewinnen, Mehr-Haben, Schneller-Sein, Recht-Haben, die fielen heute Nachmittag alle weg. Das tat ihr gut, das tat uns gut.

Keine Situation, wo ein Kind einen anderen (oder den gleichen) Wunsch hat als das andere und man sich irgendwie einen halbwegs fairen Kompromiss ausdenken muss (bei dem sich meist trotzdem ein Kind übervorteilt fühlt). Kein Zerren um Programmpunkte, um Elternteile, um Zeit, Nerven, Essen und Trinken, darum, wer zuerst ins Auto einsteigen darf oder das minimal größere Stück der Banane hatte. Keine Enttäuschung bei der Kleinen über einen Bruder, der nicht mit ihr Eisverkaufen im Garten spielt, obwohl sie das an ihrer kleinen Eistheke wirklich hingebungsvoll zelebriert. Keine Genervtheit beim Großen wegen seiner kleinen Schwester, die mit ihrer lauten, vehementen, direkten und klaren Art sicherlich oft schneller zu uns durchdringt als er. Keiner fühlte sich zurückgesetzt, weil der Papa gerade mal nur mit dem einen Kind spielte. Es war so dermaßen entspannend, ich sag's euch.

Es ist ja nicht so, dass wir nicht versuchen, jedem Kind Exklusivzeit zu geben. Der Mann beschäftigt sich viel mit dem Großen allein, ich gehe öfter mit der Kleinen allein raus, weil wir dies beide mögen. Aber die meiste Zeit sind sie natürlich zusammen, sie teilen sich ein Kinderzimmer (in dem die Kleine allerdings nicht schläft) und des Öfteren unternimmt auch ein Elternteil etwas mit beiden Kindern, um dem anderen Elternteil Freizeit zu ermöglichen, da dies unsere einzige Entlastungsmöglichkeit ist. Sind sie zusammen, gibt es fast permanent Streit, Auseinandersetzungen, Missverständnisse, Enttäuschungen, Frust. Und immer suchen sie eher den Kontakt zu den Eltern, als sich mit dem Geschwisterkind auseinanderzusetzen. Man hat das Gefühl, sie befinden sich in einer ständigen Konkurrenzsituation um unsere Zuwendung, was natürlich auch damit zusammen hängt, dass sie miteinander nicht viel anzufangen wissen. Die Kleine will ja immer mit dem Großen spielen, versucht ihn auch zu animieren, aber er hat meist keine Lust auf ihre Spiele oder will nicht, dass sie den Takt vorgibt oder weiß auch oft einfach gar nicht, wie und was er spielen soll. Das führt zu vielen Konflikten, die sehr nervenaufreibend für uns sind.

Umso entspannter war es heute, als wir mit der Kleinen allein waren und all das wegfiel. Umgekehrt wäre es mit dem Großen genauso. Man erholt sich mental richtig, das ist unglaublich. Wie sehr uns die ständigen Scharmützel der Kinder beeinträchtigen, merken wir besonders deutlich, wenn sie mal wegfallen, was meist nur bei Abwesenheit eines Kindes der Fall ist. Und wie entspannend es ist, nicht ständig vermitteln, schlichten, trösten und aufteilen zu müssen. Wie einfach es ist, wenn man sich nicht permanent zerreißen muss. Als der Große heimkam, saß ich mit der Kleinen auf dem Sofa und las ihr ein Buch vor. Ich wollte ihn eigentlich begrüßen und ausfragen, wie es gewesen ist. Mit ihm zusammen Abendbrot essen und ihm Aufmerksamkeit widmen. Gleichzeitig wollte ich aber auch nicht die Kleine verlassen und unser gemeinsames Buch-Vorlesen beenden. Das hätte ich gemein gefunden. Ich entschied mich, bei der Kleinen zu bleiben, was mir sofort ein schlechtes Gewissen wegen des Großen machte. Der Mann kümmerte sich um ihn. Nachdem der ganze Nachmittag so einfach und klar gewesen war, sah ich an diesem kleinen Beispiel gleich wieder deutlich die Schwierigkeiten und Herausforderungen im Umgang mit Geschwisterkindern. Und diese Situation war zum Glück ohne negative Emotionen abgelaufen, die man hätte ausgleichen müssen. Ohne Streit, Frust, Enttäuschung. Das ist selten. Aber so angenehm! Wie dieser Nachmittag mit einem glücklichen kurzzeitigen Einzelkind.