Montag, 30. Mai 2016

Gedanken über unseren Frühlingsurlaub

Im vorherigen Beitrag hatte ich schon etwas zu unserem Frühlingsurlaub angedeutet und möchte ihn, obwohl er schon ein paar Wochen zurückliegt, trotzdem noch Revue passieren lassen, vor allem die emotionale Komponente. Er war geprägt von der Diskrepanz aus nahezu perfekten äußeren Umständen und einer sehr starken Erschöpfung meinerseits, die sich in Gereiztheit, Ungeduld und Überforderung niederschlug, was mir sehr leid tat, sich aber nicht ändern ließ und nur zu verständlich war. In einen Urlaub mit kleinen Kindern sollte man meiner Erfahrung nach möglichst relativ ausgeruht oder zumindest aus einem Normalzustand heraus fahren, keinesfalls jedoch schon vorher am Limit sein, weil das mit Sicherheit in dem Urlaub, wo man 24 Stunden aufeinander hockt, nicht besser wird. Das war aber bei mir leider der Fall, ich startete schon unglaublich erschöpft und überreizt in den Urlaub und das steigerte sich logischerweise im pausenlosen Zusammensein mit den Kindern noch.

Die davorliegenden Wochen waren sehr anstrengend gewesen. Obwohl die schlimmen Winter-Krankheits-Monate Anfang April endlich überstanden waren, hatte ich durch (zu) viele Termine, Feiertage und Unvorhergesehenes wie einen kurzfristigen Kita-Schließtag zu wenige Regenerationsmöglichkeiten gehabt. Am Wochenende vor dem Urlaub war ich schon so überreizt, dass mir jedes Geräusch der Familie körperlich wehtat und ich zwischen Explosion und Flucht schwankte. Ich bin mit einem schlimmen Magendruck in den Urlaub gefahren, der tatsächlich erst am Tag der Rückkehr nach Hause, also nach einer Woche, besser wurde. Die Vorbereitungen für den Geburtstag der Kleinen mussten vor Abreise fertiggestellt sein und insgesamt war ich sehr gestresst und angespannt. Ich freute mich aber dennoch auf den Urlaub.

Wir fuhren in der ersten Maiwoche wieder in unseren "Stamm-Ferienpark", was den Vorteil hat, dass wir und die Kinder alles schon kennen und dies beruhigend auf uns alle wirkt. Außerdem blieben wir mal etwas länger als bisher immer. Das Wetter schlug am Tag vor unserer Anreise von winterlich (Hagel, Regen, kalt) zu sommerlich um und blieb die gesamte Zeit so. Das war natürlich traumhaft. Wir waren ständig draußen, unternahmen viel, liehen uns Fahrräder aus und waren sogar mit den Füßen im See. Das war für die Kinder optimal und auch wir genossen das sehr. Das gute Wetter brachte es aber mit sich, dass wir, eben weil wir immer unterwegs waren, kaum MeTime zum Abschalten hatten. Sonst achten wir eigentlich schon darauf, dass jeder mal mit den Kindern etwas allein macht und der andere sich ausruhen kann. Irgendwie hat das diesmal nicht geklappt, wir (besonders ich) wollten alle unbedingt den plötzlichen Frühling ausnutzen, was ja auch verständlich ist, aber eben auch anstrengend war. Ich merkte, dass ich, obwohl die äußeren Bedingungen wirklich traumhaft und optimal waren, überhaupt nicht abschalten und runterfahren konnte. Ich war gereizt, unruhig und ungeduldig mit den Kindern. Hinzu kam, dass die Kleine in mehreren Nächten schlecht schlief und mehrfach schlimme Hustenanfälle hatte, so dass ich mich mit ihr sogar mal nachts auf die Terrasse stellen musste. Beide Kinder wachten jeden Tag sehr früh auf und lärmten herum, was in einer 50 qm-Ferienwohnung logischerweise mehr auffällt als zuhause. Die Nächte und Morgende waren sehr stressig und das zerrte an meinen ohnehin dünnen Nerven.

Unglaublicherweise klappte es aber zweimal, dass mein Mann die Kleine abends ins Bett brachte. Das ist ja weiterhin ein großes Problem bei uns, nach dem Urlaub hat es nicht mehr funktioniert. Komischerweise forderte sie es dort selbst ein, worauf ich ja gewartet hatte, und er schaffte es, dass sie einschlief. Das war toll. Den Mittagsschlaf absolvierten die Kinder meist im Auto. Wir machten einen Ausflug zum großen Freizeitpark in der Nähe, eine Schifffahrt mit den Großeltern, drei kleinere Fahrradtouren, die der Große problemlos und ohne zu meckern mitmachte, was nach dem Versuch im letzten Urlaub nicht selbstverständlich war, und kürzere Unternehmungen in direkter Umgebung. Ich gönnte mir eine Massage, wie fast jedesmal. Also eigentlich alles schöne, erholsame Dinge.

Allerdings wurde ich nicht wirklich ruhiger und am vorletzten Tag schnappte sich mein Mann dankenswerterweise die Kinder und fuhr mit ihnen für 4 1/2 Stunden nochmal in den Freizeitpark. Ich genoss die Ruhe, ging mittags ins Restaurant essen und danach spazieren. Das half mir, etwas zu mir zu finden und runterzufahren. Der wohltuende Effekt trat allerdings erst nach der Rückkehr nach Hause ein, indem der Magendruck nachließ. Danach ging es mir besser und wir wuppten zuhause das Geburtstagswochenende der Kleinen. Den Kindern hat es mit Sicherheit gefallen, sie fühlen sich immer sehr wohl und kennen alles schon gut. Ich dagegen hatte wiedermal mit der Ambivalenz, viel in kurzer Zeit machen zu wollen (noch verstärkt durch das schöne Wetter) und der Notwendigkeit und Sehnsucht nach MeTime zu kämpfen.

Noch einige kleine Anekdoten aus dem Urlaub:
Nach der Ankunft stürmte die Kleine sofort in den Hausflur zum gegenüberliegenden Appartment und wollte hinein. Im letzten Urlaub hatten nämlich dort die Großeltern gewohnt :-)

Die Kinder gingen allein zur Rezeption zum Brötchen holen. Mein Mann schlich hinterher, aber sie regelten das schon ganz allein.

Die Kleine entfleuchte mehrmals quer über die Wiese zwischen den Ferienhäusern zum Kinderhaus, um Trampolin zu springen. Der Große würde weder allein davon noch querbeet laufen, sondern den Fußweg nehmen.

Wir probierten wieder einmal aus, ob der Große allein im Kinderhaus bliebe. Eigentlich dürfen das Kinder ab 3 Jahren. Ich ging mit der Kleinen direkt vor das Haus zum Trampolin. Er blieb allein im Kinderhaus. Danach sagte ich ihm, dass ich mit der Kleinen nun zum ca. 50 Meter entfernten Spielplatz gehen würde. Er hatte keine Lust mitzugehen, aber noch weniger wollte er allein bleiben. Also kam er widerwillig mit. Es klappte also wieder nicht mit dem Alleinbleiben. Nächster Versuch im Juli. Nun ist auch die Kleine 3 und wir werden sehen, ob das was für ihn ändert.

Ein Appartment/ Ferienhaus mit ebenerdiger Terrasse ist mit kleinen Kindern toll. Sie konnten ohne großen Aufwand rausgehen und sich um's Haus gefahrlos frei bewegen. Allerdings besteht bei der Kleinen immer die Gefahr, dass sie ausbüchst (zweimal gemacht). Die Vorteile überwiegen aber ganz klar.

Wir freuen uns schon auf das nächste Mal und ich muss unbedingt aufpassen, dass ich nicht so erschöpft in unseren zweiwöchigen Sommerurlaub fahre. Sonst wird es aufreibend für alle und das soll ja nicht sein.






Freitag, 27. Mai 2016

Die beendete Mittagsschlafkarriere des Großen

Der Große hat im Vergleich zu anderen Kindern sehr lange Mittagsschlaf gehalten, bis um seinen 5. Geburtstag herum. Das rührte zum einen daher, dass er nachts nur ca. 9,5 h schläft und deshalb mittags immer sehr müde war und eine Pause brauchte, zum anderen daher, dass durch das Mittagsschlaf-Ritual der Kleinen automatisch ein Gemeinschaftseffekt auftrat, indem jeder von uns Eltern ein Kind ins Bett brachte. Er hatte mit ca. 2,5 Jahren eine Phase, in der es schwierig war, ihn mittags zum Schlafen zu bewegen; teilweise verweigerte er sich auch. Danach klappte es aber meist wieder und wir hatten am Wochenende eine schöne, dringend benötigte Mittagspause. Im Garten schlief er allerdings nicht und so fuhren wir oft in der Mittagszeit los und ließen die Kinder im Auto schlafen, das man direkt vor'm Garten abstellen kann. Alle seine Freunde hatten den Mittagsschlaf schon früher abgeschafft, schliefen allerdings auch nachts mehr als er. Wie üblich hörten wir immer die Sprüche, dass er nachts/morgens länger schlafen würde, wenn der Mittagsschlaf wegfiele. Daran glaubten wir aber aus Erfahrung nicht; er hat schon früher nie mehr geschlafen, wenn wir ein Schläfchen ausließen.

In der Kita hat er bis Anfang April noch mittags geschlafen. Nach dieser Episode im August 2015, als nach dem Wechsel zu den Großen plötzlich und übergangslos keine Mittagspause mehr gemacht wurde und er nach kurzer Zeit völlig überreizt war, was sich in schlimmen Wutanfällen, Schreiattacken und Essensverweigerung äußerte, hatten wir in einem Gespräch mit seiner Erzieherin darum gebeten, ihn, wenn schon nicht zum Schlafen, so doch wenigstens zu einer Mittagspause anzuhalten. Er wurde dann wieder zu den Schlafkindern gezählt, die sich hinlegen sollten und nach einer bestimmten Zeit aufstehen konnten, wenn sie nicht einschliefen. Soweit wir wissen, schlief er immer ein. Das war für ihn der beste Weg und für uns in Ordnung.

Im Winterhalbjahr hat er immer öfter am Wochenende nicht geschlafen, sich aber ruhig beschäftigt oder mit dem Tablet gespielt. Uns war nur wichtig, dass eine Ruhepause eingehalten wird, wenn die Kleine schläft. Das hat gut geklappt und er hat auch den Nachmittag problemlos überstanden. Schwierig war nur, wenn wir nachmittags Auto gefahren sind, weil er dann sofort wegdöste. Manchmal hat er auch noch zuhause geschlafen, erstmals auch mit der Kleinen und einem von uns zusammen, was total süß war; man merkte aber schon, dass sich der Mittagsschlaf nun langsam ausschlich. Anfang April sagte er dann irgendwann ganz überraschend, dass er nun in der Kita auch nicht mehr schlafen wolle. Ob der Wunsch ganz aus ihm selbst heraus entstand oder ihn seine Freunde, die alle nicht mehr schliefen, auf die Idee gebracht hatten, ist nicht ganz durchschaubar. Aber er selbst war ziemlich klar in seinem Anliegen, was für ihn ungewöhnlich ist. Also sprach ich mit ihm darüber, dass er sich dann aber unbedingt in der Mittagspause ruhig beschäftigen und ein wenig zurückziehen solle, damit er sich erholen kann. Am nächsten Tag redete ich in seiner Gegenwart mit einer Erzieherin, erzählte, dass er nun nicht mehr schlafen wolle und bat explizit darum, ein Auge auf ihn zu werfen, damit er in der Mittagspause runterkommen kann. Denn darüber machte ich mir die meisten Sorgen.

Am ersten Tag bin ich mit den Kindern extra relativ früh nach Hause gegangen, damit er sich erholen kann. Er war aber gut und normal drauf. Ab dem zweiten Tag nach Abschaffung des Mittagsschlafes in der Kita spielte sich immer das gleiche Drama ab: den Nachmittag überstand er noch relativ problemlos, abends aber war die Luft komplett raus. Manchmal weinte und bockte er, meist aber war er völlig apathisch, reagierte auf gar nichts mehr, lag auf der Couch und verweigerte das gemeinsame Abendbrot. Jeder Ton, jedes Geräusch schien ihm zuviel zu sein (das kenne ich nur zu gut von mir selbst, ebenso die Appetitlosigkeit bei Überreizung). Einige Male aß er dann später allein noch etwas, was mich beruhigte. Das setzte sich die 3 Wochen bis zu unserem Urlaub Anfang Mai so fort. Insgesamt war er in dieser Zeit sehr empfindlich, noch schneller gekränkt als sonst, sehr weinerlich, ist viel hingefallen und sah angegriffen aus. Die Abende waren eine Nervenprobe bzw. er tat mir sehr leid. Ich fragte ihn noch mehrmals, ob er doch wieder schlafen wolle, aber er wollte definitiv nicht. Morgens schlief er nicht erkennbar länger und ging abends auch nicht freiwillig früher ins Bett, sondern wie immer erst durch unser Signal.

Wir sahen, dass er dringend auftanken und sich regenerieren musste. Für den Urlaub nahmen wir uns deshalb vor, ihm so oft wie möglich den Mittagsschlaf durch Autofahren abzutricksen. Bis auf ein Mal schlief er dort immer im Auto, was ihm erkennbar gut tat. Wir hatten eine ebenerdige Ferienwohnung und parkten das Auto direkt davor, was optimal war. Schlagartig hörte die abendliche Apathie und Appetitlosigkeit auf und ihm ging es von Tag zu Tag besser. Da beide Kinder im Urlaub sehr früh wach waren, war der Mittagsschlaf sowohl für sie als auch für uns dringend nötig. Man sah, wie gut es dem Großen bekam, er hatte Kraft für den Nachmittag und regenerierte sich.

Quelle: Pixabay

Als die Kita wieder startete, fragte ich ihn noch einmal, ob er lieber schlafen wolle. Nein, er wollte partout nicht. Ich briefte erneut die Erzieherinnen, darauf zu achten, dass er sich mittags ausruht und etwas abschaltet. Seitdem funktioniert es besser und er isst abends mit uns, ist nicht mehr apathisch, spielt zwar ruhig und für sich (oder mit Papa), aber ist kein Häufchen Elend mehr. In den letzten 3 Wochen wirkte er, als hätte er sich nun umgestellt. Vielleicht wird auch jetzt mehr auf seine Ruhezeit in der Kita geachtet, wer weiß. Seine Bettgehzeit (20:30 Uhr) und Aufwachzeit (6:00-6:30 Uhr) ist auch nach 7 Wochen eigentlich gleich geblieben. Vielleicht schläft er morgens eine Viertelstunde länger, aber keinesfalls die 1-1,5 h des fehlenden Mittagsschlafes. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt.

An den Wochenenden wollen wir ihn eigentlich, so oft es geht, überlisten und im Auto schlafen lassen, damit er den fehlenden Schlaf der Woche etwas aufholt. Am letzten Wochenende hat nicht einmal das geklappt und er ist wieder aufgewacht, als wir an unserem Garten ankamen. Das zeigt uns, dass er den Schlaf wohl tatsächlich nicht mehr so dringend zu brauchen scheint. Wir achten aber auch da auf eine Ruhepause. Die Mittagsschlafkarriere des Großen scheint nun also nach 5 Jahren beendet zu sein. Wenn die Kleine das mitbekommt, wird ihre wohl auch bald Geschichte sein. Damit würden wir zwar mehr Flexibilität im Tagesablauf gewinnen, aber die wichtige Ruhephase für uns Eltern fiele weg. Am wichtigsten ist mir jedoch, dass der Große Strategien für sich selbst findet, innerhalb eines Tages eine Pause zu machen und etwas zur Ruhe zu kommen, um der drohenden Überreizung vorzubeugen. Das wird vor allem auch in Hinblick auf seinen Schulstart 2017 notwendig sein. Und für mich selbst ist die kurze Pause zwischen Arbeit und Kita, in der ich allein zuhause bin, die wichtigste Phase des Tages.

Donnerstag, 19. Mai 2016

Sind Geschwister wirklich immer ein Geschenk?

Immer und immer wieder hört und liest man die Aussage, dass Geschwisterkinder das beste und wertvollste Geschenk sind, das Eltern ihren Kindern machen können. Bei solchen pauschalen Behauptungen, die weder empirisch belegbar sind noch individuelle Voraussetzungen berücksichtigen, zucke ich tendenziell immer zusammen und möchte automatisch Gegenargumente vorbringen. Nun kennt naturgemäß jeder nur diejenige Seite aus eigener Erfahrung, von der man selbst betroffen ist, d.h. ich kenne die Einzelkinderfahrung nicht (außer in meinen ersten beiden Lebensjahren), da ich einen Bruder habe, und ich habe auch selbst zwei Kinder, weiß also nicht, wie es für sie und uns wäre, wenn sie Einzelkinder wären. Es ist reine Spekulation, darüber nachzudenken, ob ein Dasein als Einzel- oder als Geschwisterkind einfacher ist oder ob es einem Kind vielleicht sogar besser gehen würde, wenn es allein geblieben wäre. Dennoch möchte ich dazu mal einige Gedanken niederschreiben.

Es gibt fraglos sehr innige Geschwisterbeziehungen, was ich unglaublich toll und sehr bereichernd finde. Immerhin ist ein Geschwisterkind jemand, der einen mit am längsten und noch einmal ganz anders als die eigenen Eltern kennt. Es gibt aber genauso gut auch viele Menschen, für die der Bruder oder die Schwester eine Person ist wie jeder andere auch, nämlich fremd. Nur durch die Herkunft und das gemeinsame Aufwachsen ist man sich noch lange nicht seelisch nahe oder schwimmt auf einer Wellenlänge. Auch versteht man sich deshalb nicht automatisch blind, kann nicht über die gleichen Dinge lachen und hat nicht unbedingt das Bedürfnis, den Kontakt eng zu halten. Für solch eine Konstellation stimmt aber die oben genannte Aussage keineswegs. Vielleicht wäre sogar in so einem Fall jedes Kind glücklicher gewesen, wenn es allein aufgewachsen wäre. Möglicherweise erinnert man sich überwiegend an Streitereien, Eifersüchteleien, Petzereien, Missgunst, Provokationen, Ungerechtigkeiten, Machtspielchen, wenn man an die gemeinsame Kindheit zurückdenkt, als an verschworene Bande, Loyalität und wortloses Verständnis. Ein Geschwisterkind soll ja im Idealfall ein Komplize, ein Seelenverwandter, ein Lebensbegleiter sein. Der Idealfall bleibt aber in vielen Fällen unerreicht, würde ich vermuten.

Mein Bruder und ich sind sehr verschieden. Wir haben wenige Gemeinsamkeiten, das war schon früher so und hat sich noch mehr manifestiert. Ich glaube, dass wir schon als Kinder in unterschiedlichen Welten lebten und auch später waren uns völlig verschiedene Dinge wichtig. In meiner Erinnerung konnten wir nie viel miteinander anfangen, sondern behinderten uns sogar oft durch unsere Gegensätzlichkeit. Er trieb mich oft genug zur Weißglut und ihn nervten bestimmt genauso viele Aspekte an mir. Ich könnte nicht sagen, dass wir irgendetwas Elementares voneinander gelernt haben. Nicht nur unser Spielverhalten war unterschiedlich, sondern auch unsere ganze Art, die Welt zu entdecken, völlig konträr. Die Pubertät durchlebten wir völlig verschieden und auch später orientierten wir uns in den von uns eingeschlagenen Wegen überhaupt nicht aneinander. Einen besonders engen Geschwisterzusammenhalt hat es nie gegeben, und durch die Entfernung ist der Kontakt mittlerweile auf ein Minimum zusammengeschrumpft. Seit vielen Jahren spielt mein Bruder in meinem Leben kaum eine Rolle, so wie ich in seinem nicht. Hätte mich jemand als Kind gefragt, ob ich meinen Bruder unbedingt brauche, hätte ich vermutlich mit "Nein" geantwortet, er umgekehrt natürlich auch. Er hat mich oft gestört und ich ihn sicherlich auch. Das sind rein sachliche Feststellungen, keiner ist schuld daran, es gab auch keine besonderen Vorkommnisse oder so, sondern es ist eben keine Seelenverwandtschaft da. Für meinen persönlichen Fall würde die Ausgangsbehauptung also schon mal nicht zutreffen.

Nun zu meinen Kindern: auch sie sind sehr verschieden, vielleicht noch extremer als mein Bruder und ich. Ich sehe ihre Charakterzüge und Wesenseigenheiten sehr deutlich. Ich sehe, wie sie zusammen funktionieren, worin sie sich behindern, wie sie sich ergänzen (könnten). Ich sehe, wie die Kleine den Großen anhimmelt, gleichzeitig gegen ihn opponiert und seine Aufmerksamkeit und Zuneigung förmlich erbettelt. Sie möchte von ihm angeleitet werden, sie möchte mit ihm spielen, sie möchte mit ihm zusammenarbeiten und -halten. Sie kennt kein Leben ohne ihn und würde alles für ihn tun. Sie vermisst ihn, wenn er weg ist und begegnet ihm am unvoreingenommsten von uns allen. Sie fühlt mit, wenn er leidet und weint, versucht ihn zu trösten und vermittelt zwischen uns. Sie kann schallend über ihn lachen, wie wir noch nie über ihn gelacht haben. Umgekehrt fühlt sie sich oft von ihm nicht genügend beachtet und einbezogen sowie häufig provoziert und gereizt, und wehrt sich durch lautes Gekreische, was den Großen zwar stört, ihn aber deshalb noch lange nicht dazu bringt, mit den Sticheleien aufzuhören. Ich glaube, dass sie sich oft über ihn ärgert, eifersüchtig ist, seine Reaktionen nicht versteht und unglücklich ist, dass er sie nicht oder nur selten als gleichberechtigte Spielpartnerin wahrnimmt. Und trotzdem hängt sie unglaublich an ihm und braucht ihren Bruder essentiell. (Ich bin wirklich gespannt, wie sich das entwickeln wird, je mehr sie merkt, dass er sie nicht im gleichen Ausmaß benötigt wie sie ihn.)


Umgekehrt sieht es etwas anders aus. Der Große war zwei Jahre lang mit uns allein und schon immer ein sehr aufmerksamkeitsbedürftiges Kind. Er hat sich meist an Erwachsenen oder älteren Kindern orientiert. Mit Babys und kleineren Kindern konnte er nie etwas anfangen, das hat man nicht zuletzt deutlich in der Babyzeit der Kleinen gesehen. Er interessiert sich auch so gut wie gar nicht für alle diese typischen Kinderspiele, die z.B. die Kleine manchmal anstößt. Er spielt eindeutig lieber mit einem von uns Eltern als mit der Kleinen. Ich glaube, dass er sie als Spielpartnerin nicht bräuchte (obwohl sie eine tolle Spielpartnerin, sehr aufnahmefähig und dankbar ist). Was die emotionale Komponente betrifft, ist das schwieriger einzuschätzen. In einer Zeit, als wir noch sehr viel mit ihm haderten und zweifelten, ist sie ihm unvoreingenommen begegnet und hat völlig neue Aspekte aus ihm herausgekitzelt. Beispielsweise wirft er manchmal mit Albernheiten um sich, weil er merkt, dass die Kleine das belustigt. Ihr größter Verdienst ist mit Sicherheit die Tatsache, dass sie ihn Zärtlichkeiten lehrte. Insofern hat ihre Existenz durchaus einen Einfluss auf sein Wesen. Trotzdem denke ich, dass er problemlos ohne sie leben könnte, also als Einzelkind mit uns, und so vielleicht sogar noch zufriedener wäre als jetzt mit den ständigen Scharmützeln und Reibereien. Er benötigt viel Ruhe und direkte, intensive Zuwendung. Das ist oft nicht möglich, wenn die Kleine dabei ist (also fast immer). Ihm fehlt nichts, wenn die Kleine nicht da ist, er vermisst sie nicht. Er hasst es, in Wettstreit zu treten. Genau das fordert die Kleine aber oft ein bzw. es entsteht in einer Geschwisterbeziehung automatisch. Er kann mit jüngeren Kindern nicht viel anfangen. Er ist kein Teamplayer. Es scheint ihn oft nicht zu tangieren, wenn die Kleine weint, und er übernimmt so gut wie nie aktiv die Rolle des tröstenden, unterstützenden großen Bruders. Nach meiner jetzigen Einschätzung würde ich vermuten, dass er sich allein wohler und zufriedener fühlen würde.

Als wichtigstes Argument für den Wert von Geschwisterbeziehungen wird oft genannt, dass Kinder dadurch das Teilen und Frustrationstoleranz lernen. Nun, ich hatte einen Bruder und habe keine Frustrationstoleranz gelernt. Und wenn es um meine Lieblingsspeisen geht, hasse ich es zu teilen:-). Sicherlich spielen da auch andere Aspekte mit hinein, z.B. dass Gefühle in der Kindheit nicht benannt und anerkannt oder die Beweggründe anderer Menschen nicht vermittelt wurden, aber ich will damit nur zeigen, dass die Existenz von Geschwistern keine Garantie für das Erlernen irgendwelcher sozialen oder emotionalen Fähigkeiten ist. Das ist immer noch sehr charakterabhängig. Sonst müssten Geschwister ja identische Kompetenzen vorweisen können. Außerdem ist das alles immer eine Frage der Balance: wenn eine (Geschwister-)Beziehung so schwierig ist, dass sie überwiegend aus Frustration besteht und sich die Kinder mehr in ihrer Entwicklung behindern als fördern, dann wäre es vielleicht sogar besser gewesen, es gäbe keinen Bruder/ keine Schwester. Aber wie gesagt, das ist alles Spekulation.

Für uns als Eltern ist das Geschwisterdasein unserer Kinder nur in den seltensten Fällen eine Entlastung oder Erleichterung. Weder spielen sie lange und intensiv miteinander noch fangen sie sich emotional gegenseitig auf. Vielleicht ändert sich das noch, aber bisher war die Beziehung zwischen den beiden ziemlich konfliktreich und aufreibend. Das wiegen die schönen, inniglichen, rührenden Momente auch nicht auf. Das mag sicherlich in anderen Familien ganz anders sein. Auf manchen gemeinsamen Bildern sehen sie so zuckersüß und einträchtig aus und man kann sich nicht vorstellen, dass sie sich permanent in der Wolle haben, übertrumpfen und provozieren. Man kann auch gar nicht sagen, dass es eher an dem einen oder eher an der anderen liegt. Beide sind extreme Sturköpfe, wenig kompromissbereit, sehr vehement und fordernd. Die Kleine ist nicht nachtragend, schnell beruhigbar und sehr liebesbedürftig. Der Große ist in vielem das Gegenteil, hat jedoch die größere Entwicklung gemacht, wenn man seine Voraussetzungen kennt. Sie könnten sich meiner Meinung nach wunderbar ergänzen, indem beispielsweise die Kleine ihn mit ihrem Draufgängertum etwas ansteckt und er sie mit seiner bedachten Art zurückpfeift. Wenn er sie mehr teilhaben ließe, müsste sie nicht so oft fordern und quengeln. Wenn sie ihn wiederum mehr in Ruhe lassen würde, wäre er weniger gereizt. Von ihren Wesenszügen her könnten sie relativ gut miteinander funktionieren, indem sie einander ausgleichen. Ich versuche das auch immer wieder zu vermitteln. Aber es ist oft schwierig. Und schade, dass der eine Teil der Konstellation (der Große) den anderen Teil (die Kleine) weniger zu brauchen scheint als umgekehrt. Sie im Gegenteil oft als Störfaktor zu empfinden scheint. Er ist einfach ein sehr unabhängiger Charakter, der generell nur wenige andere Menschen braucht. Ich kenne übrigens noch ein Beispiel von schon etwas älteren Kindern, wo ein ähnliches Phänomen vorherrscht.

Mir ist bewusst, dass dieser Text viel Gegenwind hervorrufen wird und vielleicht als Affront von Menschen empfunden wird, die ein Geschwisterkind verloren haben und darunter immer noch leiden. Letzteres tut mir sehr leid und ich verstehe, dass man sich verloren und unvollständig ohne sein Geschwister fühlen kann. Das wäre dann für mich der Prototyp des oben geschilderten Idealfalles einer Geschwisterbeziehung, nämlich die seelenverwandten Geschwister. Ich denke aber, das gibt es sehr selten. Meistens wächst man miteinander auf, lebt zusammen und arrangiert sich. Man sollte aber auch darüber sprechen können, dass ein Geschwisterkind für bestimmte Charaktere nicht nur nicht notwendig, sondern vielleicht sogar störend ist. So empfinde ich es manchmal, wenn ich meinen Großen betrachte. Vielleicht auch, weil ich es selbst ähnlich erlebte. Ich werde das weiter beobachten.

Wie ist das bei euch, habt ihr eine tolle Beziehung zu euren Geschwistern oder spielen sie keine Rolle in eurem Leben? Mich interessiert besonders, ob es gleichgeschlechtliche Geschwisterbeziehungen sind oder nicht. Liegt es an der Junge-Mädchen-Konstellation, wenn es eher konfliktreich ist? Wie schätzt ihr eure Kinder ein, brauchen sie ihr Geschwisterkind oder eher nicht?

Montag, 16. Mai 2016

Unser Pfingstwochenende in Bildern 14.-16. Mai 2016

Nach dem letzten Geburtstagswochenende sollte das Pfingstwochenende gern ruhiger werden. Allerdings hatten wir auf besseres Wetter gehofft. In weiser Voraussicht fuhren wir am Freitag Nachmittag, als es noch sommerlich warm war, in unseren Garten und genossen den vorerst letzten Frühsommertag. Der Mann hatte am Freitag mit einem befreundeten Papa unseren neuen Spielturm aufgebaut (darüber folgt noch ein gesonderter Beitrag), war allerdings noch nicht fertig geworden und werkelte nachmittags weiter. Wir blieben so lange wie möglich und merkten abends schon, wie es abkühlte.


Am Samstag war der Herbst da. Der Mann fuhr trotzdem wieder in den Garten und baute mit einem anderen Freund weiter am Spielturm. Ich bespaßte ab 9 Uhr zuhause die Kinder und ging später mit der Kleinen einkaufen. Der Große blieb erstmals 45 Minuten ganz allein zuhause. Er wollte nicht mitkommen (das Anziehen war wie üblich die Hürde) und so probierten wir das mal aus. Ich machte mir eigentlich keine Sorgen, da er kein Kind ist, das für Chaos oder gefährliche Dinge bekannt ist. Vorsorglich schloss ich die Wohnungstür von außen ab, damit er nicht aufmacht, falls es klingelt, hatte später dann aber Skrupel, da er im Brandfall eingeschlossen wäre. Wie macht ihr das, schließt ihr ab oder nicht? Es klappte jedenfalls wunderbar und war kein Problem. Wieder ein Schritt hin zu mehr Unabhängigkeit und Selbstständigkeit.

Am Samstag Nachmittag fuhren wir dann dick eingemummelt alle zusammen in den Garten und weihten den fast fertigen Spielturm ein. Die Kleine jauchzte und schaukelte sofort lange und ausdauernd. Der Große rutschte ein Mal und schnappte sich dann die Heckenschere, um Gartenarbeit zu machen. Bestimmt eine Dreiviertelstunde beschäftigte er sich mit dem Schneiden der Hecke, lieber als auf dem Spielturm zu spielen. Ich machte auch noch ein bisschen Gartenarbeit, was mit meinem seit Wochen schmerzenden Rücken zur Zeit eher schwierig ist.



Am Sonntag Vormittag fuhr der Mann mit den Kindern in die Autowaschanlage und danach noch kurz in die Innenstadt. Das Wetter war unberechenbar und man musste immer auf einen Regenschauer gefasst sein. Ich wirbelte zuhause und kriegte einen Heulanfall, als sie nach 1,5 h wiederkamen und ich noch nicht eine einzige Sache für mich selbst gemacht hatte. Nach dem Mittagsschlaf ging ich dann mit den Kindern raus: wir besuchten das hiesige Jazzfest in unserem Park, das immer am Pfingstwochenende stattfindet. Ich hatte sogar Tickets dafür gewonnen. Trotzdem kam noch einiges an Ausgaben zusammen und ich ärgere mich hinterher immer, wieviel Geld für das kurze Vergnügen den Bach runter geht.


Am Montag wurde vormittags zuhause gespielt. Die Kinder bauten sogar eine Weile allein die Eisenbahn zusammen, eine absolute Rarität. Am Nachmittag wollten wir anlässlich des Deutschen Mühlentags zu einer nahegelegenen Wassermühle fahren. Da der Große aber kurzfristig zu einem Freund eingeladen wurde, machten wir den Ausflug zu dritt, nachdem der Große abgegeben war. Die Kleine war allerdings ziemlich grantig und fand es nicht lustig ohne den Großen. Oje, das wird wieder schwierig für sie, wenn er auf Kitareise fährt.



Dann waren wir alle ziemlich platt und müde. Ob die Kinder nach so einem langen Wochenende auch so kaputt sind wie wir Eltern? Schade, dass das Wetter dermaßen kalt und unberechenbar war, sonst hätten wir lieber im Garten ein wenig entspannt. Hoffentlich kommt der Frühsommer bald wieder.

Mehr Wochenenden in Bildern findet ihr wie immer unter #wib und bei Geborgen Wachsen.

Freitag, 13. Mai 2016

Frühlingskindermund 1

Da ich immer wieder feststelle, wie schnell man auch die allersüßesten und allerwitzigsten Sprüche der Kinder vergisst, möchte ich sie von Zeit zu Zeit nun auch hier festhalten. Deshalb habe ich mal alle passenden, auf Twitter geposteten Aussagen meiner Kinder von Januar 2016 bis jetzt herausgesucht und zusammengefasst. Fortsetzung folgt :-)

Beim Einschlafen.
Ich: "Die Sonne geht jetzt schlafen, dann kommt der Mond und heute Nacht regnet es."
Kleine: "Wird der Mond dann nass?"
(12.05.16)

"Mama, ich lieb dich gern!" sagte die Kleine heute früh als erstes zu mir, als wir aufwachten.
(29.04.16)

Papa fragt die Kinder: "Wann wird denn die Mama zur Oma?"
Kleine: "Halb 5!"
Großer: "Wenn Mama im Pflegeheim ist!"
(02.04.16)

Kleine gibt mir Küsschen im Bett.
Ich: "Das macht der Große nicht so gern."
Sie: "Nee, der mag nicht gern küssen. Jungs wollen das nicht so."
(01.04.16)

Kranke Kleine (Magen-Darm) sieht mich die 3. Maschine Wäsche aufhängen.
Steht vom Sofa auf und sagt: "Ich will dir helfen, ich bin jetzt wieder gesund."
Typisch Frau.
(24.03.16)

Papa zur Kleinen: "Wie bist Du in Mamas Bauch gekommen?"
Kleine: "Da hat Mama das Ti-Shört hochdemacht und ich bin reindekrabbelt!"
(19.03.16)

Ich: "Großer, heute vor 5 Jahren warst du noch in meinem Bauch. Warum wolltest du denn dann raus?"
Er: "Na, weil ich endlich meine Mami sehen wollte!"
(05.03.16)

Immer wieder nett mit Kindern. Großer räumt im Cafe meine Tasche aus, findet Tampon, hält ihn hoch und fragt laut: "Mama, was ist das?"
(28.01.16)

"Ich bin in Mamas Bauch gewachsen!"
Zu süß, die Kleine!
(05.01.16)

Die Kleine sagt Dinge zu mir, die ich noch nie zu hören bekam: "Mami liebe Mami, ich hab dich vermisst, wir ham uns lange nicht gesehn!"
(04.01.16)

Montag, 9. Mai 2016

Der 3. Geburtstag der Kleinen

Morgens um 7:00 Uhr am 6. Mai 2016. Die Kleine wacht auf, setzt sich hin und sagt: "Ich will gucken, ob der Nikolaus da war!". Damit meinte sie den Geburtstagswichtel, der bei uns über Nacht die Geschenke hinstellt. Ich freue mich, dass sie länger geschlafen hat als in unserer Urlaubswoche und knuddele mein Geburtstagsmädchen erstmal. Sie sprach schon so lange von ihrem Geburtstag und nun war es endlich soweit. Aufgeregt ging sie ins Kinderzimmer zum Großen und sagte: "Ich hab heute Geburtstag!" Ihr bewusster Umgang damit ist so süß, das sind wir vom Großen nicht gewöhnt. Auch erstaunlich war, dass sie sich in Windeseile selber anzog, als sei dies Voraussetzung für die Geschenkeübergabe. Zum Vergleich: der Große würde eher auf die Geschenke verzichten, als sich dafür anzuziehen. Deshalb ist das bei uns wirklich keine Bedingung.

Der Vortag war sehr stressig gewesen, an dem wir erst nachmittags aus unserem Frühlingsurlaub zurückgekehrt sind und bis spätabends die Urlaubsnachwehen beseitigten, Wäsche wuschen und Geburtstagsvorbereitungen machten. Aber als sie dann so erwartungsfroh vor dem Wohnzimmer stand, war alles vergessen. Endlich durfte sie ihre Geschenke in Augenschein nehmen und der Große half tatkräftig mit beim Zeigen. Sie bekam das PLAYMOBIL Prinzessinnenschloss (gebraucht und billiger gekauft), weiterhin Tiptoi: Entdecke den Bauernhof, ein Hama Maxi Bügelperlen-Set, einen neuen Kinder-Standmixer (da ihr alter kaputtgegangen war), ein Schmidt Puzzle sowie diverse Kleinigkeiten. Außerdem hatte ich standesgemäß einen Prinzessinnenkuchen gebacken. Die Reihenfolge, in der Kinder sich für ihre Geschenke interessieren, ist immer wieder interessant. Hoch im Kurs stand der Mixer, während ihr ansonsten heißgeliebtes Tiptoi missachtet wurde. Beide Kinder waren aufgeregt und aus dem Häuschen. Danach frühstückten wir.


Am Vormittag hofften wir, dass die Kinder nach dem Urlaub etwas spielen würden. Doch genau wie nach Weihnachten war dies nicht möglich und alle waren ziemlich entnervt. Die Kleine hatte sich einen Ausflug zu Karl's Erdbeerhof gewünscht, genau wie letztes Jahr. Wir fuhren gegen Mittag los und verbrachten den gesamten Nachmittag dort. Es war recht voll und durch das warme, sonnige Wetter auch etwas anstrengend. Außerdem waren meine Nerven - wie schon im Urlaub - sehr dünn. Aber den Kindern hat es gefallen :-)





Am Samstag wollten wir einen ruhigen Tag verleben und ich verbrachte einige Stunden allein mit den Kindern im Garten. Es war paradiesisch, das Wetter traumhaft, alles blühte, und meine Nerven beruhigten sich deutlich. Das war auch nötig, stand doch am Sonntag noch der Kindergeburtstag, der erste für die Kleine, an. Dafür musste am Samstagabend und Sonntagmorgen gebacken werden, ebenso haben wir für die Kita noch 60 Kekse verziert.


Am Sonntag Nachmittag besuchten uns 3 Kinder mit ihren 4 Eltern im Garten. Das war ungewohnt, hatten wir doch bisher immer ohne Eltern gefeiert. Die Gastkinder des Großen waren es schon eher gewohnt, allein bei uns zu sein, weshalb die Anwesenheit von Eltern auf einem Kindergeburtstag kein Thema war (außer einmalig ein befreundeter Papa). Das ist bei den Freunden der Kleinen anders. Bis auf ihre beste Freundin besuchte uns noch kein anderes Kind allein. Tatsächlich war deshalb dieser erste Kindergeburtstag der Kleinen derjenige mit der bisher größten Personenzahl. Im Garten ging es aber gut zu händeln und wir waren dankbar für das tolle Wetter. Die Kinder haben frei gespielt und sich gut verstanden. Mir kam es sogar ruhiger vor, als wenn wir mit den Kindern allein sind, wo viel mehr gekreischt, geweint und gestritten wird. Die Kleine bekam unter anderem Schleim in der Dose, was zumindest meine Kinder eine Weile beschäftigte. Igitt! Ich glaube, es hat allen gut gefallen und wir haben das Beste daraus gemacht. Nächstes Jahr hoffe ich allerdings auf weniger Elternanwesenheit ;-).

Heute wurde sie nun noch in der Kita gefeiert und vergaß doch tatsächlich ihre Geburtstagstüte dort. Hoffentlich finden wir sie morgen. Und nun sind wir schon mittendrin in einem hoffentlich harmonischen 4. Lebensjahr mit sicherlich einigen spannenden Veränderungen. Meine Kleine wird groß!

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Donnerstag, 5. Mai 2016

Das lange Warten auf die Geburt der Kleinen

In dieser Nacht vor 3 Jahren machte sich meine Kleine auf den Weg. Ich wartete seit 9 Tagen inständig täglich auf sie und konnte es kaum erwarten, die doch im Vergleich zur ersten diesmal anstrengendere Schwangerschaft hinter mich zu bringen. Vor allem die ständigen Übungs-/ Vor- oder Senkwehen setzten mir ziemlich zu. Errechnet war sie für den 27. April 2013. Dass sie noch weiter über Termin gehen könnte als der Große seinerzeit, hielt ich nicht für möglich. Über weite Teile der Schwangerschaft mit ihr hatte ich ein furchtbar offenes Gefühl, als ob sie jeden Moment herausrutschen könnte. Der Druck nach unten war sehr stark und wurde durch das Tragen meines Großen, der im März 2013 gerade mal 2 Jahre alt geworden war, nicht besser. Auch die frühen Vorwehen waren tageweise sehr unangenehm. Durch die Sorgen, was mit dem Großen zum Zeitpunkt ihrer Geburt geschehen würde, bekam die Aufregung nochmal eine zusätzliche Note. Dazwischen hatte ich bis zum Schluss immer wieder Tage, wo ich mich super fühlte und Bärenkräfte hatte. Der Frühling ließ allerdings in dem Jahr auch sehr lange auf sich warten.

Mein letzter Arbeitstag war der 1. März und der Mutterschutz begann am 16. März 2013. Der Kontrast zum Mutterschutz fühlte sich aber diesmal lange nicht so krass an wie beim ersten Mal, weil ich nur einen Tag pro Woche arbeitete. Das hatten wir bewusst entschieden, als ich nach endlich erfolgreicher Eingewöhnung des Großen in seiner zweiten Kita im Oktober 2012 schon wieder schwanger war und es mir nicht sehr gut ging. Eigentlich sollte ich im November 2012 wieder auf meine Teilzeitstelle zurückkehren, was eine Arbeitsphase von nur 4 Monaten bis zum erneuten Mutterschutz bedeutet hätte. Dies zusammen mit meinem angeschlagenen Zustand und der Unsicherheit, was den vor uns liegenden ersten Kitawinter des Großen betrifft, ließ uns die Entscheidung für die Fortführung des bisherigen Modells nicht schwer fallen. Das war eine gute Entscheidung und ich bin bis heute dankbar dafür, dass ich mich an 4 Tagen in der Woche mir selbst und dem Baby sowie nachmittags in Ruhe dem Großen widmen konnte.

Da mein Mann 13 Monate Elternzeit beantragt hatte, wollte er seinen kompletten Resturlaub vorher verbrauchen und war deshalb schon ab dem 24. April zuhause. Da fiel mir ein Stein vom Herzen, hatte ich doch immer die Angstvorstellung, dass irgendwas passiert, wenn ich am Nachmittag mit dem Großen allein (meist draußen unterwegs) bin. Nun konnte er ihn entweder allein oder mit mir zusammen abholen, das war unheimlich beruhigend. Am ET, dem 27. April, hatten der Große und ich eine supermiese Laune und fühlten uns körperlich nicht gut. Das Wetter war ekelhaft und der Tag zäh. Wir beschlossen, zum Funkturm zu fahren, um die Zeit totzuschlagen. Das war ein merkwürdiges Gefühl, am ET in einem Fahrstuhl auf einen Turm hochzurasen. Oben waren wir allerdings nur kurz, weil der Große so unruhig war. Er hatte eine schlechte Phase kurz vor der Geburt der Kleinen, war wütend, unleidlich, launisch. Außerdem litt er unter einem wochenlangen Schnupfen (wir vermuteten Heuschnupfen) und seine gesamte Nasenpartie war durch die ständige Ärmelabwischerei rot und wund. Beim Abholen aus der Kita hatte er weiterhin unglaubliche Wutanfälle und man brauchte lange, um ihn wieder einzufangen. Auch der Papa merkte das dann.

Ab ET ging ich alle 2 Tage zum CTG, das nichts Auffälliges anzeigte. Am 30. April hatte ich tatsächlich noch einen Friseurtermin. Ich freute mich, als der Mai anbrach und sie nun ein Maikäferchen wurde. Am 1. Mai war ein Fest in unserem Park, ich watschelte hochschwanger durch die Massen und informierte jeden, den wir trafen, darüber, dass ich schon 4 Tage über Termin ging. Wir waren ab und zu in unserem Garten, wo ich mehrfach schon regelmäßige Wehen hatte, so dass ich dachte, wir würden von dort aus zum Krankenhaus fahren. Aber sie hörten jedesmal wieder auf. Irgendwann in diesen Tagen holten wir uns auch wieder indisches Essen, das damals eventuell den Großen hervorgelockt hat. Erfolglos. Als der 3. Mai ruhig blieb, war ich erleichtert, weil dies der Geburtstag meiner Mutter ist und ich nicht gern wollte, dass die Geburtstage zusammenfallen. Am Sonntag, 5. Mai waren wir zum CTG im Krankenhaus und es wurde der Dienstag, 7. Mai als Einleitungstermin festgelegt, da das Fruchtwasser schon zurückging und Verkalkungen auftraten. Der Kleinen ging es gut. Den Nachmittag des 5. Mai verbrachten wir im Garten, die Nachbarn fragten, wann es denn soweit wäre. Ich erwiderte: "Eigentlich vor einer Woche!" Ich fühlte mich gut an diesem Sonntag und rechnete nun wirklich mit einer Einleitung. Ich hatte diesmal keinen Putzanfall wie vor der Geburt des Großen.

Quelle: Pixabay

Am Abend rieb ich mir den Bauch mit einem Wehenöl ein, das mir die Hebamme beim Krankenhaus-CTG gegeben hatte. Ich wollte nichts unversucht lassen, glaubte aber nicht an eine Wirkung. Ich war gerade anderthalb Stunden im Bett, als die Wehen um 0:30 Uhr begannen. Um 5:00 Uhr fuhr mein Mann mich in die nahegelegene Klinik. Der Große, der immer gegen 6 Uhr aufwachte, blieb schlafend allein zuhause. Der Mann war schnell wieder zuhause zurück, wollte ihn in die Kita bringen und nachkommen. Das sah die Kleine aber anders: um 6:35 Uhr am 6. Mai 2013, 9 Tage über Termin bei 41+2 brachte ich sie allein (mit Krankenhauspersonal natürlich) zur Welt. Es war eine wunderschöne Geburt und dann war ich zweifache Mama. Und morgen früh um diese Zeit wird sie sicherlich schon vor ihrem Geschenketisch stehen.

Dass sie sich noch mehr Zeit lassen würde als der Große seinerzeit, hätte ich niemals für möglich gehalten. Allerdings fühlte ich mich ab Urlaubsbeginn des Mannes ruhig und abgesichert, vor allem was unseren 2-Jährigen betraf. Ich weiß nicht, ob ich überlegt genug gehandelt hätte, wenn es zu einem Zeitpunkt losgegangen wäre, als ich allein mit dem Großen war. Insofern war es gut so. Ich hatte große Angst vor der Geburt, fühlte mich aber recht gewappnet für die unsichere Zeit danach, über die ich mir beim Großen vorher kaum Sorgen gemacht hatte, was ein Fehler gewesen war. Da ich mir sehr wünschte, dass diese deutlich mühsamere Schwangerschaft (wenn auch mit einem ruhigeren Bauchbaby) ein Ende fand, machte mir jeder ereignislose Tag umso mehr zu schaffen. Am 6. Mai konnte ich dann endlich die frohe Botschaft verkünden. Die Kleine war da! Und der Frühling endlich auch! Fast genauso wie in diesem Jahr :-)

Sonntag, 1. Mai 2016

Erinnerungsfetzen IV - Familienachterbahn

Hier kommt wiedermal ein aufwühlendes Erinnerungsschnipsel, diesmal nicht aus der Babyzeit meiner Kinder, sondern noch gar nicht allzu lange zurückliegend, das sowohl die emotionale Verbindung zwischen dem Großen und mir beinhaltet als auch die Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen meiner beiden Kinder. Da wir gerade am gleichen Ort Urlaub machen wie damals, ist die Erinnerung daran jetzt sehr präsent. Ich habe sie seinerzeit im Urlaubsbericht nicht festgehalten, wie ich jetzt bemerkte, wahrscheinlich, weil ich selbst noch zu aufgewühlt war. Deshalb hole ich das nun nach.

Wir reisen sehr gern in einen vertrauten Ferienpark und steuern uns bekannte Ziele an. In unserem Urlaub im September 2015 besuchten wir von dort aus wiedermal den riesigen, nahegelegenen Freizeitpark. Diesmal waren die Großeltern dabei. Ich wusste aus dem vorherigen Besuch, dass eine sogenannte Familienachterbahn neu eröffnet hatte, die für Kinder ab 4 Jahren freigegeben war. Ich stellte mir das altersangemessen als etwas größere Eisenbahn vor, die leicht auf und ab fuhr. Nichts Verrücktes also. Der Große war auch schon ganz aufgeregt, war er doch im März 2015 4 Jahre alt geworden und konnte sie also schon nutzen. Nach einigen Kleinkindattraktionen kamen wir bei der Familienachterbahn an. Ich wollte erstmal an der Seite schauen, ob sie etwas für den Großen ist. 4-Jähriger ist nicht gleich 4-Jähriger und ich bin immer sehr darauf bedacht, ihn zwar Herausforderungen auszusetzen, aber nicht zu überfordern. Die Strecke sah schon ziemlich heftig aus. Es kam aber nicht gleich eine Achterbahn und der Große und der Papa wurden ungeduldig. Als dann noch eine Gruppe nahte, eilten sie mit dem Opa zum Eingang, ohne eine Achterbahnfahrt beobachtet zu haben. Dagegen konnte ich es gleich darauf erleben und wusste sofort, dass das nichts für den Großen ist. Ich rannte in Panik zum Eingang, aber zu spät, die Männer waren schon fast am Einstieg. Ich konnte sie nicht mehr zurückhalten.

Ich stand also mit der Kleinen und der Oma seitlich neben der Strecke und beobachtete, wie die nächste Achterbahn Fahrt aufnahm. Es gab nur Zweiersitze, d.h. der Große saß nicht einmal in der Mitte zwischen Opa und Papa, sondern wie jeder am Außenrand. Ich hatte gehofft, dass der Papa wenigstens den Arm um ihn legen würde, zum Schutz und zur Stabilisierung, aber das ging wohl gar nicht, wie ich danach erfuhr. Er war mit Abstand der Jüngste in den Waggons. Die Achterbahn wurde sofort schneller und schoss um die Kurven sowie von den Höhen hinunter. Es war schwindelerregend und definitiv noch nicht geeignet für ein 4-jähriges Kind. Ich sah sein Gesicht, sah, wie sein Kopf hin und her geschleudert wurde, fühlte seine Angst und Verwirrung und gleichzeitig den Willen, stark zu sein. Ich konnte ihm nicht helfen. Es war eine furchtbar hilflose, emotional abgründige Situation, ich geriet in Panik, fing an zu weinen und zu schreien. Es war für mich definitiv die falsche Entscheidung, den Großen da mitfahren zu lassen, ohne dass er vorher gesehen hatte, was ihn erwartet, und ich hielt den Papa in dem Moment für sehr verantwortungslos und uneinfühlsam. Er wusste ja selbst nicht, wie schnell und rasant die Achterbahn sein würde. Gerade deshalb hätte man wenigstens einmal zuschauen müssen. Für den Großen wie auch für mich ist das sehr wichtig. Wir stürzen uns nicht in Abenteuer, wir beobachten vorher und entscheiden dann. Genau das war nicht möglich gewesen.


Glücklicherweise war die Fahrt schnell vorbei. Ich rannte zum Ausgang, ließ die Kleine im Buggy einfach stehen (die Oma kümmerte sich um sie) und als der Papa mit einem komplett verwirrten Großen auf dem Arm herauskam, streckte er die Arme nach mir aus und ich übernahm ihn wortlos. Er war weiß im Gesicht und sein ganzer Körper total schlaff. Ich trug ihn lange herum, hielt ihn ganz fest, redete ihm beruhigend zu. Mir gelang in diesem Moment der schwierige Spagat, selbst innerlich total aufgelöst zu sein und trotzdem dem Großen Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. In dem Moment, wo ich ihm Halt geben konnte und musste, weil kein anderer dazu fähig gewesen wäre, fiel die Panik von mir ab und ich war ganz stark. Die Oma sagte hinterher zu mir, dass sie es toll fand, wieviel Ruhe und Besonnenheit ich ausstrahlte. Er wurde schnell ruhiger und fühlte sich bald wohler. Leider schrie sich die Kleine ab dem Zeitpunkt, als ich den Großen auf den Arm nahm, wirklich die ganze Zeit in ihrem Buggy die Seele aus dem Leib. Weder der Papa noch die Großeltern konnten bei ihr etwas ausrichten, niemand durfte sie schieben oder herausnehmen. Sie tat mir unheimlich leid, aber ich musste das in dem Moment ausblenden. Ich musste für meinen Großen da sein, exklusiv. Deutlich spürt man in solchen Momenten die Zerrissenheit zwischen den Bedürfnissen der Kinder und das Unvermögen bzw. die Unmöglichkeit, für beide gleichzeitig da zu sein. Der Große brauchte mich in dem Moment und der Kleinen gefiel das nicht.

Es dauerte vielleicht eine Viertelstunde, in der ich den Großen herumtrug und die Kleine (damals 2 1/2) schrie und weinte. Als ich ihn für stabil genug hielt, übergab ich ihn wieder dem Papa und Opa. Sie kümmerten sich weiter gut um ihn und sorgten für etwas Ruhe. Ich tröstete die Kleine, die sehr aufgebracht war. Sie beruhigte sich relativ schnell, als sie bei mir war, aber ich musste sie danach noch eine Weile herumtragen, bis sie wieder richtig ausgeglichen war. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass mich die ganze Situation ziemlich ausgelaugt hatte. Ich brauchte erstmal eine Weile, um mich wieder zu sammeln und all die für den Großen mitgefühlten Emotionen wieder abzuschütteln. Er hatte im weiteren Verlauf des Tages noch wunderbare Erlebnisse im Freizeitpark und war wieder gefestigt. Es war wirklich noch ein sehr schöner Tag und man hatte nicht das Gefühl, dass ihm etwas nachhing. Bis heute Morgen.

Beim Frühstück sagten wir den Kindern, dass wir heute wieder in den besagten Freizeitpark fahren wollten. Der Große zeterte wie üblich beim Anziehen und als er in Schluchzen ausbrach, kuschelten wir auf dem Sofa zusammen. Irgendwie kamen wir auf das Achterbahnerlebnis zu sprechen und er sagte von sich aus, dass er das nicht wieder machen wolle, weil ihm das zu wild war und der Wind im Gesicht wehgetan hatte. Und der Kopf so hin und hergeworfen wurde, dass ihm ganz schwindlig wurde. Er habe sich damals nicht getraut, es Papa zu sagen und hatte ja auch nicht gewusst, was auf ihn zukommt, erinnerte sich aber noch sehr gut, dass ich ihn danach lange getröstet hatte. Wir hatten in der ganzen Zwischenzeit nie wieder davon gesprochen. Ich sagte ihm, dass mein "Trick" bei unbekannten Sachen ist, ein paarmal vorher zu beobachten und dann zu entscheiden, ob es was für mich ist oder nicht. Ich weiß aber auch, dass es schwer für ihn ist, sein Gefühl durchzusetzen, wenn ihm eine andere Erwartungshaltung entgegenkommt. Das ist ein lebenslanger Lernprozess, auch für mich. Und in dem Fall hatte er ja nicht mal die Chance, zu beobachten, was ihn erwartet.

Als wir dann heute im Freizeitpark waren und zur "Familienachterbahn" kamen, schauten wir an der Seite zwei Fahrten zu. Der Große rekapitulierte nochmal kurz seine Erinnerungen und sagte deutlich, dass er aktuell nicht damit fahren wolle. Vielleicht, "wenn ich viel größer bin". Es gibt dort andere, altersangepasstere Attraktionen und wir hatten viel Spaß. Aber ich war wirklich erstaunt, wie präsent ihm selbst das Erlebnis noch war, obwohl er es nie angesprochen hatte. Für mich ist es ein weiterer Erinnerungsfetzen, den ich nie vergessen werde.

Und hier die bisherigen Erinnerungsfetzen:
Erinnerungsfetzen I
Erinnerungsfetzen II
Erinnerungsfetzen III