Samstag, 29. Juli 2017

Familienpause dringend gesucht

Wenn nichts mehr läuft, alle voneinander genervt sind, schon ein kleiner Funke ausreicht, um eine Explosion hervorzurufen und die Devise nur noch "Durchhalten!" heißt, dann bräuchte man eigentlich dringend eine Pause voneinander. Die Eltern von den Kindern, die Kinder von den Eltern, die Kinder untereinander und die Eltern auch. Eine räumliche, mentale und emotionale Pause, um zur Ruhe zu kommen, sich zu sammeln und wieder Kraft zu schöpfen für den lauten, turbulenten Familienalltag. Um Abstand zu gewinnen und sich wieder aufeinander zu freuen. Um zu schätzen, was man in und an der Familie hat. Um positiv an einen Tag, ein Wochenende oder einen Urlaub heranzugehen.

Bildquelle: Pixabay

Für uns Eltern wäre eine Pause von den Kindern gut, um sich mal vom jahrelangen Funktionieren auszuruhen, Stille zu genießen, eine ruhige Mahlzeit einzunehmen und wieder positive Dinge an den Kindern sehen zu können. Wir sind aktuell so erschöpft, genervt und gestresst vom Dauerbeschuss, dem Lärmpegel, den Auseinandersetzungen und täglichen Kämpfen. Wir sind schon morgens überreizt und sitzen beide manchmal weinend am Frühstückstisch. Jede kurze Auszeit und Erholung, die wir dem anderen Elternteil ermöglichen, wird durch neuen Stress zunichte gemacht. Wir sind einfach kaputt, von der Arbeit, vielen Terminen, unzähligen Besorgungen und Gedanken, der Aufregung wegen der anstehenden Einschulung des Großen, der anstrengenden Phase mit der Kleinen und natürlich wie immer deswegen, weil wir alles allein machen müssen, wie in meinem Text "Es braucht ein Dorf..." beschrieben. Ach, wären doch die Kinder mal ein Wochenende weg! Noch nie, nicht ein Mal gab es das.

Auch für die Kinder wäre eine kleine Pause, ein Abstand von den Eltern, sicherlich gut. In einer anderen Umgebung, mit anderen Bezugspersonen, wo sie ihr Verhalten mehr kontrollieren müssen, mit anderen Erlebnissen und Eindrücken. Mit Menschen, die ganz anders mit ihnen umgehen als wir Eltern. Das ist zwar in der Kita der Fall, aber die Kita ist auch für sie Gewohnheit, kein Ausbrechen aus dem Alltag. Und spätestens am Nachmittag sind ja die Blitzableiter aka Mama oder Papa wieder da. In meinen Augen wäre es dringend nötig, dass die Kinder und wir und auch die Kinder untereinander ab und zu ein paar Tage getrennt sind. Das würde allen gut tun und wir würden wieder mehr schätzen, was wir aneinander haben, uns mehr im Umgang miteinander bemühen und nicht auf alles so gereizt reagieren. Und damit meine ich alle Parteien, Eltern und Kinder.

Anstelle einer Pause voneinander fahren wir bald zusammen in den Sommerurlaub. Juhu, könnte man meinen, endlich Erholung und Entschleunigung, mehr Zeit und Ruhe für die Familie und damit Hoffnung für ein friedlicheres Zusammenleben. Andere Menschen als wir würden auf diesen Zusammenhang setzen. Wir dagegen blicken mit Angst und Unlust diesem Sommerurlaub entgegen, der zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt stattfinden könnte. Denn wenn 4 Menschen gerade nicht miteinander können, wird es sicherlich nicht besser, wenn sie 24 Stunden am Tag aufeinander hocken. Für mich als hochsensible Mama ist das ja sowieso immer eine schwierige, anstrengende, manchmal unerträgliche Situation, meine Kinder rund um die Uhr bei mir zu haben. Starte ich dann noch erschöpft und überreizt in solch einen Urlaub, mit einer Kleinen, die sich in der schlimmsten Phase ihres bisherigen Lebens befindet, einem Großen, der durch die nahende Einschulung und die Vorschulpubertät auch verunsichert und nervös ist und einem Mann, der aufgrund seiner eigenen Erschöpfung und Überforderung nichts auffangen und abfedern kann, dann werden meine mickrigen Akkus sicherlich keinen Tag halten. Wenn uns dann noch das Wetter im Stich lässt wie oft in den letzten Sommerurlauben, dann sehe ich schwarz.

Ich selbst tanke Kraft und komme zur Ruhe nicht per se durch Urlaub und das Zusammensein mit der Familie, sondern durch Abstand, Alleinsein, Zu-Mir-Finden und ausreichende Regeneration. Schöne Erlebnisse und Unternehmungen mit den Kindern mag ich natürlich gern, und diese sind im Urlaub wahrscheinlicher als im Alltag. Ich hoffe, dass wir schöne Dinge zusammen erleben werden und alle dadurch wieder etwas Auftrieb kriegen.

Am Montag hat der Große seinen letzten Kitatag. Das wird sehr emotional. Danach betreuen ihn meine Eltern für 3 Tage hier vor Ort. Sofern sie am Nachmittag auch die Kleine übernehmen, kann ich auf etwas Ruhe und Freizeit hoffen. Das würde mir gut tun, und den Kindern sicherlich auch. Auch Menschen, die sich mögen, brauchen mal Pause voneinander. Und wenn wir dann alle wieder etwas mehr in unserer Mitte sind, könnten wir vielleicht etwas entspannter in unseren Sommerurlaub starten. Vielleicht freuen sich dann die Kinder auch wieder auf uns und umgekehrt...

5 Kommentare:

  1. Da ist ja dann nächste Woche wenigstens noch ein kleiner Lichtblick mit Hoffnung auf etwas Zeit für dich. Wir sind ja noch im Urlaub und obwohl ich das in diesem Jahr ganz gut 'aushalte' sieht Erholung anders aus. Jetzt im Moment sitze ich müde mit dem Jüngsten auf dem Sofa, während alle anderen noch schlafen. LG, Micha

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    1. Ach Mensch, ich drück Dich! Erholung erwarte ich schon gar nicht mehr, aber wenigstens ein halbwegs harmonisches Miteinander-Auskommen. Ist im Moment nicht drin. Ich bin aber gerade auch sehr schnell gestresst und merke, dass ich umso mehr Ruhe brauche, je älter ich werde. Also ab morgen noch mehr, hihi.
      Ich hoffe einfach, dass der Tapetenwechsel was bringt oder die Kinder durch ein Wunder wieder etwas familienkompatibler werden;-)
      Liebe Grüße und einen angenehmen Urlaub noch!

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  2. Und nehmen deine Eltern die Kleine nachmittags mal?

    Ich vermute, dass es so wie die den meisten Menschen geht. Dafür muss man nicht hochsensibel sein, denn eine Pause voneinander tut zwischendurch einfach gut. Sicherlich trifft es dich aber stärker, wenn du genau solche Pausen nicht bekommst und die wahrgenommene Belastung ist offenkundig höher. Auch ich brauche meine Pausen und fühle mich längst nicht so an den Grenzen wie du. Ich denke aber auch, dass ich an meine Grenzen gar nicht so gehe, weil ich eben meine kleinen Pausen habe.

    Ich wünsche dir also ganz viele kleine Pausen und bald eine große erholsame.
    Ansonsten einen schönen Urlaub euch Vieren (trotzdem).

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    1. Ja, es hat geklappt, sie haben sie mit dem Großen zusammen abgeholt und an zwei Nachmittagen sowie einen Tag ganztägig betreut. Ich habe immer etwas länger gearbeitet und danach Besorgungen gemacht, aber hatte wenigstens nach der Arbeit frei, das war wunderbar. Da ich aber weiterhin sehr gereizt bin und mir jedes Geräusch schon morgens körperlich weh tut, weiß ich, dass es zu spät war und ich schon zu weit über's Limit bin. Das bedrückt mich sehr, weil ich eigentlich nach meiner Kur sehr erholt und ausgeglichen war.
      Ich brauche einfach unheimlich viel Regenerationszeit, deutlich mehr als viele andere Menschen. Pause von den Kindern habe ich zwar auf der Arbeit, aber das ist ja keine Erholung. Ich hoffe, dass ich meine Kraft bald wieder finde.
      Danke Dir und liebe Grüße!

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  3. Ohje das hört sich ja gar nicht gut an. Ich hoffe du hattest diesen Sommer dann irgendwann noch etwas Zeit für dich. Ich hatte als meine Kinder noch bei mir zu Hause waren auch oft mit mir selbst zu kämpfen, da ich öfter Zeit für mich selbst brauchte. Als Mama geht das aber nun mal öfters nicht. Das bedeutet viel Arbeit an einem selbst. In ganz schlimmen Zeiten, habe ich auch Stimmungsaufheller wie diese von vitaminexpress.org/serosan genommen. Die helfen, wenn gar nix mehr geht. Auf die Dauer hilft aber nur 1. die Kinder zu anderen Tätigkeiten motivieren, die sie ohne ihre Eltern machen und 2. selbst Taktiken erarbeiten, mit denen man sich an den allermeisten Situationen immer wieder erfreuen kann egal wie stressig sie zuerst erscheinen. Ich hoffe, das hilft vielleicht etwas.

    Grüße von Gisela

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