Montag, 27. Juli 2015

Autonome Kinder Teil 3 - Interview mit Jesper Juul

In meinen beiden Beiträgen Autonome Kinder und Autonome Kinder Teil 2 habe ich das Phänomen der autonomen Kinder anhand von Ausschnitten aus Büchern von Jesper Juul sowie diversen Webseiten umrissen. Er erwähnt das Thema mehrfach am Rande und meine Zusammenfassungen sind auf reges Interesse gestoßen. Da es bisher an weiteren Erkenntnissen mangelt, habe ich mich entschlossen, ein Interview mit Jesper Juul zu führen und ihm die Fragen zu stellen, die mich und viele andere Leser dieser Texte interessierten. Die Grundlagen zum Thema autonome Kinder können in meinen beiden erwähnten Texten nachgelesen werden, ebenso die Bücher, in denen Juul es anschneidet.

Interview mit Jesper Juul vom 20. Juli 2015

Herr Juul, in einigen Ihrer Bücher schneiden Sie das Phänomen der autonomen Kinder an. Das sind besonders unabhängige, kompromisslose, nicht manipulierbare Kinder, die man nicht nach gängigen Maßstäben erziehen kann. Ich stelle das Thema auf meinem Blog vor und habe große Resonanz dazu bekommen. Es scheint viele solcher Kinder zu geben, auch wenn das Thema nicht sehr bekannt ist. Wie sind Sie selbst auf das Thema aufmerksam geworden?

Juul:
Ich entdeckte diese Kinder vor vielen Jahren, als ich in einem Institut für „Verhaltensauffällige Kinder“ (9-16) arbeitete. Sie werden oft als „jenseits pädagogischer Erreichbarkeit“ beschrieben und ich fand heraus, dass sie sehr wohl erreicht werden können, wenn man ihre Autonomie respektierte. Wenn ihre Eltern dazu auch in der Lage waren, waren alle zufrieden und manchmal waren wir auch erfolgreich darin, ihre Lehrer oder Pflegeeltern anzuleiten.

Warum gibt es bisher so wenig Forschung dazu? Werden Sie sich darüber zukünftig mal ausführlicher äußern?

Juul:
Die meisten Untersuchungen arbeiten nach dem alten Paradigma, das sich nicht daran orientiert, wie Kinder ihre eigenen Lebenswirklichkeiten und Beziehungen wahrnehmen, sondern sich auf die Schwierigkeiten konzentriert, die Erwachsene haben, wenn sie versuchen, mit ihnen in Beziehung zu treten oder sie zu erziehen. Im Allgemeinen wird das Verhalten von Eltern und Pädagogen nicht in Frage gestellt. Stattdessen werden Erziehungsmethoden erdacht.

Kennen Sie persönlich autonome Kinder? Wenn ja, wie kommen Sie mit ihnen klar, wie begegnen Sie ihnen, was machen Sie, wenn Sie nicht mehr weiter wissen?

Juul:
Ich kenne Hunderte, darunter meinen Enkel, der jetzt 10 Jahre alt ist. Mein Glück ist, dass ich mich nie darauf fokussiert habe, mit Kindern in einer kindangepassten Weise umzugehen. Deshalb bin ich ihnen einfach wie Erwachsenen begegnet. Als Ergebnis waren diese Kinder nie „schwierig“, wenn sie mit mir allein waren. Es dauerte allerdings fast 30 Jahre, bis ich mir dessen bewusst wurde. Deshalb rate ich oft Erwachsenen, die „alles versucht“ haben, einfach die Wahrheit auszudrücken, zum Beispiel: „Ich weiß jetzt einfach nicht mehr weiter mit Dir, kannst Du mir helfen?“


Viele Eltern berichten, dass die Autonomiephase mit solchen Kindern eine ungeheuerliche Herausforderung ist. Wie kommen beide Seiten unbeschadet hindurch?

Juul:
Für wahre autonome Kinder ist es nicht nur eine Phase, sondern eine lebenslange Existenzweise. Es stimmt, dass alle Kinder eine Phase wie diese durchmachen – im Alter von ca. 2 Jahren (was die Amerikaner „The Terrible Two“ nennen), und es ist auch wahr, dass viel zu viele Eltern sich in dieser Phase destruktiv verhalten, weil sie das natürliche und gesunde Verhalten ihrer Kinder als „Trotz“ interpretieren.

Der beste Weg, um schädliches Verhalten gegenüber beiden Arten von Kindern zu vermeiden, ist, ihr Bedürfnis nach Autonomie anzuerkennen und ehrlich und offen zuzugeben, welche Schwierigkeiten die Eltern haben. Es schadet einem Kind nicht, wenn seine Eltern den adäquaten Umgang mit ihm schwierig finden, so lange sie dem Kind nicht die Schuld dafür geben – d.h. „Ich finde es schwierig/ unmöglich, mit Dir angemessen umzugehen“ anstatt „Du bist unmöglich…“. Letzteres gibt dem Kind die Schuld, anstatt dass der Erwachsene die Verantwortung für seine erfolglose Anleitung übernimmt.

Haben Sie schon einmal ein autonomes Kind über viele Jahre hinweg begleitet und gesehen, wie es sich weiterentwickelt? Haben Sie spezielle Tipps für die Schulzeit und die Pubertät?

Juul:
Ja, viele, und sie werden oft sehr erfolgreich. Viele von ihnen müssen einen unbequemen Weg gehen, wenn sie Liebesbeziehungen eingehen, weil ihre Partner ihre Autonomie als Mangel an Liebe interpretieren.

Der Tipp ist immer derselbe: wahrhaftig zu sein und die Autonomie der anderen Person zu respektieren. Auf diese Weise können wir eine Menge mit und von diesen Kindern lernen, und je bereitwilliger wir uns auf diese Regel einlassen, umso erfolgreicher werden wir als Eltern und Lehrer sein.

Viele Rückmeldungen zu meinen Texten handeln davon, dass die Eltern sich rückblickend auch als autonome Kinder erkennen, wenn auch durch Erziehung gedeckelt. Was meinen Sie dazu, ist diese Wesensausprägung vererbt?

Juul:
Ich habe die gleiche Erfahrung, aber ich weiß nicht, ob die Veranlagung vererbt wird.

Was viele Eltern als schwierig im Umgang mit einem autonomen Kind empfinden, ist die Zurückweisung der elterlichen Liebe. Haben Sie dafür eine Strategie oder einen Trostgedanken, damit man das nicht zu persönlich nimmt?

Juul:
Es ist wichtig, dass diese Eltern realisieren, dass ihr Kind nicht die Liebe zurückweist, sondern lediglich die Art und Weise, wie sie sie ausdrücken. Was von ihren Geschwistern höchst geschätzt werden mag, lehnt das autonome Kind ab. Das ist ähnlich wie bei erwachsenen Partnern: die Art und Weise, wie wir unseren zweiten Partner zu lieben lernen müssen, ist anders als beim ersten.

Wie stehen Sie zu dem Gedanken, es handle sich bei autonomen Kindern eigentlich um ADHS-Kinder?

Juul:
Das ist kompletter Unsinn. Autonome Kinder haben kein Aufmerksamkeitsdefizit. Es ist aber dennoch interessant, dass ADHS-Kinder auch positiv reagieren, wenn sie würdevoll behandelt werden.

Herr Juul, ich danke Ihnen sehr für die Beantwortung der Fragen und hoffe, dass die Forschung zu diesem Thema voranschreitet.

Ich möchte weiterhin auf meinem Blog Erfahrungsberichte über autonome Kinder sammeln und rufe ausdrücklich dazu auf, diese hier zu teilen. Sollte ich auf neue Forschungsergebnisse stoßen, werde ich diese ebenfalls hier vorstellen. Wer die auf Englisch gegebenen Original-Antworten nachlesen möchte, kann sich gern bei mir melden. Mit diesem Interview habe ich mir übrigens meinen eigenen, in diesem Text vom April 2015 geäußerten Wunsch erfüllt.

Ich danke Herrn Jacob Hochrein vom Beltz Verlag für die Vermittlung des Interviews und die freundliche Betreuung. Gern verweise ich in diesem Zusammenhang auf ein neu aufgelegtes Buch von Jesper Juul im Beltz Verlag: Das Familienhaus: Wie Große und Kleine gut miteinander auskommen.

Hier die Vorgängertexte:
Autonome Kinder
Autonome Kinder Teil 2

Hier der Verweis auf Teil 4 zur Pubertät:
Autonome Kinder Teil 4 - Pubertät

Und hier ein Link zum Erfahrungsaustausch in einem Babyforum:
https://www.rund-ums-baby.de/erziehung_elternforum/Autonome-Kinder-suche-Erfahrungsaustausch_81648.htm

Wenn euch meine Artikel über "Autonome Kinder" weitergeholfen haben, würde ich mich sehr über ein kleines Dankeschön freuen. Über diesen Button könnt ihr mir einen Kaffee "spendieren":

27 Kommentare:

  1. Das ist alles unglaublich interessant. Ich liebe ja Jesper Juul und ich glaube, dass man auch mit nicht "autonomen" Kindern genauso umgehen sollte. Der Einfachheit halber macht man es nur leider nicht immer.

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    1. Ja, das stimmt schon, aber bei autonomen Kindern funktioniert es wirklich NUR so, im Unterschied zu "normalen" Kindern, wo man mit dem "einfachen" Weg eben oft durchaus ans Ziel kommt. Undenkbar bei einem autonomen Kind. Ich habe ja den direkten Vergleich in meinen beiden Kindern und kann wirklich sagen, dass die normalen Erziehungsvorstellungen, die man selber hatte und überall nachlesen kann, bei meiner Kleinen im Grunde funktionieren, was beim Großen ja nie der Fall war. Das ist der Unterschied, auch in Hinblick auf die Ratschläge und Anregungen.
      Liebe Grüße!

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  2. Oh, wie schön. Ich lese gerade "Vier Werte die Kinder ein Leben lang tragen" und dort wird das Thema ja auch angeschnitten. Wirklich sehr interessant. Ich werde mich unbedingt auch noch mit deinen zwei anderen Artikeln auseinandersetzen...

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    1. Ja, ich erwähne es in meinem Teil 2 der Reihe "Autonome Kinder". Leider ist eben alles so verstreut. Falls Dir noch irgendwo was unterkommt, bitte mir gerne Bescheid geben.
      Und danke für Deinen Kommentar!
      Liebe Grüße!

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  3. Hast Du Jesper Juul selber getroffen? Oder war es ein Telefoninterview?
    Auf jeden Fall hast Du meinen größten Respekt davor, dass Du so engagiert die Themen recherchierst! Wahnsinn!

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    1. Danke für das Kompliment! Das Thema beschäftigt mich sehr und ich finde es schade, dass es so wenig darüber zu lesen gibt. Deshalb dachte ich, es ist am besten, wenn ich Juul selbst befrage. Es war ein Email-Interview durch Vermittlung seines Verlages.
      Liebe Grüße!

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  4. Hallo, ich vermute sehr stark, dass mein Sohn auch ein "autonomes" Kind ist. Da ich auch durch diesen Autor darauf aufmerksam geworden bin und mich bei dir und der alleinerziehenden Mama belesen habe, musste ich auch sofort weinen, weil es auch diese Übereinstimmungen bei ihm gibt und alle Versuche mir Hilfe zu holen, gescheitert sind.
    Ich hatte (habe) auch die Vermutung wegen ADHS gehabt, da ich mir sein Verhalten einfach nicht erklären kann und ich schon so viel versucht habe.
    Dennoch hab ich jetzt so einiges hier gelesen und trotzdem noch nicht verstanden, wie ich genau mit diesen Situationen umgehen soll? Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten.
    Ich bin auch alleinerziehende Mama und bin wirklich am Ende.

    Liebe grüße und danke für diesen Blog

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    1. Hallo Stefanie, danke für Deinen Kommentar! Ich kann mir vorstellen, dass Du am Ende bist als Alleinerziehende, solche Kinder sind wirklich so schwierig zu händeln, das können sich Außenstehende nicht vorstellen. Den ADHS-Verdacht hatten wir auch, ca. bis er 1,5 Jahre alt war. Dann kamen andere Verhaltensmuster zum Vorschein, die nicht dazu passten.
      Wie man mit den Situationen umgehen sollen, muss jeder irgendwie selbst ausprobieren. Juul äußert sich dazu leider auch nicht konkret. Das Wichtigste ist, die Autonomie der Kinder erstmal anzuerkennen und zu akzeptieren, dass sie eben anders sind als andere Kinder. Im Alltag ist es sehr schwierig. Möglichst viel allein machen lassen, gleichzeitig aber evtl. Gefahren oder Misserfolge voraussehen und vorbeugen. Zeit geben, d.h. etwas mehrmals ankündigen, dann ruhen lassen (also nicht drängen), dann nochmal (funktioniert bei uns auch nicht immer). Wie Juul schreibt: das Kind fragen, was man machen soll. Kein Reglementieren, kein Vorschreiben, keine pseudopädagischen Aussagen, keine Machtkämpfe. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es leicht gesagt ist, bei uns funktioniert es auch mal besser, mal schlechter. Es gibt keine "Wundermethode", diese Kinder werden nie so wie andere. Das, was ich von Eltern älterer autonomer Kinder gelesen habe, bleibt es immer anstrengend und schwierig, das ganze Leben lang. Sie wählen immer den steinigsten Weg. Das ist auch für mich schwer zu akzeptieren. Ich glaube, jeder muss da irgendwie selbst herumprobieren. Jedenfalls: das, was bei anderen Kindern funktioniert, funktioniert bei autonomen Kindern nicht (manipulieren, bestechen, Konsequenzen androhen etc.). Dagegen sind sie immun. Also bleibt einem gar nicht viel anderes übrig, als ungewöhnliche Wege zu gehen. Aber glaub mir, bei uns ist es trotz mittlerweile 4 1/2-jähriger Erfahrung auch fast jeden Tag schwierig. Das nur als Trost für Dich.
      Wenn ich noch mehr Infos finde, schreibe ich hier wieder.
      Liebe Grüße und alles Gute!

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  5. Hallo :)

    Ich bin durch Zufall auf das Thema "autonomes Kind" gestoßen. Meine Tochter scheint dazu zugehören. Auch bei ihr passt alles wie die Faust aufs Auge. Mit nicht mal 9 Monaten hat sie ihre ersten freien Schritte gemacht und sie hasst es wenn man ihr hilft. Sie hat einen sehr starken und ausgeprägten Willen. Mir zugute kommt, das ich ohnehin schon einen anderen Weg gehe was die "Erziehung" betrifft ;) Manipulation stand für mich ohnehin nie zur Debatte und auch Konsequenzen nicht, ich werde mein Kind nicht bestrafen. Ich kann an der Stelle nur http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/?m=1 empfehlen ;)
    Lieben Gruß
    Kathy

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    1. Hallo Kathy,
      schön, dass Du auf meine Texte gestoßen bist! Es ist faszinierend, dass wirklich die meisten Eltern autonomer Kinder berichten, dass sie das so ziemlich von Anfang an oder sehr früh in der Entwicklung merkten. Es ist toll, dass ihr so gut zusammen funktioniert und Du auf sie eingehst. Hast Du nicht manchmal/oft das Gefühl, an Deine Grenzen zu stoßen oder nicht mehr weiterzuwissen?
      Liebe Grüße!

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    2. Ich habe auch so ein Exemplar. Wird gerade drei und wenn mich die anderen Eltern dann anreden wegen der "Trotz"phrase hab ich immer nur gedacht: Naja, was heißt Phase? Das war schon immer so!
      Ich habe mich auch immer gewundert, wenn ich Texte gelesen habe, dass man Kinder nicht manipulieren soll/darf oder erpressen als erzieherisches Mittel, weil ich nicht gewusst hätte, wie das bei meiner Tochter ansatzweise funktionieren sollte. Irgendwann wurde mir dann dieses ganze Erziehungsding zum Rätsel, weil absolut gar nix jemals Erfolg hatte. 1000 Mal reden nicht, ignorieren nicht, Erpressung nicht, Tricksen nicht, einfach gar nichts. Und hab mir dann schon gedacht, ich bin komplett unfähig, es muss ja irgendwann mal irgendwas funktionieren wie bei anderen auch. Streckenweise habe ich resigniert und gedacht, dass es eh alles keinen Sinn hat, soll sie halt tun, was sie will, ich gebe auf.
      Phasenweise ging es dann soweit, dass sie beschlossen hat, nicht mehr zu schlafen (ca. mit 2,5). Das hat mir niemand so recht geglaubt, aber sie lag tatsächlich hundemüde im Bett mit mir und hat stundenlang auf irgendeinen Punkt gestarrt mit weit aufgerissenen Augen, als würde sie immer denken: Nein, ich schlaf jetzt nicht.
      Oft war ich am Ende meiner Kräfte (bin auch alleinerziehend), aber es hat ja auch ganz viele Vorteile. Je älter sie werden, desto mehr können sie dann auch tatsächlich alleine machen. Klo gehen, anziehen, im Geschäft einkaufen, im Restaurant bestellen, Essen aus dem Kühlschrank holen, mir Kaffee machen, all das klappt bei uns mittlerweile komplett allein, aber nur, wenn sie will. Und sie ist noch nicht mal ganz drei.

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    3. Liebe Martina,
      so ging es mir auch oft. Alles, was man so an "erzieherischen Methoden" kennt, funktioniert nicht. Absolut gar nicht. Daran bin ich auch erstmal verzweifelt, weil es eben auch keine andere Methode, keine Alternative gab, die funktioniert hätte. Wenn ich gesehen habe, wie schnell sich andere Kinder in der Trotzphase wieder emotional einfangen, bestechen oder manipulieren lassen, hab ich immer den Kopf geschüttelt. Das hat bei meinem Sohn nie funktioniert. Mittlerweile muss ich sagen, dass er mit fast 5 etwas zugänglicher geworden ist. Aber man sieht weiterhin deutlich den Unterschied zu seiner kleinen Schwester, die auch oft Dinge "uns zuliebe" macht, um uns zu gefallen, um zu kooperieren, mit der man Deals und Kompromisse machen kann.
      Das mit dem Schlafen war sicher wahnsinnig anstrengend, das hatten wir nicht. Irgendwann hatte er das Ritual des Schlafengehens akzeptiert und macht seitdem erstaunlich wenig Probleme, wenn man seine schlaflose Babyzeit erinnert. Meine Erfahrung ist auch, dass das Älterwerden vieles einfacher macht, das hätte ich nicht geglaubt.
      Vielen Dank für Deine Erfahrungen!
      Liebe Grüße!

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  6. Hallo,
    ich bin auch über J.Juul auf das Thema gestoßen und hatte sofort das Gefühl, dass meine Tochter dazugehört. Allerdings kann ich nicht sagen, dass wir ständig Schwierigkeiten mit ihr gehabt hätten, aber Schwierigkeiten zu erklären, warum ich von ihr nicht so viele Dinge verlange, wie die anderen Mütter das taten. Auch ich habe verstanden, dass man sie nicht zwingen kann, auch deshalb weil ich mich an meine Vergangenheit erinnern kann (wahrscheinlich wahr auch meine Mutter schon autonom...). Für mich passt unser Verhältnis so und Dein Blog bestärkt mich nur nochmal darin und hilft gegen die Einsamkeit und das Unverständnis. Ich bin auch davon überzeugt, dass in unseren Kreisen für alle Kinder zu viel gemacht wird, was "man machen sollte" und zu wenig auf die echten ureigenen Bedürfnisse der Kinder geachtet wird. Eigentlich sind die autonomen Kinder sehr gute Lehrer für uns, mit all unseren festgefahrenen Vorstellungen. Komischerweise lernen die Kinder trotzdem alles, auch ohne unseren pädagogischen Verrenkungen. Viele Grüße, Andrea

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    1. Vielen lieben Dank für den Kommentar und Deine Gedanken! Ich finde es toll zu lesen, dass anscheinend doch so viele Eltern ganz gut mit ihren autonomen Kindern klarkommen und hauptsächlich Probleme mit dem Druck der Gesellschaft haben. Wie alt ist denn Deine Tochter? Schön, dass ihr einen guten Weg miteinander gefunden habt. Hast Du noch irgendwelche Alltagstipps, die bei euch gut funktionieren?
      Liebe Grüße!

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  7. Hallo, ich kann ergänzen, dass unsere Tochter 11 Jahre ist und körperlich zumindest schon voll in der Pubertät. Wenn ich J. Juul lese, dann ist aus meiner Sicht das Gefühl der Einsamkeit wesentlich. Für mich steht im Vordergrund das Gefühl der Einsamkeit zu vermeiden und besonders Dinge zu tun, wo wir alle zusammen etwas machen und jeder etwas beitragen kann, also auch unsere Tochter. Der Schlüssel ist, zu finden, was das Kind gerne mit anderen, also uns macht und das aufzunehmen. Alles andere kann ich als eigenen Wunsch formulieren, aber alles was darüberhinaus geht wird zur Abwehr führen. Das was Juul schreibt bezüglich der Pubertät kann ich mir auch noch nicht vorstellen.
    Aber ein bisschen Zeit ist ja noch.
    Gruß Andrea

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    1. Hallo Andrea,
      hast Du mitbekommen, dass ich mittlerweile einen Teil 4 zur Pubertät geschrieben habe? Mich würden sehr Deine Erfahrungen und Einschätzungen interessieren, kannst gern dort auch kommentieren:
      http://fruehlingskindermama.blogspot.de/2015/12/autonome-kinder-teil-4-pubertat.html
      Juul erwähnt da auch nochmal die Einsamkeit, die, glaube ich, in der Pubertät noch extremer zum Vorschein kommt. Ihr habt tolle Wege gefunden. Das, was Du beschreibst, versuche ich auch schon ganz lange bei meinem Sohn, mit mal mehr, mal weniger Erfolg. Wir üben noch :)
      Danke Dir und liebe Grüße!

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  8. Danke erst mal für deine tolle Zusammenfassung zu diesem Thema. Ich bin schon einmal über den Begriff "autonomes Kind" beim Lesen eines J.Juul-Buches gestolpert und habe damals fasziniert festgestellt, dass vieles der Beschreibungen auf unseren älteren Sohn (7) passen. Ich habe es aber immer abgelehnt ihn in irgendeine "Schublade" zu stecken. Ich wollte kein "besonderes" Kind. Erst seit ich den direkten Vergleich zu seinem kleinen Bruder (3) habe, weiß ich, dass er "anders" ist.
    Momentan sind wir sehr ratlos und auch voll Sorge, weil es zuhause ständig Streit und Machtkämpfe gibt. Wutausbrüche, Machtkämpfe und gemeine (Eifersuchts)-Attacken auf seinen Bruder stehen an der Tagesordnung. Er ist schon immer ein sehr aufmerksames, phantasievolles Kind gewesen. Er hatte von Anfang an eine extreme Körperspannung,ist mit 5 Monaten gekrabbelt und mit 11 Monaten gelaufen.
    Was bei unserem Kind immer schon sehr stark ausgeprägt war, ist die absolute Abneigung gegen gewisse Kinder, Leute (leider aus unserem Freundeskreis), die er für uns ohne besonderen Grund ablehnt. Auch seine extreme Art Bücher, Filme, Hörspiele ect. in sich aufzusaugen und immer und immer wieder sehen oder hören zu wollen, ist für mich jetzt im Vergleich zum Kleinen eine hervorzuhebende Eigenschaft. Er spielt alles gehörte, gesehene, gelesene sofort nach und kann noch Stunden und Tage danach alles haargenau nacherzählen... Im Kindergarten und jetzt auch in der Schule gibt es Gott sei Dank keine Probleme. Aber zuhause kann er sich ganz schrecklich und immer wieder über ungerechte, (in seinen Augen) hässliche (!), Pädagogen auslassen, die in irgendeiner Form Zwang oder Macht auf die Kinder auzuüben versuchen. Mich macht es oft sehr traurig, dass er im Alltag oft so kompromisslos und gefühlskalt über Menschen urteilt, aber bei Filmen und Büchern oft zu großes Einfühlungsvermögen zeigt (was ihm ständig schlaflose Abende beschert, weil er nicht aufhören kann über gesehene Dinge nachzudenken)...
    Wir empfinden ihn oft als extrem egoistisch und absolut nicht Team-fähig. Obwohl er mit gleichaltrigen Cousins/Cousinen aufwächst, arten Familientreffen oft in Machtkämpfe aus. Er versucht mit aller Kraft, der Chef zu sein, und das stresst ihn selbst oft so, dass Streit vorprogrammiert ist. Alle gut gemeinten Versuche ihn ein bisschen "sozieler und empathischer" werden zu lassen, scheiterten bisher kläglich. Mannschaftssport wie Fußball und Eishockey hätten wir ihm ermöglicht. Wir waren ein paar mal beim Leichtathletik-Training, musikalische Früherziehung haben wir versucht. Er hat aber absolut kein Interesse sich einem Trainer unterzuordnen. Er spielt lieber am Spielfeldrand ein eigenes Spiel...
    Er kann oft stundenlang in seinem Zimmer spielen und sieht jede Freizeit-Aktivität zusätzlich zur Schule als Stress und weigert sich oft auch nur jemanden zu besuchen. Ich versuche eh schon so gut es geht alle weiteren Aktivitäten zu vermeiden, aber manchmal ist es echt so kräftezehrend, über jeden Besucher vorher zu diskutieren...
    Im Gespräch mit Lehrerin und Kindergartenbetreuer habe ich aber immer erfahren, dass er lustig und integriet ist, zwar lebendig und immer am Grenzen austesten, aber absolut kein Einzelgänger...
    Ich wird einfach nicht schlau aus unserem (natürlich trotzdem) Lieblig!
    Vielleicht habt ihr ähnliche Erfahrungen, oder Tipps für mich?


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    1. Das hört sich ähnlich an wie mein Sohn, der ist Asperger-Autist

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  9. Hallo, ich nochmal mit der elfjährigen Tochter: von Deinem Bericht kenne ich einige Abschnitte sehr gut. Wir haben gerade den Klavierunterricht beendet, weil sie sich anscheinend alleine vom festen Termin zu sehr beengt fühlt. Mannschaftssport oder Orchester o.ä. hätte ich von Anfang an nicht versucht. Es ist manchmal schon beängstigend, wie sehr sich diese Kinder abgrenzen. Aber schau mal, ein Mensch, der sich Szenen oder ganze Geschichten lange detailgetreu merken kann, der hat so viel im Kopf und zu verarbeiten. Da kann ich schon verstehen, dass viel Freiraum nötig ist, um diese Dinge erstmal in den Griff zu kriegen.
    Die Frage ist doch, wenn ich Kontakt zu anderen|Familie pflege, muss mein Kind das dann auch tun. Das ist manchmal , kompliziert, aber dem Hausfrieden tut es sehr gut, wenn ich meine Kontakte dann lieber alleine pflege und das Kind dann vielleicht lieber Zeit alleine verbringt. Zwang bringt einfach nichts. Wie J.Juuls schreibt, klappts bei uns auch am besten, wenn wir die Tochter eher wie einen Erwachsenen behandeln. Es ist schon manchmal etwas schmerzhaft, aber ich finde immer, dass ich dafür ein positives Verhältnis zu meinem Kind gewinne, ist doch ein guer Lohn dafür.
    Übrigens, wie siehst Du das Geschwisterverhältnis bei Deinen Kindern? Ich Frage mich immer, in wie weit mein kleiner Sohn durch die Autonomie meiner Tochter beeinflusst ist oder durch unsere Erziehung.
    Viele Grüße, Andrea

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  10. Hallo,

    ich lese zur Zeit Jesper Juuls Bücher und nachdem ich den Bericht des autonomen Mädchens gelesen hatte, indem Jesper Juul die Anmerkung macht, sich doch per Mail bei familylab zu melden, falls man sich dort im Bericht wieder findet bzw. sein Kind.

    Das habe ich gemacht und über meine 2 1/2 jährige Tochter berichtet.
    Kurz darauf bekam ich eine Antwort und mir wurde mitgeteilt, dass 2017 ein Buch über autonome Kinder von Jesper Juul erscheinen wird.
    Es werden wie in seinen anderen Büchern üblich Elternberichte und die Antworten dazu von Jesper Juul gedruckt.

    Ich kann es kaum erwarten dies zu lesen, da ich schon so lange nach einer Erklärung für das Verhalten meiner Tochter gesucht habe. Und ich eine zeitlang auch an ADHS dachte (mich zum Glück meine beste Freundin immer beruhigt hat, dass diese Kinder nochmal ganz anders sind).
    Mir ist förmlich ein Stein vom Herzen gefallen als ich die Beschreibung eines autonomen Kindes gelesen hatte! Endlich kann ich meine Tochter richtig einordnen und viel besser mit ihr umgehen.

    Ich versuche inzwischen mit einigen "Methoden" von Juul unseren Alltag besser zu meistern und das (so finde ich) mit sehr gutem Erfolg!
    Wir "verdonnern" Sie jetzt nicht mehr zum Schlafen, sondern geben ihr die Möglichkeit mit einem Nachtlicht noch so lange in ihrem Bett mit ihren Kuscheltieren zu spielen, bis sie selbst müde wird und einschlafen möchte. Und ich erkenne mein Kind fast nicht wieder, da wir ansonsten fürchterliche Machtkämpfe mit ihr hatten.

    Auf meine E-Mail bekam ich noch keine direkte Antwort unserer Fragen. Aber mir wurde das Buch von Andrea Kästle und Mathias Voelchert (Leiter von familylab Deutschland)
    Ich geh aber nicht mit zum Wandern!: Die 50 häufigsten Familienkonflikte und wie Sie da gut wieder rauskommen

    empfohlen. Darin wird auf besonders willensstarke Kinder eingegangen so Herr Voelchert, der mir auf meine Mail antwortete.

    Ich finde es klasse, dass hier nochmal alles zusammengetragen wurde und hoffe, dass sich diese Erkenntnis über unsere autonomen Kinder in der Welt verbreitet und vielen anderen Eltern, aber besonders den Kinder helfen kann!!

    Lieben Gruß

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    1. Vielen Dank für die Infos, das wäre ja phantastisch, wenn das Buch wirklich käme!
      Wir haben übrigens auch so ca. die ersten 1 1/2 Jahre an ADHS gedacht, auch, weil wir keine anderen Erklärungen hatten. Mittlerweile schließe ich das eigentlich aus. Euer Schlafritual würde bei uns, glaube ich, nicht funktionieren, da unser Sohn sozusagen das Signal von außen braucht: so, jetzt ist Schlafenszeit. Er ist nie selbst eingeschlafen, auch wenn er todmüde war, sondern musste immer zum Schlafen angehalten werden. Aber Kinder sind so unterschiedlich und wenn es bei euch so funktioniert, ist es ja für alle perfekt.
      Das Buch "Ich geh aber nicht mit zum Wandern" habe ich sogar selbst, aber bisher nur angelesen. Mal sehen, was mich da noch erwartet.
      Danke nochmal für die tolle Info und liebe Grüße!

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  11. Liebe Andrea,
    Wie sehe ich das Geschwisterverhältnis unserer beiden Söhne... Nachdem der Große so extrem fordernd ist, hab ich oft das Gefühl, ich würde den Kleinen zu wenig fördern. Aber das ist vielleicht generell das Los des Zweiten ;-)...
    Obwohl die Beiden sehr viel streiten, lieben sie sich doch. Der Große will aber immer dominieren, wenn nicht sogar unterdrücken. Am liebsten wäre ihm, er hätte noch immer einen Baby-Bruder... Denn obwohl er sehr eifersüchtig auf den Kleinen ist, will er ihn doch ständig umarmen und beschnüffeln (er hat ihn schon als Baby immerzu fast zwanghaft "riechen" müssen). Natürlich will der Kleine keine Zärtlichkeiten von ihm, wenn er ihn doch ständig hänselt und ihm auch weh tut. Woraufhin der Große sich zurückgewiesen fühlt und noch gemeiner wird...
    Ein Teufelskreis, der sich täglich aufs neue wiederholt. Der kleine hat durch seine recht unkomplizierte Art natürlich auch weniger Konflikte mit uns. Wir sind aber auch schon viel toleranter geworden, müssen nicht mehr alles ausfechten...
    Das mit dem "wie Erwachsenen behandeln" ist für mich sehr schwierig, vor allem wenn er Aussagen tätigt, die so in die Richtung gehen " wenn ich etwas nicht will, muss ich das nicht machen" (aufstehen, Hausübung machen, Zähne putzen...). Das Wort "Pflicht" ist ein absolutes Reizwort für ihn. Aber um gewisse Sachen kommt halt niemand herum im Leben, egal wie "autonom" er ist...
    Wie ist das Verhältnis bei deinen Kindern? Lg Petra

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    1. Hallo Petra,
      sehr spannend, was Du berichtest! Vieles kenne ich auch. Ich hatte auch immer das Gefühl, dass meine pflegeleichte Kleine hinter dem Großen zurückstehen muss. Aber sie hat sich schon immer viel über Körperkontakt von uns zurückgeholt. Ich empfinde das Verhältnis meines Großen zur Kleinen auch als ambivalent: einerseits liebt er sie und sie war lange Zeit die einzige, die ihn kuscheln durfte. Andererseits ärgert er sie aber auch oft und fügt ihr bewusst Schmerzen zu. Das finden wir sehr unschön. Unser Großer will auch immer dominieren. Wir fechten aber auch nicht mehr alles aus.
      Mein Großer liebt eigentlich Regeln und feste Abläufe. Gleichzeitig hasst er Pflichten, besonders wenn sie nicht nachvollziehbar sind. Das akzeptieren wir weitestgehend, aber es war ein langer Weg bis dahin. Draußen passt er sich zum Glück (?) gut an.
      Liebe Grüße!

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  12. Hallo, Dankeschön für dein Artikel/Blog.
    Werde mich mit dem Thema nähr befassen; da ich seit einem jahr meine große sehr nachdenklich macht und ich mich frage was ich falsch gemacht habe.

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  13. Hallo,
    ich finde den Austausch sehr hilfreich hier, deshalb will ich auch mal berichten:
    Unsere Tochter ist dreieinhalb Jahre alt und mir ging es wie allen anderen hier, ich konnte vor Erleichterung nicht schlafen, nachdem ich sie als autonomes Kind erkannt habe.
    Ich war leider oft nicht sehr geduldig mit ihr und habe sie in ihrer Würde und Eigenständigkeit oft abgewürgt, weil ich es so anstrengend fand. Das war logischerweise für keinen ein guter Weg.
    Ich bin auch schnell gestresst, weil sie sehr laut ist und so viel Aufmerksamkeit braucht.

    Was mich richtig traurig macht: Seit kurzem wird sie zunehmend körperlich aggressiv.
    Ich weiß nicht ob es eine Folge davon ist, dass ich sie in ihrer Persönlichkeit so lange nicht richtig anerkannt habe oder ob sie als großes Geschwisterkind zusätzlich zur Eifersucht Schwierigkeiten damit hat, dass der kleine Babybruder jetzt mit fast einem Jahr auch was will und kann und sich auch wehrt.
    Es hat sehr plötzlich mit schubsen und hauen angefangen (den Bruder), mittlerweile tritt und beißt sie auch (vor allem mich, aber zuletzt auch die heißgeliebte und sehr verständnisvolle Oma), begleitet von grellem Schreien.
    Zuerst habe ich spielerisch darauf reagiert, dann mit absoluter Strenge, dann mit aufgeben und weinen, mittlerweile ist es ein Mischmasch aus allem, auch entschuldige ich mich manchmal bei ihr, dass ich sie in diese verzweifelte Ausdrucksweise gedrängt habe und sage ihr, dass ich versuche, besser auf sie einzugehen.
    Es wird in der Summe aber nicht besser, außerdem wird sie jetzt sogar aus "lapidaren" Anlässen aggressiv (Fernseher ausschalten, wenn die Folge vorbei ist). Manchmal droht sie mir auch zuerst und sagt "dann hau ich dich jetzt halt".
    Es tut mir so leid, dass sie scheinbar nicht mehr weiter weiß, als sich so zu wehren, gleichzeitig ertrage ich diese Ausbrüche oft einfach nicht.
    Ansonsten sind die Tipps und Erklärungen zum Umgang mit autonomen Kindern super. Vor allem: Druck rausnehmen. Seit wir sie fragen, ob sie noch Zähne putzt, macht sie es ausnahmslos!! Was war das für ein Kampf vorher! Und das zum Tagesbeginn und -Ende...genau wie das Anziehen. Sie trägt was sie will, evtl. geeignetere Sachen werden eben mitgenommen.
    Sie ist eine beeindruckende Persönlichkeit und die meisten Menschen sind absolut fasziniert von ihr. Ich habe immer Angst, dass ICH ihr dieses Feedback vor lauter Erschöpfung nicht gebe.
    Hoffnungsvolle Grüße von mir an alle anderen im Autonomie-Boot!

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  14. Hallo, ich freue mich über so viel zahlreiche Erfahrungen. Meine 3-jährige Tochter ist auch ein autonomes Wunder. Tränen, Wut, Angst und Streitereien ohne Ende begleiten uns jeden Tag. Es tut gut, dass ich ihr Verhalten nun einordnen kann. Mein Mann ist ebenso extrem autonom und gemäß den Erzählungen meiner Schwiegermutter war er als Kind ein ebensolches Exemplar. Ich hasse ebenso Fremdbestimmung und genau da liegt der Hund begraben, denn genau diese Konstellation macht es so schwierig. Meine Vermutung ist, dass es den Eltern so schwer fällt, etwas anzunehmen was unbequem ist und jeglichen Vorstellungen von Bilderbuch-Erziehung widerspricht, insbesondere wenn die Eltern ähnlich ticken. Annehmen hat auch etwas mit loslassen zu tun. Loslassen wiederum mit Kontrollverlust. Die Herausforderung ist für uns jeden Tag, standhaft zu bleiben und immer und immer wieder auf sein Bauchgefühl zu hören, auch wenn andere das anders sehen. Wie oft habe ich von Ärzten gehört „Ist sie immer so?“, denn meine Tochter hasst es sich von Ärzten untersuchen zu lassen. Ich mute ihr das deshalb nur zu, wenn es unbedingt sein muss. Ich vertraue darauf, dass sie bald besser verstehen wird, warum manche Dinge im Leben nicht vermeidbar sind.
    Ich versuche so kooperativ wie möglich zu sein und das wiederum macht sie kooperativer. Sie braucht immer Raum und Entscheidungsfreiheit, deshalb gekommt sie immer Optionen von mir. Schwierig wird es meistens, wenn mein Bedürfnis nach Selbstbestimmung aktiv wird, weil ich zB in Eile bin oder ungeduldig werde. Die Balance hier alle Bedürfnisse unter einrn Hut zu kriegen ist ein Drahtseilakt. Umso wichtiger ist 100%-ger Respekt voreinander.
    Ich wünsche euch allen viel Kraft und Mut, anderen entgegenzustehen, die meinen ihr seid zu nachgiebig und lasst euch tyrannisieren. Das tut ihr nicht, sondern ihr achtet die Persönlichkeit eurer Kinder mit Hingabe.
    VG Anke

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  15. Hallo!

    Wir haben auch ein autonomes Kind zuhause ... Obwohl ich eigentlich gar keine Schubladen aufmachen möchte. Ich sehe Charakteristika wie Autonomie, Hochsensibilität und z.B. auch das Asperger Syndrom gerne als eine Skala von 1 bis 100 und irgendwo auf dieser Skala findet sich dann jeder Mensch wieder.
    Ich würde meine vierjährige Tochter auf der Autonomie-Skala dann vielleicht so bei 85 einordnen :-)
    Auf sie trifft vieles zu - war schon immer (und ist es nach wie vor) etwas weiter als der Durchschnitt, sowohl motorisch als auch sprachlich.
    Ich habe irgendwann aufgegeben, mich mit anderen Müttern und Kindern zu treffen, weil sie als 8 Monate altes Baby auf dem Spielplatz schon sonstwohin gekrabbelt ist (und ich hinterher laufen musste), während die anderen Kinder eine Stunden lang im Sand saßen und die Mütter eine nette Unterhaltung führen konnten.
    Sie wollte als Baby nie kuscheln, erst als sie etwas älter wurde, kam sie ab und zu an (aber eigentlich nur zu mir und nur, wenn SIE das so wollte).
    Sie will alles selbst entscheiden, Beispiel: Sie sucht sich morgens seit ungefähr zwei Jahren ihre Klamotten selbst raus, insgesamt funktioniert das so am Besten, wenn auch nicht immer reibungslos. Manchmal wünscht sie sich von mir "mehrere Outfits", die ich ihr zur Ansicht zusammenstellen soll, um dann keines davon genauso anzuziehen (meist nimmt sie den Rock des einen Outfits, kombiniert ihn mit dem Oberteil eines anderen und sucht sich dann eine Strumpfhose aus dem Schrank dazu aus, die bei keinem Outfit dabei war ...).

    Wenn es mal besonders wichtig ist, dass sie kooperiert, bereiten wir sie teilweise monatelang darauf vor, so dass sie das Gefühl hat, es wäre ihre eigene Entscheidung gewesen. Z.B. bei der Schnullerentwöhnung. Ein halbes Jahr vor ihrem 3. Geburtstag habe ich ihr gesagt, dass sie den Schuller tagsüber bald abgeben muss. Und dass es ein guter Zeitpunkt wäre, wenn sie drei ist. Das habe ich dann wiederholt und wiederholt, bis sie schon selbst anderen Leuten erzählt hat, dass sie mit drei keinen Schuller mehr braucht.
    Natürlich ist das nur selten so durchführbar ... Aber ich versuche, sie immer auf alles vorzubereiten, damit sie zeitliche Abläufe schon mal in ihrem Kopf sortieren kann und nicht unvorbereitet irgendwohin mitgeschleift werden muss. Letzteres funktioniert nämlich seltenst. Gerade neulich hat sie noch im Kindergarten eine halbe Stunde gewütet, weil es ihr nicht gepasst hat, dass sie sich beeilen sollte mit dem Umziehen. Wir haben den Tanzkurs dann auch verpasst, was mich geärgert hat, weil wir dafür viel Geld ausgeben. Weswegen ich vermutlich auch mehr Druck gemacht habe als ich hätte sollen ...

    Insgesamt haben wir wirklich einen guten Weg gefunden, mit ihr umzugehen, eben weil wir das mit dem "Buffet der Angebote" schon lange praktizieren, ohne damals gewusst zu haben, dass sie ein autonomes Kind ist und dass das empfohlen wird.
    Ich glaube, sie hat das Glück, dass ich ein Mensch bin, der sich gut in andere hineinversetzen kann und ich deshalb schon früh richtig auf sie reagieren konnte. Außerdem war ich als Kind auch sehr willensstark (kann ich mich noch gut dran erinnern) und brauch(t)e nicht viel Körperkontakt. Insofern passen wir gut zusammen :-)

    Der kleine Bruder (nicht ganz zwei) ist bis jetzt übrigens ganz anders. Er ist extrem kuschelig, macht eigentlich alles, was man ihm sagt, läuft nicht weg ... Dafür ist er oft krank und schläft sehr schlecht ...
    Ich sage immer, meine Tochter ist tagsüber anstrengend und mein Sohn nachts ;-)

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